Kommentar zum Sonntag: Ein Herz bleibt stehen

Kommentar zu Lk 10,25–37

Gesehen werden, das wünschen wir uns alle. Nicht übersehen, nicht übergangen. Im Gleichnis Jesu begegnen drei Menschen demselben Verletzten. Zwei gehen vorbei. Einer bleibt stehen. Ein Fremder. Er sieht, fühlt, handelt. Nicht spektakulär, nicht heldenhaft, sondern still und heilsam. Barmherzigkeit beginnt oft im Kleinen: mit einem offenen Blick, einem feinen Gespür, einem Schritt auf den anderen zu. Sie braucht Feingefühl und das Wissen: Auch ich bin verletzlich. Auch ich brauche manchmal jemanden, der stehen bleibt.

 

„Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“, gilt auch als Richtwert. Wer sich selbst vergisst, verliert auf Dauer die Kraft zum Helfen. Jesu Ruf ist daher kein Dauerauftrag, sondern eine Einladung: „Werdet zum Nächsten!“ Nicht immer und überall, aber immer wieder. Mit Herz, Mut und Verstand – und mit einer Liebe, die auch sich selbst nicht aus dem Blick verliert.

 

 

Angelika Stegmayr, Leitung BILDUNG.gestalten 

Kommentar zum Sonntag: Ein Herz bleibt stehen
Foto: dibk.at