Gefährlich - Franz Reinisch

Am 1. Juli 1928 feierte Franz Reinisch in der Basilika Wilten seine erste heilige Messe. Wilfried Röhrig verfasste über diesen Aufrechten ein Musical, das am 3. November 2018 um 19.00 Uhr im Kurhaus Hall an sein Leben und Ringen erinnert.

Gefährlich Franz Reinisch - Musical über einen Aufrechten von Wilfried Röhrig 

Mit seinem spannungsreichen Leben, seinem Protest gegen das Naziregime und seiner Hinrichtung setzt sich das Musical von Wilfried Röhring auseinander. Unterhaltsam und anspruchsvoll, aber auch eine „gefährliche Er-innerung“, ein Appell für den aufrechten Gang und eine Mahnung, in allem auf das Gewissen.

Der aus Tirol stammende Ordensmann und Priester, Franz Reinisch, wird am 21. August 1942 in Brandenburg bei Berlin durch das Fallbeil hingerichtet. Der Pallottinerpater ist der einzige katholische Priester im Dritten Reich, der den Wehrdienst und den Fahneneid auf Hitler verweigert. Dabei beruft er sich auf sein Gewissen, das ihn unbedingt in Pflicht nimmt. Die Kraft zu dieser schweren Entscheidung erwächst ihm aus dem Glauben. 2013 wird in Trier der Seligsprechungsprozess für Franz Reinisch eingeleitet.

Keinen Eid auf den Führer 

Franz Reinisch wird am 1. Februar 1903 in Feldkirch geboren und wächst mit zwei Brüdern und zwei Schwestern auf. Sein Vater, Dr. Franz Reinisch, wird in Franz Kinderzeit oft versetzt. So zieht die Familie von Feldkirch nach Bozen, Bruneck und schließlich nach Innsbruck. Ab Herbst 1914 besucht Franz mit seinem Bruder Andreas das Franziskanergymnasium Hall in Tirol und wird Mitglied der Mittelschulverbindung Sternkorona.

Nach der Matura im Sommer 1922 beginnt er das Jusstudium an der Universität in Innsbruck. Ein Jahr später studiert er in Kiel Gerichtsmedizin. Er entschließt sich, Priester zu werden und beginnt im Herbst 1923 das Theologiestudium in Innsbruck. Mit 22 Jahren tritt er in das Priesterseminar Brixen ein (Innsbruck gehört damals noch zur Diözese Brixen) und wird am 29. Juni 1928 in der Propsteikirche zu St. Jakob in Innsbruck zum Priester geweiht. Am 1. Juli 1928 feiert er in der Wiltener Pfarrkirche - heute Basilika - seine erste heilige Messe.

Noch im selben Jahr tritt er dem Orden der Pallottiner bei und wirkt  nach dem Noviziat an verschie-denen Orten als Seelsorger (Friedberg bei Augsburg, Konstanz, Hohenrechberg, Bruchsal, Salzburg und Untermerzbach bei Bamberg). Er arbeitet unter anderem in der Jugendarbeit und als Männerseelsorger, hält Einkehrtage, Exerzitien und Tagungen. Schließlich kommt er in Kontakt mit der Schönstatt-Bewegung, die ihm zur geistlichen Heimat wird. Weil er in Predigten und Vorträgen ganz offen die Unvereinbarkeit des christlichen Glaubens mit dem Weltbild des Nationalsozialismus thematisiert, wird die Gestapo auf ihn aufmerksam. Seine regimekritischen Äußerungen bringen ihm ein Predigt- und Redeverbot ein.

Treu seinem Gewissen 

Im September 1941 erhält Franz Reinisch den Einberufungsbefehl in die Wehrmacht. Für ihn steht jedoch sein Entschluss längst fest, dass er auf Hitler keinen Eid ablegen könne. Er habe sein Gewissen genau geprüft und müsse sich selbst treu bleiben. Er weiß, diese Entscheidung bedeutet den sicheren Tod. Doch Franz Reinisch ist bereit, für seine Überzeugung im wahrsten Sinn des Wortes seinen „Kopf“ hinzuhalten.

Die Entscheidung, den Eid auf Hitler zu verweigern, stößt auf Unverständnis und bringt Reinisch auch in Konflikt mit seinen Ordensoberen. Er ist überzeugt, von Gott auf diesen Weg gerufen zu sein und bleibt bei seinem Entschluss. Er geht ganz bewusst zu spät zu seiner Einberufung, verweigert den Fahneneid, kommt in Haft und wird vor das Reichskriegsgericht gestellt. Wegen „Zersetzung der Wehrkraft“ wird Franz Reinisch zum Tod verurteilt und am 21. August 1942 in Brandenburg bei Berlin enthauptet. Er ist 39 Jahre alt.

Widerstand aus dem Glauben und Gewissen 

Franz Reinisch leistet Widerstand aus dem Glauben und ist Anwalt für ein Gewissen, das über jeder irdischen Autorität steht und sich allein Gott verpflichtet weiß. Er will Gott mehr gehorchen als den Menschen (Apg 5,29), die Spirale von Gewalt und Gegengewalt durchbrechen und das Böse durch das Gute überwinden (Röm 12,21). Die Entscheidung, den Eid auf Hitler zu verweigern, versteht Franz Reinisch als prophetischen Protest und weiß sich vor die Alternative gestellt: Gott oder Götze, Christus oder Antichrist. Er bleibt der eigenen Überzeugung treu und ist bereit, dafür sein Leben zu lassen. Er mahnt uns, dem Gewissen zu folgen und dort, wo es angebracht ist, nicht zu schweigen, sondern die Stimme zu erheben und gegen den Strom zu schwimmen.

 

Gefährlich - Musical über einen Aufrechten