Kommentar zum Sonntag: Niemand kennt die Stunde

Wo selbst Künstliche Intelligenz versagen wird - Kommentar zu Lk 12,35-40

Die Spanne zwischen der Abwesenheit des Herrn und seiner Rückkehr ist die Zeit, die wir hier auf Erden verbringen. Sie ist begrenzt, niemand weiß, wann die Zeit der Rückkehr des Herrn und damit unser Aufbruch da ist. 

Wir sollen wie Menschen sein, die zu jeder Stunde diese Rückkehr und den Aufbruch erwarten. Keine App wird uns den genauen Zeitpunkt ausrechnen können. 

Wachsamkeit ist mehr als nur ein Warten, ist kein passives Sitzen hinter der Eingangstür: 

 Zwei Bilder sollen veranschaulichen, was damit gemeint ist: Hüften sollen stets gegürtet sein. Auf einer Reise wurden die langen Gewänder, die zur Zeit Jesu üblich waren, mit einem Gürtel hochgebunden, damit sie beim Gehen nicht behindern.   

Ein weiteres Bild für die Wachsamkeit ist die Lampe, die stets brennen soll. Die brennende Lampe erfordert Aufmerksamkeit bei Tag und bei Nacht. 

Aufmerksames Warten bewirkt Leben in der Gegenwart: Wer im Heute, im Augenblick lebt und auf dem Platz wirkt, den er in der Welt ausfüllen soll, lässt Vergangenes los und ist offen für das Morgen, das er nur im Blick haben, aber nicht fest im Griff haben kann. Es beinhaltet immer das nicht Voraussehbare.   

Wenn der Herr an die Tür klopft, uns wachend vorfindet, wir unseren Wanderstab in die Hand nehmen und aufbrechen, erwartet uns eine unvorstellbare Freude: das Fest der Feste, vergleichbar mit einer Hochzeit. Damit noch nicht genug: Gott selbst erwartet uns mit offenen Armen, wird uns zu unserem Platz führen, der schon lange bereit ist, und wird sich gürten und uns bedienen! 

 

 

Sr. M. Immaculata Siegele 

Kloster Ewige Anbetung, Innsbruck 

Noviziats Begleiterin, Verwaltung

Kommentar zum Sonntag: Niemand kennt die Stunde
Foto: Kloster der Ewigen Anbetung