Lebensbilder Mali 2024

Die Lebensbilder sind ein entwicklungspolitisches Bildungsprogramm von Welthaus Innsbruck. Einmal im Jahr kommen dabei Gäste aus einer Partnerorganisation zu Besuch und sind mit den Referent:innen des Welthaus mit einem Workshop-Programm unterwegs in Tirol. Die Begegnung, der offene und respektvolle Austausch und das voneinander Lernen stehen dabei im Mittelpunkt.

Heuer kommen unsere Gäste aus Mali. Sie arbeiten bei AET-Ségou, einer Partnerorganisation der Caritas Auslandshilfe Tirol. AET steht für Action Enfants de Tous (Aktion Kinder Aller) auf Französisch. Auf Bambara nennt sich das Projekt Horonya Denw (Kinder der Freiheit). AET ist eine Einrichtung, die sich darum kümmert, Kindern, die in der Stadt Ségou auf der Straße leben, ein Zuhause und eine Zukunft zu bieten.

Unsere Gäste werden von ihrem Engagement berichten und freuen sich auf lebendige Begegnungen. Im persönlichen Gespräch mit den beiden lernen wir neue Sichtweisen, Verbindendes sowie Unterschiede zwischen dem Leben in Mali und Österreich kennen. Die offene und respektvolle Begegnung von Menschen aus unterschiedlichen Ländern ermöglicht, voneinander zu lernen und inspiriert, über den eigenen Tellerrand zu schauen.

Lebensbilder Mali 2024

Unsere Gäste

Oumou Diarra 

Oumou ist 42 Jahre alt und arbeitet als Erzieherin bei AET Ségou in Mali.

Welthaus: Was magst du an Mali besonders? 

Oumou: Ich mag besonders die Rätsel. Sie werden abends am Feuer mit den Dorfkindern gemacht, wobei ein Ältester die Rätsel stellt und die Kinder schnell Antworten geben. Dieses Spiel machen wir auch oft mit den Kindern auf der Arbeit. Es zeigt das Maß an Vorstellungskraft, Lernfähigkeit und intellektuellem Wachstum des Kindes. Ein Beispielrätsel: Auf welche Frage kann man niemals ehrlich mit Ja antworten? Antwort: Schläfst du? Oder bist du tot?

Welthaus: Warum ist es wichtig, den Straßenkindern zu helfen?

Oumou: Die Straßenkinder sind obdachlos und müssen sich, sobald sie auf der Straße sind, selbst durchschlagen. Sie sind verletzlich und Opfer von Gewalt und Missbrauch jeglicher Art. Es ist wichtig, ihnen zu helfen, um Lösungen zu finden, die ihre Wiedereingliederung in die Gesellschaft ermöglichen. Den Straßenkindern zu helfen, trägt dazu bei, Jugendkriminalität zu bekämpfen und sie vor jeglicher Art von Gewalt und Missbrauch zu schützen.

 

Rémi Tangara 

Rémi ist 46 Jahre alt und Leiter des Straßenkinderzentrums AET Ségou in Mali

Welthaus: Gibt es eine Tradition in Mali, die du besonders magst?

Rémi: Ich mag „Le Korè“. Das ist eine traditionelle Praxis, bei der Jugendliche der gleichen Generation zusammengebracht und einem älteren weisen Menschen anvertraut werden, der ihnen Wissen, Fertigkeiten und Benimmregeln beibringt: Wie man in der Gesellschaft lebt und sich benimmt, wie man eine Familie gründet und unterhält, wie man die Natur liebt und schützt.

Welthaus: Warum ist es wichtig, Straßenkindern zu helfen?

Rémi: Es ist wichtig, weil sie den größten Gefahren und der größten Verletzlichkeit ausgesetzt sind und zu den am stärksten marginalisierten Schichten gehören. Wir wollen ihnen Hoffnung auf ein besseres Leben geben und auf den vollen Genuss ihrer Grundrechte. Die größte Herausforderung dabei ist es, den individuellen Bedürfnissen jedes Kindes gerecht zu werden. Jedes Kind ist einzigartig, mit unterschiedlichen Persönlichkeiten, Interessen und Lernstilen.

Unsere Gäste

Unsere Gäste

Unsere öffentlichen Veranstaltungen mit den Gästen

Neben den Schulworkshops gibt es einige öffentliche Veranstaltungen mit unseren Gästen:

 

Dienstag 15. Oktober, 18:30 Uhr bis 20:30 Uhr 

Kinder aller - Was Kinder brauchen, um der Armut zu entkommen. Filmvorführung und Austausch 

Ort: SoWi HS2, Universitätsstraße 15, 6020 Innsbruck  

Einblicke in das Straßenkinderprojekt der Caritas in Mali. Filmvorführung und Austausch mit Rémi Tangara und Oumou Diarra (Caritas Ségou) sowie Prof. Andreas Exenberger (Team Globo).

