Die Entwicklung der Pfarre

Die Seelsorge zum heiligen Papst Pius X. in Neu-ArzI Im Jahre 1893 wurde unterhalb des Arzler Kalvarienberges, zwischen Haller Straße und lnn, der Landeshauptschießstand von Tirol eröffnet. Ihm verdankt die Siedlung, welche sich hier entwickelt hat, ihren Namen: Neu-ArzI, im Volksmund einfach „der Schießstand“ genannt. Kirche gab es hier noch keine, wer seine Sonntagspflicht erfüllen wollte, mußte nach ArzI oder in die Stadt.

Da haben sich einige Gläubige zusammengetan und darum bemüht, einen Raum zu bekommen, wo am Sonntag die hI. Messe gefeiert werden konnte. Im Schießstandgebäude wurde ein solcher Raum zur Verfügung gestellt: ein Tisch, mit weißem Tuch bedeckt, ein Kreuz, Kerzen, Blumen, ein Bild der Gottesmutter, das war der erste Altar. Ein Priester kam von Innsbruck und feierte mit den Gläubigen von Neu-ArzI die Sonntagsmesse. Das war der Anfang.

Später kamen Hochschüler von Innsbruck, besuchten die Familien, die hier wohnten, eine Kindergärtnerin kam einmal in der Woche, später noch öfter, spielte und sang mit den Kleinsten und gewann dadurch die Eltern.

Dr. Edwin Fasching, der inzwischen verstorbene Leiter des Seelsorgeamtes Feldkirch, damals noch Mediziner, setzte sich mit anderen Studenten zusammen sehr stark dafür ein, daß am Schießstand eine Notkirche gebaut werde.

Eine Frau aus ArzI stellte den Grund zur Verfügung. Im Jahre 1933 wurde eine Notkirche gebaut, sie wurde Christkind-Kirche genannt, bescheiden in ihrer Gestalt erinnernd an Bethlehem, hat doch 26 Jahre Unser Herr darin gewohnt. Sie ist den Gläubigen zur Heimat geworden. P. Robert Zeilinger war der erste Seelsorger, ihm folgte 1936 Pfarrer Eugen Bischof, 1943 P. Dr. Heinrich Suso Braun, der als Radioprediger allen bekannt ist. 1945 wurde dieser vom Pfarrer Fischer abgelöst.

Nach 1950 setzte eine starke Bautätigkeit ein. Die Siedlungsgenossenschaft „Frieden“ machte mit 30 Wohnhäusern den Anfang. Andere folgten nach. 1945 waren es rund 900 Einwohner, 1960 sind es bereits 2500. Es zeigte sich immer deutlicher: wir brauchen eine Kirche. 1956 wurde diese Aufgabe ernsthaft in Angriff genommen.

Nach längeren Vorbereitungen und Verhandlungen gelang es, neben dem Schießstand einen schönen Baugrund zu bekommen. Kirche und Schule liegen jetzt nahe beisammen. Grunderwerb und Wettbewerb für die neue Kirche folgten dicht aufeinander. Im Herbst 1958 fiel die Entscheidung.

Das Projekt des Architekten Josef Lackner erhielt den ersten Preis und kam auch zur Ausführung. Am 19. April 1959 legte der hw. Propst von Innsbruck, Prälat Dr. Heinz Huber, den Grundstein und weihte am 3. September 1960 die erste Glocke, welche den Namen des Kirchenpatrons trägt und von der Stadt Innsbruck gespendet wurde. Letztere schuf auch die schöne Grünanlage rings um die Kirche.

Am 25. September 1960 vollzog der hochwst. Bischof Dr. Paulus Rusch die Weihe unserer Kirche zu Ehren des heiligen Papstes Pius X. und feierte mit uns die erste heilige Messe.

„Omnia instaurare in Christo — Alles in Christus erneuern“ — Plus X., so lesen wir auf den beiden MarmorpfeiIern zu beiden Seiten des Haupteinganges. Darum ist auch der Altar sehr deutlich in die Mitte gerückt. Jeder Teilnehmer ist hereingezogen in das Geschehen der heiligen Messe, in der Mitte des Altares der Tabernakel, der sich weit in d.en Raum öffnet, zwischen Altar und Bänken die beiden Kommunionbänke, sie wollen nicht Schranken sein, die trennen, vielmehr Tische, die einladen, sooft als möglich den Herrn zu empfangen. Gläubige und Chor umschließen von allen Seiten den Altar und sind nach außen durch eine Mauerbrüstung abgeschirmt, welche an ihrer Außenseite als Kreuzweg gestaltet ist.

Dieser umschließt das Kirchenschiff und trägt auch den Oberbau. Das hat seinen tiefen Sinn. Denn gerade durch den harten Kreuzweg, den der Herr gegangen, hat er uns von aller Schuld befreit. Keinem von uns bleibt der Kreuzweg des Lebens erspart (auch nicht den Kirchenbauern), er schneidet oft sehr tief ein wie die Keile in dieser Mauer. Er wird zum Weg der Gnade für den, der mit Unserem Herrn sein Kreuz trägt. Unsere Kirche hat seit ihrer Weihe schon viele Besucher gesehen, solche, die voll tiefer Freude waren und solche, die den Kopf geschüttelt haben.

Für den, der sich ehrlich bemüht, kommt die Zeit, wo er spürt, worum es hier geht: nicht willkürlich neue Formen zu suchen, um aufzufallen, sondern hier auf dieser Erde, mitten unter den Häusern der Menschen, einen Raum zu schaffen, der nichts anderes will als dies: die Gemeinschaft der Gläubigen, die hier zusamm.enkommt, sowie den einzelnen Menschen hinzuführen zu Dem, der die Quelle unseres Lebens ist. Unser Herr möge all denen vergelten, die mitgewirkt haben, daß dies geschehen konnte.

"Omnia instaurare in Christo — Alles in Christus erneuern"
 Papst Pius X. 

Pfarrer Anton Fischer (1973)