Tagzeitenliturgie feiern - Abendlob

Infos und Tipps zur Vorbereitung und Gestaltung einer einfachen Vesper

Das Abendlob kann einem einfachen Ablauf folgen: Eröffnung - Lob/Loblied - Psalmengebet - Schriftlesung - Stille - Lobgesang Mariens (Magnifikat) - Fürbitten - Kyrie, Vater unser - Schlussgebet und Segen. Weitere Elemente können hinzukommen: Lichtfeier, Kyrie-Rufe, Weihrauchritus, Taufgedächtnis, Marianisches Schlusslied. Im Gotteslob findest du die Feier des Abendlobes ab Nummer 627, auch für verschiedene Zeiten und Anlässe im Jahreskreis. Das Abendlob wird aus dem Lateinischen auch „Vesper“ genannt. Unter stundenbuch.katholisch.de  findest du die Tagzeitenliturgie für jeden Tag.

Gut zu wissen: Die Tagzeitenliturgie ist das öffentliche Gebet der ganzen Kirche. Sie kann von allen Getauften geleitet werden, ja sogar eine Feier einer Person alleine ist möglich. Die Liturgiekonstitution des 2. Vatikanums empfiehlt allen Gläubigen, die Tagzeitenliturgie zu feiern. Besonders an Sonntagen soll wenigstens die Vesper in der Kirche gefeiert werden. Morgen- und Abendlob (Laudes und Vesper) sind die Angelpunkte der Tagzeitenliturgie. Am Morgen ist die aufgehende Sonne Symbol für den auferstandenen Christus. Mit ihm preisen wir im Heiligen Geist den Vater. Abends, wenn der Tag sich neigt, steht die Hingabe an Gott Vater im Mittelpunkt. So wie Jesu Hingabe durch sein Vertrauen ein Leuchtfeuer darstellt, so macht der Auferstandene auch unsere Dunkelheiten hell. Er ist das Licht der Welt.

Der liturgische Sonntag beginnt in der jüdisch-christlichen Tradition am Vorabend, und zwar mit der „ersten Vesper“. Morgen- und Abendlob sind nur ein Teil der Tagzeitenliturgie. Weiters gibt es Gebetszeiten am Vormittag, am Mittag, am Nachmittag, vor dem Zubettgehen, und sogar während der Nacht, sodass der gesamte Tag Gott geheiligt wird. Die Gestaltung der Tagzeitenliturgie darf auch in geistlicher Kreativität erfolgen. Besonders für Jugendliche bietet sich eine freiere Gestaltung im Sinne der gut erprobten „Jugendvespern“ an. Eine mehr musikalische Gestaltung findet sich im eigenen Vorschlag des „Evening Songs“.

Wie werden Psalmen gebetet? Das Buch der Psalmen enthält 150 poetische Texte und Gebete. Besonders im hebräischen Original sind sie oft kunstvoll gedichtet. Psalmen bestehen meistens aus Doppelversen, das bedeutet, dass der zweite Teil des Verses den ersten Teil in anderen Worten wiederholt. Das verleiht den Psalmen einen besonders meditativen und dichten Charakter. Ursprünglich waren Psalmen wohl auch Lieder mit Melodien. Diese sind jedoch verloren gegangen. In der Kirche kennen wir daher verschiedene Psalm-Melodien, um die Psalmen auch weiterhin singen zu können. Doch es ist auch möglich, Psalmen sprechend zu beten. Üblich sind folgende Gebetsformen: 

  1. Vorbeter*in im Wechsel mit allen
  2. Eine Hälfte der Betenden im Wechsel mit der anderen Hälfte

Der erste Teilvers wird bis zum Sternchen gesungen/gesprochen. Das Sternchen bedeutet eine Atempause von ca. drei bis vier Sekunden. Dann folgt der zweite Teilvers. Manchmal bestehen Verse aus drei Teilversen. Teilvers eins und Teilvers zwei sind durch einen Schrägstrich ( / ) getrennt. Es werden Teilvers eins und Teilvers zwei ohne Pause aneinandergereiht. In beiden Fällen schließt der erste Teil des nächsten Verses sofort an. Am Beispiel von Psalm 23:

V: Der HERR ist mein Hirt * Sternchen: restliche Luft langsam und natürlich ausatmen. Wenn der Einatem-Impuls kommt, Luft holen für den zweiten Teilvers: 
nichts wird mir fehlen. Alle schließen sofort an: 
A (alle): Er lässt mich lagern auf grünen Auen * Sternchen: restliche Luft langsam und natürlich ausatmen. Wenn der Einatem-Impuls kommt, Luft holen für den zweiten Teilvers: 
und führt mich zum Ruheplatz am Wasser. Der*die Vorbeterin schließt sofort an:
V: Meine Lebenskraft … und so weiter. Mit ein wenig Übung werden die Betenden in einen Gleichklang des Betens und Atmens einschwingen. 

