Krisen, Tod und Trauer in der Schule
Im Umfeld von Kindergarten, Schule, Hort und Heim gibt es immer wieder traumatisierende Vorfälle: Tödliche Verkehrsunfälle, Tod durch Drogen, Suizid, Sterben durch schwere Krankheit. Gerade von Lehrkräften wird hier die Kompetenz erwartet, das Geschehen in sensibler Weise zu thematisieren und - soweit möglich - Hilfestellung zu geben.
Hier finden Sie einen Notfallplan bei einem Todesfall in der Schule bzw. im Umfeld der Schule. Zusätzlich gibt es Tipps im Trauerfall, wie man generell beim Tod eines Schülers oder eines Angehörigen vorgehen könnte. Ergänzend gibt es eine Materialliste für eine Notfallkiste, die im Ernstfall hilfreich ist. Außerdem gibt es weiterführende Materialien und Geschichten, Literatur und Anregungen, die im Notfall hilfreich sein können.

Notfallplan:
Krisenfall tritt ein
Vorbereitung
- Wahrnehmen der Krise: Schulleitung informieren und Fakten sammeln, Kollegium informieren und Ablauf des Tages strukturieren (Klassenvorstand und Krisenteam).
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Klassenraum vorbereiten:
- Utensilien: Notfallkoffer (siehe unten) mitnehmen.
- Stuhlkreis aufstellen
Mit den Kindern und Jugendlichen
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Schüler:innen informieren: Genaue Infos (keine Spekulationen, um Gerüchte zu vermeiden)
- Ehrlich und echt sein: Keine Floskeln wie „Das wird schon wieder“ verwenden.
- Gefühle zulassen: Alle Gefühle der Schüler:innen sind erlaubt, auch Erleichterung und Wut.
- Nicht sofort trösten: Trauer braucht Zeit
- Schüler handeln lassen: Aktivitäten wie Brief schreiben, spielen, Kerzen gestalten helfen aus der Hilflosigkeit.
- Individuelle Trauer: Jeder trauert anders, nicht vergleichen.
- Zeit geben und Zuwendung schenken: Zuversicht vermitteln.
- Abschied nehmen.
- Fragen klar beantworten: Altersgemäß und aufrichtig, keine beschönigenden Metaphern wie „Opa ist eingeschlafen“.
- Gespräch ermöglichen: Schüler:innen über ihre Betroffenheit und ihre Gefühle reden lassen.
Restlicher Tag
- Abschieds- oder Gottesdienstfeier: Überlegen, organisieren.
- Organisatorisches klären: Foto, Kerzen, Blumen organisieren (bei Suizid nichts Bleibendes pflanzen).
- Infos weitergeben: Elternbrief, regelmäßige Updates für das Kollegium.
- Eigene Gefühle beachten: Psychohygiene betreiben.
- Reflexion: Mit Kolleg:innen sprechen, eigenen Ort zum Reden haben.
- Eigene Grenzen akzeptieren.
Nachsorge und Unterstützung
- Angebote zur Trauerbewältigung und psychologische Unterstützung für Betroffene
Reflexionsgespräche mit Kollegium zur Verbesserung der Krisenbewältigung
Notfallkiste
- Große Kerze (Auf Brandschutz achten) – zum Aufstellen auf dem Platz des Verstorbenen
- Bilderrahmen – damit das Foto des Verstorbenen aufgestellt werden kann
- Kleine Kerzen mit Blattwachs in klassenstärke – damit jeder der will, eine Erinnerungskerze gestalten kann
- (Bunt-)Stifte und Papier – zum Schreiben und Malen
- 3 Packungen Papiertaschentücher
- Zündhölzer und Teelichter (auf Brandschutz achten)
- Kreuz und Dekomaterial – um eine feierliche Mitte zu gestalten
- Altersgemäße Texte und Geschichten
- Elementarbereich, 1./2. VS: Wir empfehlen diverse Bilderbücher https://www.dibk.at/Media/Organisationen/Schulamt/Schulpastoral/Krisen-Tod-und-Trauer-in-der-Schule/Literatur2
- VS: „Der Brückenbauer“ http://www.abtei-marienkron.at/aktuell/brueckenbau.pdf
- 3./4. VS, Unterstufe, MS: „Die Geschichte von den Wasserkäfern und der Libelle“ https://www.altenheimseelsorge.net/tod-und-trauer/geschichten/die-geschichte-von-den-wasserk%C3%A4fern-und-der-libelle/
- Unterstufe, MS: „Zwei Bäume im Park“ https://www.altenheimseelsorge.net/tod-und-trauer/geschichten/zwei-b%C3%A4ume-im-park/
- Oberstufe: „Das Märchen von der Traurigkeit“ https://www.herzkinder.at/uploads/herzkinder/herzkinder-downloads/Das-M%C3%A4rchen-von-der-traurigen-Traurigkeit.pdf
Tipps im Trauerfall
Grundsätzlich:
- Ehrlich und echt sein!
- Keine Floskeln verwenden, wie z.B. das wird schon wieder …!
- Alle Gefühle bei den Schülern dürfen da sein, z.B. auch Erleichterung, Hass, …
- Nicht gleich ver-trösten! Zwischen Karfreitag und Ostersonntag gibt es auch noch den Karsamstag, den Trauertag.
- Die oder den Schüler handeln lassen, es ist ein Weg aus der Hilflosigkeit und gibt eine gewisse Sicherheit. Z.B. Brief schreiben lassen, spielen, Kerze gestalten lassen, …
- Jeder trauert anders, nicht vergleichen!
- Zeit lassen, Zuwendung schenken, Zuversicht vermitteln
- Abschied nehmen
- Fragen der Kinder klar, aufrichtig und altersgemäß beantworten. Nicht: Opa ist eingeschlafen. Er war müde. Gott nahm ihn zu sich, weil er so gut war. Oma ist auf eine lange Reise gegangen.
Beim Tod eines Schülers:
- Kerze auf Platz stellen
- Gebet sprechen
- Über das Geschehene mit der Klasse sprechen oder mit dem einzelnen Schüler
- Ganz wichtig: Informationen zum Geschehen haben, sonst entstehen Gerüchte
- Ganz schwierig: Suizid. Auf Schuldgefühle achten und Prävention leisten
- Gottesdienst feiern, Trauer- und Gedenkgottesdienst
- Über Tod und Trauer sprechen. Wenn es geht auch schon vor solchen Ereignissen.
- Eine Art Kondolenzbuch
- Einen Trauerort im Klassenzimmer einrichten
- Erinnerungen an Schüler austauschen
- Symbole (Halbedelsteine, rotes Tuch, Weizen,…)
Wenn ein Schüler trauert:
- Nichts machen, was der Betroffene nicht möchte, vorher abklären.
- Ruhig auch eigene Hilflosigkeit zugeben, das ist ehrlicher, als dem Schüler oder dem Thema aus dem Weg zu gehen.
- Gesten des Dran-denkens (Kleine Geschenke, Karte, nachfragen wie es geht, Hilfe anbieten, Nachsicht im Unterricht zeigen soweit es geht)
- Nicht immer darüber reden wollen oder es thematisieren.
Auch hier gilt: Alle Gefühle dürfen da sein. Echt und ehrlich sein. Nicht ver-trösten. Handeln lassen. Keine Floskeln.
nach Ch. Heider