Martini leuchtet – und erinnert ans Teilen
Es zählt zu den beliebtesten Festen für Kinder – nicht zuletzt wegen der Laternenumzüge, die vielerorts die Straßen erhellen. Während Eltern das Lied „Ich geh mit meiner Laterne“ spätestens Mitte November wieder auswendig können, steht der Gedenktag des Heiligen Martin am 11. November ganz im Zeichen der Nächstenliebe. In zahlreichen Pfarren der Diözese Innsbruck wird das Martini-Fest mit Familiengottesdiensten und Aktionen der gelebten Solidarität begangen.
Der Heilige Martin, bekannt für die Mantelteilung mit einem frierenden Bettler, ist bis heute ein Symbol für Mitmenschlichkeit. Martin Kapferer, Archivar der Diözese Innsbruck, bringt es auf den Punkt: „Der Martin war schon ein cooler Typ!“ Er verweist auf eine Tradition im Tiroler Oberland und dem Außerfern zu Ehren „seines“ Namenspatrons, bei der rund um Martini sogenannte „Martini-Mandln“ – etwa tischhohe Heiligenfiguren – aufgestellt werden. Laut Diözesanarchiv sind in der Diözese Innsbruck 37 Kirchen und Kapellen dem Heiligen Martin geweiht. Die Diözese Eisenstadt hat ihn zu ihrem Patron gewählt.
Traditionen erinnern an das Leben des Heiligen
In Tirol und Südtirol gilt Martini als bedeutender Bauernfeiertag. Der 11. November war früher Zahltag für das Gesinde und markierte das Ende des Erntejahres. Traditionell wurden Gänse geschlachtet – eine Erinnerung an die schnatternden Tiere, die Martin einst verraten haben sollen. Gleichzeitig begann zu Martini die vorweihnachtliche Fastenzeit.
Die beliebten Laternenumzüge, oft begleitet von einem als römischer Soldat verkleideten Reiter auf einem Pferd, gehen auf die Lichterprozession zurück, mit der Martins Leichnam nach Tours überführt wurde. In einigen Orten wird die Mantelteilung nachgespielt. Symbolisches Teilen gehört vielerorts zum Fest dazu – etwa durch das Martinsbrot oder süßes Gebäck, das gemeinsam geteilt wird.
Der Martinstag ist eine Einladung, Nächstenliebe, Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft zu leben – und gemeinsam mit Familie und Freunden zu feiern. In einer Zeit, in der Hektik und Konsum oft dominieren, bringt das Fest Licht und Wärme in die dunkle Jahreszeit und lädt dazu ein, sich auf das Wesentliche zu besinnen.
Martin wurde um 316/17 in Savaria (heute Szombathely, Ungarn) geboren. Während seines Militärdienstes ereignete sich die berühmte Szene am Stadttor von Amiens: Martin teilte seinen Mantel mit einem frierenden Bettler – nach damaligen Militärrecht eine Straftat, wie Kapferer betont. Später erschien Martin Christus im Traum, bekleidet mit dem halben Mantel. Er ließ sich taufen, verließ das Militär und wurde später Bischof von Tours. Einer Legende nach versteckte er sich im Gänsestall, um der Weihe zu entgehen – doch die Gänse verrieten ihn. Als Bischof widmete sich Martin der Verbreitung des Evangeliums und setzte sich immer wieder für Arme und Ausgestoßene ein.
Der Gedenktag fällt auf den 11. November, den Tag seiner Grablegung. Martin ist der erste Heilige, der verehrt wurde, obwohl er kein Märtyrer war. Er gilt als Schutzpatron der Armen, Bettler, Soldaten, Flüchtlinge und Kriegsdienstverweigerer – und als Wegweiser für Barmherzigkeit in Krisenzeiten. Papst Franziskus bezeichnete ihn als „Lehrmeister der Herzlichkeit, der Aufnahme von Notleidenden und der Nächstenliebe“. Hierzulande wird er vor allem als Reiter beim Teilen des Mantels dargestellt. In anderen Gebieten, vor allem im Loiretal, zeigt man ihn zumeist als Bischof mit einer Gans.
Martinsumzug im Innsbrucker Hofgarten
Ein besonderes Highlight in der Landeshauptstadt ist der traditionelle Martinsumzug im Innsbrucker Hofgarten, veranstaltet von den Hofgartenfreunden in Kooperation mit der Dompfarre St. Jakob. Nach einer Andacht mit Propst Jakob Bürgler und einem Martinsspiel der Theatergruppe Grenzenlos am Landestheatervorplatz zieht die festliche Gemeinschaft angeführt vom „Heiligen Martin am Pferd“ in den herbstlich beleuchteten Hofgarten ein. Dort sorgen der Kinderchor der Musikschule Innsbruck und ein Posaunenquartett der Speckbacher Stadtmusik Hall für musikalische Stimmung. Brezeln und Kinderpunsch im Musikpavillon runden den Abend ab – ein stimmungsvolles Familienfest, das Brauchtum, Musik und gelebte Gemeinschaft verbindet. Beginn ist um 17 Uhr am Martinstag.
Kirchen mit dem Namen Martins (laut Schematismus der Diözese Innsbruck)
- Pfarre Häselgehr, Hl. Martin v. Tours
- Pfarre Wängle, Hl. Martin
- Filialkirche Namlos, Hl. Martin
- Filialkirche Gnadenwald, St. Martin
- Pfarre Dölsach, Hl. Martin
- Pfarre Ladis, Hl. Martin
- Pfarre Innervillgraten, Hl. Martin
- Pfarre Huben im Ötztal, Hl. Martin, Bischof
- Pfarre Aldrans, Hl. Martin von Tours
- Pfarre Gries im Sellrain, Hl. Martin
- Pfarre Strengen, Hl. Martinus
- Pfarre Häselgehr, Hl. Martin v. Tours
- Pfarre Bannberg, St. Martin
- Pfarre Tumpen, St. Martin
„Martini-Mandl“ – Bildnachweis: Kapferer/Diözesanarchiv
Martinsfest von Pfarre und Kindergarten Heilige Familie Lienz – Bildnachweis: Heilige Familie