Gelebte Tiroler Volksfrömmigkeit zu Mariä Himmelfahrt

Rosenkranz, Kräuter und Tiroler Identität – Der Hohe Frauentag als Fest der Hoffnung

Tirol feiert am 15. August den Hohen Frauentag – ein Tag, der Glauben, Geschichte und gelebte Tradition in besonderer Weise vereint. Als kirchliches Hochfest erinnert Mariä Himmelfahrt an die leibliche Aufnahme der Gottesmutter Maria in den Himmel. Gleichzeitig ist der Tag seit 1959 offizieller Landesfeiertag – zur Erinnerung an die Befreiung Tirols von der bayrisch-französischen Besatzung im Jahr 1809. Andreas Hofer sprach damals sein Dankgebet zur Muttergottes und zog am 15. August als Oberkommandant feierlich in Innsbruck ein.

 

Rosenkranz widmet sich dem ältesten Marienfest 

Der Ursprung dieses ältesten bekannten Marienfests reicht bis ins frühe Christentum zurück. Bereits vor dem Konzil von Chalcedon im Jahr 451 wurde Mariä Himmelfahrt in der Ostkirche gefeiert, seit dem siebten Jahrhundert auch in der Westkirche. Mit Einverständnis aller Bischöfe wurde die leibliche Aufnahme Mariens 1950 durch Papst Pius XII. für die katholische Kirche zum Dogma erklärt.

 

Mariä Himmelfahrt findet sich auch im Rosenkranzgebet wieder, das in der katholischen Frömmigkeit tief verankert ist. Die sogenannten glorreichen Geheimnisse widmen sich der himmlischen Vollendung Marias. Darunter ihre Aufnahme in den Himmel – das vierte glorreiche Geheimnis – und ihre Krönung zur Himmelskönigin als fünftes glorreiches Geheimnis. „Diese meditativen Betrachtungen laden dazu ein, das Fest nicht nur liturgisch, sondern auch geistlich zu vertiefen“, erklärt Christine Drexler, Liturgiereferentin der Diözese Innsbruck.

 

Eine Einführung dafür bietet das Buch „Der Rosenkranz“ von Bischof Reinhold Stecher, das in der Kleinschriftenreihe des Tiroler Sonntags weiterhin erhältlich ist. „Das Beten des Rosenkranzes ist tief im Tiroler Volksglauben verwurzelt und hat bis heute hohe Bedeutung im Leben vieler Gemeinden“, so Drexler. Auch Bischof Hermann Glettler hat sich in der Vergangenheit eingehend mit diesem Gebet beschäftigt und gemeinsam mit der Künstlerin Jutta K. Kiechl 2019 den „Rosenkranz der Achtsamkeit“ verfasst.

 

Landesgottesdienst und Ehrungen verdienter Tiroler:innen 

Der Landesgottesdienst beginnt um 9:00 Uhr in der Jesuitenkirche Innsbruck und wird von Abt Leopold Baumberger OPraem zelebriert. Die musikalische Gestaltung übernehmen die Wiltener Sängerknaben unter der Leitung von Johannes Stecher sowie KMD Brigitte Wurzer an der Orgel. Zuvor findet der landesübliche Empfang vor der Hofburg statt, gefolgt von der Kranzniederlegung am Grabmal Andreas Hofers. Im Anschluss an das Hochamt werden verdiente Persönlichkeiten aus Tirol und Südtirol geehrt.

 

Gelebte Traditionen in Tiroler Pfarren 

In der Diözese Innsbruck feiern am 15. August insgesamt 25 Pfarrkirchen sowie zwei Exposituren mit besonderem Bezug zur Gottesmutter ihr Patrozinium – häufig mit Prozessionen und Pfarrfesten. „Die Kräuterweihe ist dabei oft ein zentrales Element“, erklärt Drexler, die betont, dass es sich streng genommen um eine Segnung handelt: „Der Begriff Weihe hat sich aber umgangssprachlich dafür eingebürgert.“ Gläubige bringen Kräuterbuschen mit zumeist mindestens sieben Pflanzen – etwa Rosmarin, Salbei, Wermut, Minze, Arnika, Kamille und Thymian – zur Segnung. Die Zahl Sieben steht symbolisch für die Schöpfungstage.

 

„Ein wichtiges Element beim Kräuterbinden ist ebenso wie beim Rosenkranzgebet, dass das in einem großen Teil von Laien gemacht wird. Diese Tradition erleichtern die aktive Teilhabe“, sagt Drexler. Die gesegneten Kräuter gelten als Schutzzeichen für Haus und Familie. Die diesem Brauch zu Grunde liegende Legende erzählt, dass die Apostel drei Tage nach Marias Tod ein leeres Grab vorfanden – erfüllt vom Duft von Kräutern und Blumen. Daraus entwickelte sich die bis heute lebendige Praxis der Kräutersegnung, die die heilenden und schützenden Kräfte der Natur hervorhebt.

 

Am 15. August bittet die Caritas der Diözese Innsbruck bei den Gottesdiensten auch um Spenden für ihre Augustsammlung. Im Zentrum stehen dabei zwei der ärmsten Länder der Welt: Burkina Faso und Mali.

Gelebte Tiroler Volksfrömmigkeit zu Mariä Himmelfahrt
Rosenkranz und Kräuterbüschel - Foto: Cincelli/dibk.at