Wie groß wäre heute unser Bedarf nach diesem Geist der Wahrheit. Einer, der die Wahrheit spricht, der nicht nur auf seinen Vorteil aus ist, sondern nach Wahrheit sucht – egal, was diese auslöst. Wenn wir uns Politikerinnen und Politiker heute ansehen, die auf den großen Bühnen dieser Welt sprechen dürfen, dann hören wir nicht oft Wahres. Ich meine Wahres nicht nur im Sinne von „nicht falsch“ oder „keine Lüge“, sondern im Sinne von Wahrhaftigkeit – echt, aus tiefstem Herzen gesprochen und auch mit dem Herzen zu verstehen. Aber der Geist der Wahrheit von dem Jesus spricht, ist vielleicht nicht auf den großen Bühnen dieser Welt eingeladen, geschweige denn würde ihm dort zugehört werden. In der Sprache des Glaubens hat er viele Namen: der Heilige Geist, die Geistkraft Gottes, die ruach – Atem Gottes, Windhauch, Wirbelsturm, … Es ist das, was uns geblieben ist von Jesus, von Gott unter uns Menschen. Die Geistkraft Gottes ist von Anfang an mit dabei – bei der Schöpfung ist es der Atem Gottes, der über dem Wasser schwebt. Sie tritt auf, wenn alles verloren scheint – wie zu Pfingsten, als die Jünger*innen begannen in verschiedenen Sprachen zu sprechen. Der Geist der Wahrheit von dem Jesus im heutigen Evangelium spricht, ist kein überfordernder oder angstmachender Geist, keine alles zerstörende Kraft, sondern einer der leitet und Mut macht. Jesus lädt uns ein, auf die leisen Töne zu hören, auf die Wahrheit zwischen den Zeilen, der Kraft nachzuspüren, die in uns ist, auch wenn wir uns ihrer nicht sicher sind. Wir müssen sie nicht verzweifelt suchen, wir sollten nicht versuchen, die Wahrheit aus unseren Mitmenschen herauszupressen, wir sollten vertrauen. Der Geist Gottes wird spürbar, wenn ein gutes Wort die Stille durchbricht, wenn ein Seufzen die Anspannung löst, wenn ein Wirbelwind unsere Gedanken neu ordnet. Die Geistkraft Gottes ist schon da – Jesus hat es versprochen – echt wahr!

Magdalena Collinet, BEd MA

Frauenreferentin der Diözese Innsbruck