Bischof sieht Priesterinitiative differenziert

Bischof Scheuer nimmt bei Pressegespräch mit Tiroler Journalisten zum Aufruf der Pfarrer-Initiative Stellung.

Bischof Manfred Scheuer nimmt bei Pressegespräch mit Tiroler Journalisten zum Aufruf der Pfarrer-Initiative Stellung und spricht sich für "Aufschnüren des Forderungspakets" aus =

Innsbruck, 09.09.11 (KAP) Gegen eine "aggressive Vereinfachung" in der aktuellen Debatte rund um den "Aufruf zum Ungehorsam" der Pfarrer-Initiative hat sich der Innsbrucker Diözesanbischof Manfred Scheuer ausgesprochen. Bei allen Differenzen in den Einzelfragen des Forderungskatalogs sei es entscheidend, "dass es einen Konsens darüber gibt, wie wichtig das pfarrliche Leben für die Zukunft der Kirche ist", sagte Scheuer bei einem Pressegespräch am Freitag in Innsbruck. Trotz aller bestehenden Differenzen schätze er die Priester, die den Aufruf auch in seiner Diözese unterzeichnet haben, als "engagierte und leidenschaftliche Seelsorger". Im Blick auf den Forderungskatalog empfahl Scheuer ein "Aufschnüren" - es gebe durchaus verhandelbare Punkte, anderes sei nur weltkirchlich zu behandeln.

Auf die bestehenden Spannungen wolle er u.a. durch gezielte Gesprächsangebote mit den betroffenen Priestern reagieren. "Konflikt hat immer auch etwas Produktives, Spannungen können gelebt und so positive Energien freigesetzt werden", so Bischof Scheuer. Zugleich warnte er vor einer "aggressiven Vereinfachung", die auch aus den Augen verliere, wie lebendig sich das gegenwärtige kirchliche Leben in der Diözese gestalte - in diesem Zusammenhang erinnerte Scheuer etwa an die zahlreichen engagierten Religionspädagogen in den Schulen und an die rund 25.000 ehrenamtlich tätigen Laien. Es sei wichtig, deren Arbeit gebührend wert zu schätzen.

Zugleich übte Scheuer damit auch Kritik an der Wortwahl der Pfarrer-Initiative. Der priesterliche Gehorsam meine gewiss keinen "blinden Gehorsam", eine solche Vereinfachung werde der Sache nicht gerecht. Vielmehr stehe der Gehorsam stets im Dienst der Gemeinschaft der Gläubigen. Voraussetzung sei stets eine "grundsätzliche Wertschätzung" dem anderen gegenüber; dann könne der Gehorsam auch mit einer "Lern- und Korrekturfähigkeit" der handelnden Personen einhergehen, so Scheuer.

Insgesamt empfahl der Bischof der Pfarrer-Initiative, das Forderungspaket "aufzuschnüren": So gebe es durchaus verhandlungsfähige Punkte wie etwa Veränderungen in der Seelsorge, im Blick auf die Beteiligung von Laien in Führungspositionen und den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen. Bei anderen Punkten hingegen wie etwa der geforderte Zulassung von Frauen zum Weiheamt spreche das Lehramt eine deutliche Sprache. Ähnliches gelte auch für die Frage des Zölibats, so Scheuer.

Dringenden Handlungsbedarf sah Scheuer in der Pastoral mit wiederverheiratet Geschiedenen und hielt es hier mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz Robert Zollitsch. Dieser rechnet mit Reformen seiner Kirche im Umgang mit wiederverheiratet Geschiedenen. "Ich hoffe, dass die katholische Kirche in den nächsten Jahren in dieser Frage weiterkommt", so Scheuer

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