Kommentar zum Sonntag – Verschiedenheit in Einheit – für wirklich alle!

Kommentar zu Joh 17, 20–26

Jesus betet. Nicht oft lesen und hören wir ein Gebet Jesu. Das Vater Unser ist ein Gebet, das er uns mitgegeben hat, es ist ein Gebet, das meist wie automatisch von den Lippen kommt. Manchmal auch ohne auf den Inhalt zu achten. Dieses Gebet Jesu ist anders. Er spricht frei und inbrünstig. Jesus drückt einen tiefen Wunsch aus: alle sollen eins sein. Das Wort „alle“ betont er dreimal in diesem Gebet: nicht nur für diese hier, sondern für alle, wirklich alle sollen eins sein, ich will, dass alle, die du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin. Er denkt also nicht nur an seine Freundinnen und Freunde, nicht nur an seine Nächsten, sondern an alle Menschen. Man könnte dahinter einen kindlichen Glauben und einen frommen Wunsch vermuten: „bitte alle sollen sich lieb haben“, aber Jesus denkt weiter. Es handelt sich um keinen naivenkxlde (Irr-)Glauben, bei dem alle Christ*innen zum Beispiel oder alle Katholik*innen oder alle=** Menschen in einem Dorf derselben Meinung sein müssen. Einheit heißt nicht Gleichmacherei. Wir dürfen unterschiedliche Ansichten haben und wir sollten uns darüber austauschen. Mit Respekt und einem grundsätzlichen Wohlwollen gegenüber allen Menschen. So können wir auch gemeinsam und geeint weitergehen – als Kirche, als Dorfgemeinschaft, als Menschheit – und das Gebet Jesu gewinnt an Gestalt. 

 

Magdalena Collinet, BEd MA

Frauenreferentin der Diözese Innsbruck 

Kommentar zum Sonntag – Verschiedenheit in Einheit – für wirklich alle!
Foto: dibk.at