Es ist Tradition, Psalmen mit dem „Ehre sei dem Vater“ abzuschließen, wobei dies wieder dem gleichen Schema wie oben folgt: 
Ehre sei dem Vater und dem Sohn * - Atempause
und dem Heiligen Geist. - gleich anschließen
Wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit * 
und in Ewigkeit. Amen.  

Schlüsselvers (Antiphon, Refrain)
Oft wird dem Psalm auch ein Schlüsselvers vorangestellt. Dieser stellt den Psalm unter eine bestimme Perspektive und fungiert auch als Refrain. Er kann nach Sinnabschnitten wiederholt werden, zumindest jedoch ganz am Ende. Zu Beginn des Psalms wird er von dem*der Vorbeter*in vorgebetet und dann von allen wiederholt. In der Mitte und am Ende wird er sofort von allen gemeinsam gebetet. 

Gesang aus dem Neuen Testament (Canticum)
Oben gezeigtes Schema gilt auch für ähnlich aufgebaute Gesänge aus dem Neuen Testament. Auch das Magnificat („Lobgesang Mariens“, von: „Magnificat anima mea dominum“, dt: „Groß sein lässt meine Seele den Herrn“, LK 1,46-55) kann so gebetet werden. Nicht selten wird das Magnificat aber auch besonders ausgestaltet, da in ihm das abendliche Lob seinen Höhepunkt findet.  

Die „Leseordnung“ der Tagzeitenliturgie
Die Loblieder, Psalmen, Gesänge, Lesungen und Gebete der Tagzeitenliturgie sind in einen vierwöchigen Rhythmus gegliedert („Vierwochenpsalter“). Hinzu kommen eigene Zusammenstellungen an Festen und geprägten Zeiten. Es besteht für die Feier in der Gemeinde jedoch auch immer die Möglichkeit, die Auswahl der Texte der eigenen Situation anzupassen. 

Abendlob feiern

Modell für eine einfache Vesper

  

Eröffnung

Alle stehen auf.   

V: O Gott, komm mir zu Hilfe,
A: Herr, eile mir zu helfen.
V: Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist,
A: wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit, und in Ewigkeit. Amen. 

 

Lob

Wo es möglich ist, singen alle gemeinsam ein (abendliches) Loblied. 

  • Lobet und preiset ihr Völker den Herrn (GL 408)
  • Laudate omnes gentes (Taizé / GL 386)
  • Herr bleibe bei uns (GL 89)
  • oder ein anderes passendes Lied aus den Themenkreisen Abend, Lob, Christus, Hingabe, Dank

Wo nicht gesungen werden kann, werden mehrere freie Lobpreis-Rufe formuliert. Daran können sich auch alle Mitfeiernden beteiligen.
V: Gott, du bist jetzt bei uns. Wir loben dich –
A: Wir preisen dich.
V: Christus, du bist unser Licht. Wir loben dich –
A: Wir preisen dich.
… (bitte ergänzen) 

 

Psalmgebet

Alle setzen sich.
V: Psalmen sind nicht nur selbst Gebet, sondern möchten auch Inspiration für eigene Gedanken und eigenes Gebet sein. Wir reihen uns ein in die Vielzahl der Menschen, die ihre Erfahrungen mit Gott und der Welt ins Gebet münden lassen. 

 

Psalm 110
R: Du bist Priester auf ewig nach der Ordnung Melchisedeks. 

So spricht der HERR zu meinem Herrn: / 
Setze dich zu meiner Rechten *
und ich lege deine Feinde als Schemel unter deine Füße. 

     Das Zepter deiner Macht streckt der HERR aus vom Zion her:*
     „Herrsche inmitten deiner Feinde!“ 

Dich umgibt Herrschaft am Tag deiner Macht, *
im Glanz des Heiligtums. 

     Ich habe dich aus dem Schoß gezeugt  *
     vor dem Morgenstern. 

Der HERR hat geschworen und nie wird es ihn reuen:*
Du bist Priester auf ewig nach der Ordnung Melchisedeks. 

     Der HERR steht dir zur Rechten; *
     er zerschmettert Könige am Tag seines Zorns. 

Er trinkt auf dem Weg aus dem Bach;*
so kann er das Haupt erheben. 

     Ehre sei dem Vater und dem Sohn *
     und dem Heiligen Geist. 

Wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit *
und in Ewigkeit. Amen. 

R: Du bist Priester auf ewig nach der Ordnung Melchisedeks.

 

Psalm 114
R: Tanze, du Erde, vor dem Antlitz des Gottes Jakobs. 

