Palaver: Bibel lehrt aktiven Widerstand und Friedenstiftung
Worin besteht der Beitrag biblischer Texte zu Fragen der Friedensstiftung heute? Dem Innsbrucker Sozialethiker Wolfgang Palaver zufolge lehren zentrale biblische Texte wie die Bergpredigt nicht etwa einen situationsblinden oder gar einen "gewaltbewehrten Frieden", sondern sie führen vor Augen, dass das Ziel ein "messianischer Frieden" ohne Gewalt darstellt. Um dies zu erreichen, brauche es die Bereitschaft zum aktiven Widerstand gegen Ungerechtigkeit und Gewalt, betonte Palaver in einem Gastbeitrag in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "miteinander".
Lange Zeit stand laut Palaver die Bergpredigt mit ihrem ethischen Kompass im Schatten der Zehn Gebote. Dabei würden neuere Deutungen - etwa auch bischöfliche Leitworte wie die Publikation "Gerechter Friede" der deutschen Bischöfe aus dem Jahr 2000 - längst Instrumente an die Hand geben, die alttestamentliche Aspekte aufgreifen und zeitgemäße Orientierung böten. So eben die Unterscheidung zwischen einem "gewaltbewehrten Frieden, der Frieden durch Recht zu gewährleisten versucht, ohne Gewalt völlig auszuschließen, und einem messianischen Frieden, der auf einen Frieden ohne Gewalt zielt."
Palaver stellt sich in seinem Beitrag ganz auf die Seite des "messianischen Friedens", den es anzustreben gelte - allerdings ohne vor dem Unrecht in der Welt zu kapitulieren und die eigene Würde aufzugeben: "Die Würde dürfen sich die Menschen nicht nehmen lassen. Als er (Jesus, Anm.) selbst geschlagen wurde (Joh 19,23), hielt er nicht die andere Wange hin, sondern stellte den Schläger zur Rede." Jesus sei also - so Palaver unter Rekurs auf das Friedenswort "Friede diesem Haus" der deutschen Bischöfe aus 2024 - "kein 'scheinbar sanftmütiger Leisetreter'", er verkörpere vielmehr den Geist "aktiver Gewaltfreiheit". Palaver: "Es geht um einen Widerstand gegen das Böse, ohne sich selbst von der Gewalt anstecken zu lassen."
Die Herbst-Ausgabe des "miteinander", der Zeitschrift des Canisiuswerkes, steht unter dem Generaltitel "Die neue Ungewissheit" und versammelt neben Palaver Beiträge u.a. von Ulrich Körtner und Wolfgang Merkel zum Umgang mit Ungewissheit. (Infos: www.miteinander.at)
Eine Meldung von www.kathpress.at
