Kommentar zum Sonntag: Was können wir von Jesus lernen?
Einer kehrt aus Dankbarkeit über seine Heilung um. Dort wo diese Szene stattfindet, ist Jesus auf dem Weg nach Jerusalem durch das Grenzgebiet von Samaria und Galiläa. Also können ihm dort galiläische Juden und Samariter begegnen. Die Samariter waren ursprünglich eine Volksgruppe, die zum Judentum gehörte. Als die Juden 600 vor Christus ins Exil verschleppt wurden, blieben sie zurück und mischten sich mit den Assyrern, die sich in Israel ansiedelten. Deshalb galten sie den Juden, nach ihrer Rückkehr aus der Gefangenschaft, als unrein und nicht mehr dem Judentum zugehörig, also fremd.
Auf dem Weg durch das Grenzgebiet kommen Jesus zehn Aussätzige entgegen. Aussatz, heute würden wir Lepra sagen, führte durch die hohe Ansteckungsgefahr zur sozialen Ausgrenzung. Deshalb bleiben sie in der Ferne außerhalb des Dorfes stehen, wie es das jüdische Gesetz vorgibt. Als sie den Impuls Jesu, zu den Priestern zu gehen und sich ihnen zu zeigen, folge leisten, werden sie geheilt. Alle von ihnen haben die Möglichkeit umzukehren und Jesus zu begegnen. Aber nur der Samariter kehrt um.
Jesus thematisiert die Samariter immer wieder, um den tief verwurzelten Hass zwischen Juden und Samaritern zu überwinden und die Bedeutung der Gottes- und Nächstenliebe über alle religiösen und ethnischen Grenzen hinweg zu betonen. Was bedeutet das für uns? Nicht nachlassen, sich nicht einschüchtern lassen, sondern immer wieder Missstände benennen. Heute sind es die geflüchteten Menschen, auf deren Kosten Politik gemacht wird. Die Unmenschlichkeit und Respektlosigkeit zum Thema machen, wie sie behandelt werden, dass Asylverfahren jahrelang dauern. Denn für alle gilt: Jeder Mensch sollte die gleiche Chance haben.
Martin Lesky
Leiter Pastoraler Bereich ZUKUNFT.glauben in der Diözese Innsbruck