Eine gemeinsame Veranstaltung von Caritas Tirol, Team Globo, Welthaus Innsbruck und unicum:mensch

 

Mittwoch, 16. Oktober, 18:00 Uhr bis 19:30 Uhr 

Lebensbilder im Gedächtnisspeicher der Ötztaler Museen 

Ort: Im Gedächtnisspeicher der Ötztaler Museen, Lehn 23b 

 Das Ötztal hat vielfältige Verbindungen zu Ländern, die sich auf dem afrikanischen Kontinent befinden. Vor allem Missionare und Missionarinnen und Entwicklungshelfer haben durch ihre Aufenthalte in Kamerun, der Demokratischen Republik Kongo oder Südafrika vielfältige Verbindungen aufgebaut. Andersherum sind auch Menschen aus afrikanischen Ländern in die Region Ötztal gezogen und prägen nun das Leben der Menschen hier, wie zum Beispiel Kidane Korabza, Pfarrer in Silz und Haiming.

Auch wir wollen mit unserem Gästebesuch dazu beitragen, diese Verbindungen zu stärken. Oumou Diarra und Rémi Tangara werden im Zusammenhang mit der aktuellen Ausstellung „Ötztal Weltweit. Talaus- Talein“ im Gedächtnisspeicher der Ötztaler Museen von dem Straßenkinderzentrum in Ségou erzählen. 

Eine gemeinsame Veranstaltung von Welthaus Innsbruck, Caritas Tirol und den Ötztaler Museen

 

Freitag, 25. Oktober 19:00Uhr im Neuen Integrationshaus, Gumpstrasse 71, 6020 Innsbruck 

Wasser zum Leben. Öffentliche Veranstaltung im Dinnerclub mit unseren Welthaus-Gästen aus Mali 

Zum 10-jährigen Bestehen des Bischof-Stecher-Vereines kocht der Vorstand ein Törggele-Menü. Mit dem Erlös wird ein Brunnen in Mali finanziert.

Rahmenprogramm: Ausstellung und Buchpräsentation „Wasser zum Leben“, Welthaus-Gäste aus Mali. Hier gehts direkt zur Anmeldung.

Straßenkinderzentrum Ségou

Seit 2010 betreibt die Caritas Mali die Betreuungseinrichtung Action Enfants des Tous (AET), die Straßenkindern Betreuung und Schutz bietet, eine Schul- und Berufsausbildung ermöglicht und – wenn möglich – die Rückkehr in ihre Herkunftsfamilien vermittelt.

Seit 2010 betreibt die Caritas Mali die Betreuungseinrichtung Action Enfants des Tous (AET), die Straßenkindern Betreuung und Schutz bietet, eine Schul- und Berufsausbildung ermöglicht und – wenn möglich – die Rückkehr in ihre Herkunftsfamilien vermittelt.

Im Tageszentrum werden die Kinder und Jugendlichen rund um die Uhr betreut. Sie bekommen drei Mahlzeiten am Tag, Kleidung und medizinische sowie psychologische Versorgung, auch bei Bedarf eine vorübergehende Schlafgelegenheit. Die Kinder können an verschiedenen Aktivitäten teilnehmen, wie kreativen Tätigkeiten, Spielen und Bewegungseinheiten, Bewusstseinsbildung zu Themen wie Rauschgift, Gesundheit oder Kinderrechten. Gerade die körperliche Betätigung hilft den Straßenkindern, traumatische Erfahrungen leichter zu verarbeiten sowie Teamgeist und Solidarität neu zu entwickeln. Da die Jugendlichen  länger auf der Straße gelebt haben, müssen sie erst wieder behutsam an ein geregeltes Leben herangeführt werden. Die meisten Kinder sind misstrauisch gegenüber Erwachsenen und gestresst von ihren Erlebnissen.

Seit 2021 bekommen Betreuer*innen, Kinder und Jugendliche Unterstützung durch eine moderne Bibliothek, die den Kindern ein einfacheres und spielerisches Lernen ermöglicht. Zusätzlich können die Kinder und Jugendlichen Alphabetisierungskurse absolvieren.

Kinder und Jugendliche, die eine längerfristige Unterkunft benötigen, leben im Kinderheim. Seit 2021 bietet AET Jugendlichen die Möglichkeit einer Lehre in einer der drei errichteten Werkstätten. Dort können sie eine Ausbildung in den Bereichen Tischlerei/ Raumausstattung, Schneiderei/ Stickerei sowie Elektrik/ Solar machen. Nach dem Abschluss der Ausbildung werden die Jugendlichen darin unterstützt, einen sicheren Arbeitsplatz zu finden.

Darüber hinaus klären die Betreuer*innen der Caritas Mali über Menschen- und Bürgerrechte auf und betreiben Anwaltschaft, um die Rechte der Straßenkinder bei lokalen und nationalen Entscheidungsträgern zu stärken.

Straßenkinderzentrum Ségou

Oumou Diarra mit Jugendlichen im Straßenkinderzentrum

Straßenkinderzentrum Ségou

Im Zentrum können die Jugendlichen auch eine Lehre machen.

Logos