Chrisammesse: Gott wirken lassen

Traditionell am Mittwoch in der Karwoche weiht Bischof Hermann Glettler die Heiligen Öle für die Spendung der Sakramente. In seiner Predigt machte der Bischof Mut, Gott auf seine Art wirken zu lassen, auch wenn die eigenen Konzepte etwas anderes vorsehen.

Am Mittwoch der Karwoche um 10 Uhr feierten rund 100 Priester und Diakone mit Bischof Hermann Glettler im Innsbrucker Dom die sog. "Chrisammesse". In ihr werden die Heiligen Öle für die Spendung der Sakramente geweiht und die Priester und Diakone erneuern ihr Weiheversprechen. Der Gottesdienst konnte heuer erstmals wieder ohne Einschränkungen gefeiert werden.

Mit einem Dank an die Diakone und Priester begann Bischof Hermann Glettler seine Predigt. "Nichts davon ist selbstverständlich", so der Bischof. Dennoch würden viele ein Grundbedürfnis teilen, das heute sehr verbreitet sei: Viele Menschen "fühlen sich ohnmächtig angesichts der vielen Krisen, Belastungen und rasanten Veränderungen. Dieses Gefühl kann zur Resignation verleiten oder zu enormer Gereiztheit und Aggression", so der Bischof. Da stelle sich auch die Frage, wie Gott wirkt, ob er eingreife und wenn ja, wie.

Viele würden in ihrem Leben Spuren des Wirkens Gottes erkennen, so der Bischof. Dankbarkeit sie darauf die angemessene Antwort. "Unser Auftrag ist es, Vorbeter der Dankbarkeit zu sein und nicht in die Litaneien der Jammerei einzustimmen". Das Meiste, was Gott tue, geschehe im Verborgenene, selten in den lauten Ereignissen. 

Für den Bischof ist klar, dass Gott anders wirkt, als "wir es in den frömmsten Träumen erhofften und mit unseren Konzepten vorgesehen hätten". Auch Vorstellungen einer Erneuerung der Kirche würden nicht automatisch mit den Plänen Gottes übereinstimmen. 

Gott können nur wirken und etwas Neues schaffen durch das Erleben des eigenen Scheiterns und vielfacher Enttäuschungen, so der Bischof. "Vermutlich kann Gott besser wirken, wenn wir mehr zulassen, mehr loslassen, weil wir verstanden haben, dass wir das Eigentliche, nämlich die Bekehrung der Herzen und die Aufnahme der Frohbotschaft Jesu, ohnehin nicht machen können, niemals erzwingen können." Entscheidend sei "die Haltung, die Leidenschaft, die Liebe, das Vertrauen, das Loslassen – mit einem Wort, die Hingabe in unserer Berufung", so Glettler.

Die Priester bringen die Heiligen Öle vor den Altar. Foto: Sigl