Heimische Benediktinerklöster internationale Vorbilder

Weltweiter Ordensoberer Schröder: Starke pastorale Verwurzelung, menschliche Nahbarkeit und geschichtliche Authentizität sind klare Stärken der heimischen Stifte

Österreichs Benediktinerklöster gelten nach Einschätzung von Abtprimas Jeremias Schröder als international vorbildlich im Dienst an den Menschen. Im Interview mit dem Magazin "füreinander", dem Mitteilungsblatt der Österreichischen Benediktinerkongregation (aktuelle Ausgabe), hob der Ordensleiter die starke pastorale Verwurzelung und die menschliche Nahbarkeit der Klöster hervor. Auch auf struktureller Ebene sieht Schröder in Österreich eine tragende Rolle für den gesamten deutschsprachigen Raum des Ordens.

 

"Das Mönchtum in Österreich ist aus einer lebendigen Tradition gewachsen", so Schröder. Im Unterschied zu Gründungen und Neuaufbrüchen aus dem 19. Jahrhundert, etwa in Deutschland, seien die Klöster hier nicht aus romantischen Idealvorstellungen, sondern aus konkreter seelsorglicher Praxis hervorgegangen. Das habe zu einer besonderen Bodenständigkeit und Menschlichkeit geführt. "Die langwährende Tradition gibt dem ganzen eine historische Authentizität", so Schröder.

 

Besonders betonte der aus Deutschland stammende Abtprimas die Rolle der Salzburger Äbtekonferenz, die formal den gesamten deutschen Sprachraum abdeckt, in der Praxis aber vor allem von den österreichischen Äbten getragen werde. Diese bildeten "ein inneres Gerüst", das den Benediktinerorden in Mitteleuropa zusammenhalte.

 

Nahbare Kirche
Persönlich verbindet Schröder mit Österreich seine frühere Leitungstätigkeit im Kloster St. Georgenberg in Tirol. "Ich habe dort die katholische Kultur Tirols und Österreichs insgesamt sehr schätzen gelernt", unterstrich er. Anders als in Deutschland mit seinen großen, oft schwerfälligen Diözesen sei der Kontakt zu Bischöfen in Österreich direkter und unkomplizierter. Auch ein "Miteinander trotz Konflikten" sei spürbarer - wozu Kardinal Christoph Schönborn laut Schröder wesentlich beigetragen habe. 

 

Ein konkretes Beispiel für die enge Verbindung von Kloster und Region sei für ihn das Stift Kremsmünster, das Schröder im Frühjahr bei der Abtbenediktion von Bernhard Eckerstorfer besuchte. Selbst italienische Priester seien beeindruckt gewesen, "wie tief das Stift in der Bevölkerung verankert ist" - ein Umstand, den sie aus Italien so nicht kannten.

 

Reformen statt Wunderlösungen
Mit Sorge blickt der Abtprimas auf die Entwicklung vieler westlicher Klöster, die durch Überalterung und mangelnden Nachwuchs unter Druck geraten. Während einige Gemeinschaften frühzeitig auf die Veränderungen reagierten und den Übergang gestalteten, hofften andere auf "Wunderlösungen" und verzögerten notwendige Reformen. In solchen Fällen drohe der Verlust von Selbstbestimmung - bis hin zur Übernahme durch externe kirchliche Stellen. 

 

"Einige Klöster verwahrlosen regelrecht, Aufsichtsgremien versagen, und es kommt zu Missständen oder gar Skandalen", so Schröder. Hier sei mehr Kooperation innerhalb der Ordenswelt nötig, um rechtzeitig zu intervenieren und notfalls zu korrigieren. Ein möglicher Niedergang könne aber auch Raum für einen geistlichen Neubeginn schaffen.

 

1.500 Jahre Montecassino
Einen Blick in die Zukunft warf Schröder im Hinblick auf das 1.500-Jahr-Jubiläum der Abtei Montecassino im Jahr 2029. Unter dem Motto "Locus iste - Orte der Hoffnung seit 529" sollen Klöster weltweit als Hoffnungsträger sichtbar gemacht werden. Das Jubiläum verstehe sich auch als Einladung, den benediktinischen Beitrag für eine Welt im ökologischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umbruch neu zu definieren, sagte er. 

 

Eine Meldung von www.kathpress.at 

Heimische Benediktinerklöster internationale Vorbilder
Foto: Benediktinerkloster St. Georgenberg