Als Israel aus Ägypten auszog, *
das Haus Jakobs aus dem Volk mit fremder Sprache, 

     da wurde Juda sein Heiligtum, *
     Israel das Gebiet seiner Herrschaft. 

Das Meer sah es und flüchtete, *
der Jordan wandte sich rückwärts. 

     Die Berge hüpften wie Widder, *
     die Hügel wie junge Lämmer. 

Was ist mit dir, du Meer, dass du flüchtest, *
du Jordan, dass du rückwärts dich wendest, 

     ihr Berge, dass ihr hüpft wie Widder, *
     ihr Hügel, wie junge Lämmer? 

Vor dem Angesicht des Herrn tanze, du Erde, *
vor dem Angesicht des Gottes Jakobs, 

     der den Fels zum Wasserteich wandelt, *
     Kieselgestein zu quellendem Wasser. 

Ehre sei dem Vater und dem Sohn *
und dem Heiligen Geist. 

     Wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit *
     und in Ewigkeit. Amen. 

R: Tanze, du Erde, vor dem Antlitz des Gottes Jakobs.

 

Offenbarung 19,1-7
R: Halleluja, Halleluja! 

Halleluja.
Das Heil und die Herrlichkeit und die Macht ist bei unserm Gott. *
Seine Urteile sind wahr und gerecht.
R: Halleluja, Halleluja. 

     Halleluja.
     Preist unsern Gott, all seine Knechte *
     und alle, die ihn fürchten, Große und Kleine!
R: Halleluja, Halleluja. 

Halleluja.
Denn König geworden ist der Herr, unser Gott, *
der Herrscher über die ganze Schöpfung.
R: Halleluja, Halleluja. 

     Halleluja.
     Wir wollen uns freuen und jubeln *
     und ihm die Ehre erweisen!
R: Halleluja,Halleluja. 

Halleluja.
Denn gekommen ist die Hochzeit des Lammes, *
und seine Frau hat sich bereit gemacht. 
R: Halleluja, Halleluja. 

 

Schriftlesung

V: Lesung aus dem Korintherbrief (2 Kor 1,3-4)
Gepriesen sei der Gott und Vater Jesu Christi, unseres Herrn, der Vater des Erbarmens und der Gott allen Trostes. Er tröstet uns in all unserer Not, damit auch wir die Kraft haben, alle zu trösten, die in Not sind, durch den Trost, mit dem auch wir von Gott getröstet werden. 

Die Lesung kann auch eine der Lesungen der Hl. Messe des jeweiligen (Sonn-) Tags sein. Diese findet sich auf www.erzabtei-beuron.de/schott/  

 

Stille

In einer angemessenen Zeit der Stille kann das Wort Gottes nachklingen. 

 

Magnificat - der Lobgesang Mariens

Alle stehen auf.
R: Der Herr hat Großes an uns getan, sein Name sei gepriesen! 

Meine Seele preist die Größe des Herrn, *
und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. 

     Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. *
     Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter! 

Denn der Mächtige hat Großes an mir getan, *
und sein Name ist heilig. 

     Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht *
     über alle, die ihn fürchten.  

Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten; *
er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind; 

     er stürzt die Mächtigen vom Thron *
     und erhöht die Niedrigen.  

Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben *
und lässt die Reichen leer ausgehn. 

     Er nimmt sich seines Knechtes Israel an *
     und denkt an sein Erbarmen, 

das er unsern Vätern verheißen hat, *
Abraham und seinen Nachkommen auf ewig. 

     Ehre sei dem Vater und dem Sohn *
     und dem Heiligen Geist. 

Wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit *
und in Ewigkeit. Amen. 

R: Der Herr hat Großes an uns getan, sein Name sei gepriesen!

 

Fürbitten

Die Fürbitten können vorformuliert sein, oder auch frei gesprochen werden. Da die Tagzeitenliturgie das Gebet der ganzen Kirche ist, haben die Fürbitten immer auch nicht nur einzelne Menschen, sondern die Gemeinschaft der Kirche und Welt im Blick. 

V: Bitten wir für … (bitte ergänzen)

Die Fürbitten münden in das Vater unser. Als Überleitung können Kyrie-Rufe stehen:
V/A: Kyrie eleison – Christe eleison – Kyrie eleison 

 

Vater unser

V/A: Vater unser …

 

Gebet

L: Guter Gott, dein Name ist heilig und deine Barmherzigkeit wird gerühmt von Geschlecht zu Geschlecht. Nimm das Abendgebet deiner Kirche an und gib, dass in ihr dein Lobpreis niemals verstumme. Darum bitten wir dich durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn und Gott, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
A: Amen. 

 

Segen

V: Der Herr segne dich und mich und alle Menschen. Er bewahre uns vor Unheil und führe uns zum ewigen Leben.
A: Amen.
V: Singet Lob und Preis!
A: Dank sei Gott, dem Herrn!