Pilgerfahrt zum neuen Heilgen - ein Reiseblog
Von Arno Cincelli
Freitag, 18. Oktober 2024
Voller Vorfreude treffen sich die Teilnehmer:innen zur Mittagszeit am Innsbrucker Hauptbahnhof. Sie kaufen noch etwas Reiseverpflegung, gehen zum Bankomaten, unterhalten sich in Gruppen – bis der Anruf von Bischof Hermann Glettler kommt, wo denn alle sind, er wartet bereits am Bahnsteig. Also schnurstracks dorthin, nur wenige Minuten bevor der – ohnehin etwas verspätete – Zug Richtung Verona kommt.
Die reservierten Sitzplätze sind im vollen Abteil schnell gefunden, einzelne Improvisationen zu Gunsten anderer Reisender sind kein Aufwand. Nun ist es Zeit, fürs gegenseitige Kennenlernen. In Brixen verteilt der Bischof dann auch „Geschenke“: Neben den wichtigsten Unterlagen zur Reise, erhalten die Teilnehmer:innen je eine Ausgabe des Buchs „Den Esel also mache ich!“ über P. Engelbert Kolland sowie ein Pilgerhandbuch. Alle sind damit vorbereitet.
Am späteren Abend dann die Ankunft im regnerischen Rom. Ein Hupkonzert begrüßt die Reisenden, bevor es mit Kleinbussen in die Herrberge geht.
Tag der Heiligsprechung
So groß die Vorfreude auf den Tag war, so früh ist die Stunde. Die Pilger:innen der Diözese Innsbruck brechen früh auf, um noch vor 7 Uhr am Treffpunkt nahe des Petersplatzes zu sein. Nur so ist sichergestellt, dass alle Tiroler:innen gemeinsam in den vorreservierten Bereich für die Heiligsprechung kommen. Diese soll dreieinhalb Stunden später beginnen.
Schon das Anstehen ist eine logistische Herausforderung. Die Teilgruppen schaffen es dennoch nach und nach auf den zentralen Platz für den katholischen Glauben. Die Stimmung ist gut, das Wetter spielt heute einmal mit - nicht zu heiß, nicht zu warm ist es. Religiose Gesänge und Musik kürzen die Wartezeit ab, und ist das etwa Dudelsackmusik, die aus einem weiter hinten gelegenen Bereich des Petersplatzes ertönt?
Unter tosendem Applaus und begeisterten Rufen wird der Heilige Vater im Rollstuhl gebracht. Die offizielle Tiroler Vertretung hat den wohl besten Platz des Tages zugewiesen bekommen: Näher als Landesrat Geisler sitzt wohl keiner der Besucher:innen zum Papst. Er durfte bereits vor dem Gottesdienst einige Worte mit Franziskus wechseln.
Der Gottesdienst beginnt. Recht bald kommen die Heiligsprechungen. Ein fast unauffälliger Ritus, wenn man bedenkt, dass zugleich die Bilder aller neuen Heiligen auf riesigen Tüchern am Petersdom zu sehen sind. Der Papst stellt in kurzen Worten fest, dass diese Menschen Heilige sind. Und damit sind sie es ab sofort - wieder brandet Applaus auf.
Nach der Eucharistiefeier treffen sich die Tiroler:innen am Sammelort für ein Foto, bevor sie alle zu einem gemeinsamen Mittagessen aufbrechen. Vom hohen Klerus bis zu den einzelnen Pilgernden.
Doch vorbei ist der Pilgertag damit noch lange nicht! Eine Tour durch weitere Teile Roms wartet, mit einem Besuch der Basilika des Hl. Bartholomäus auf der Tiberinsel. Sie ist die zentrale Kirche für alle Märtyrer der Christenheit, in der auch ein Museum vom Martyrium vieler zeugt. Erst deutlich später klingt der Tag mit einem Essen in einer Pizzeria in Trastevere aus.
Heiligsprechung
Fotos der Reise
Rom - auf den Spuren der Märtyrer
Es war der Tag, der noch mehr auf die Heiligsprechung von P. Engelbert Kolland einstimmen sollte. Ein Besuch im Petersdom war nur der Auftakt. Es ging weiter in die Katakomben und auf eine Tour durch Rom.
Gleich nach dem Frühstück ging es in den Petersdom. Da schon viele Touristen warteten, mussten Bischof Hermann, Jungpriester Johannes und P. Erich ihr gesammeltes geweihtes Gewicht in die Waagschale werfen, damit die Pilger:innengruppe als solche vorgelassen wurde. Eine Andacht am Grab der Apostel machte allen die Bedeutung der frühen Märtyrer klar, während an der Fassade bereits die Bilder der Heiligzusprechenden gezeigt wurden.
In den Katakomben, in denen viele Märtyrer des Glaubens begraben wurden, durften die Tiroler:innen dann einen gemeinsamen Gottesdienst in einer Krypta feiern - an dem Ort, in dem seit über annähernd 15 Jahrhunderten der Glauben gelebt wurde.
Im Anschluss führte Generalvikar Roland Buemberger die Gruppe durch Rom.
Einen krönenden spirituellen Abschluss bildete eine Rosenkranz-Lichterprozession auf dem Petersplatz am Abend. Tausende Teilnehmer:innen gedachten den neuen Heiligen, indem sie dabei dreimal um den Obelisken kreisten, in dem ein Stück des Kreuzes Christi gefasst sein soll. Mit dabei neben der Gruppe der Diözese Innsbruck auch Teilnehmer:innen des Landes Tirol um LR Josef Geisler und der Erzdiözese Salzburg um Weihbischof Hansjörg Hofer.
Dankfeier und Heimreise
Santa Maria Maggiore - die Kirche, in der Papst Franziskus vor und nach jeder Reise betet: Hier feierten die Tiroler Teilnehmer:innen der Heiligsprechung am Montagmorgen noch einmal gemeinsam den Gottesdienst. Ein religiöser Abschluss für ein Triduum, wie es sich bei einer Kanonisierung gehört.
Danach genossen die Pilger:innen aus der Diözese Innsbruck noch einmal gruppenweise die ewige Stadt, bevor sie zur Mittagszeit den Zug zurück in die Heimat nahmen. Dass die Heimreise aufgrund einiger Zugverspätungen noch etwas abwechslungsreich werden sollte - ja, das ist eine andere Geschichte.