Begräbnisseelsorge im Wandel der Zeit

Begleiten, trösten, hoffen - Begräbnisleiter:innen erzählen über ihr Ehrenamt – Ausbildung gestartet – Rahmenordnung für Begräbniskultur der Diözese Innsbruck aktualisiert

Wenn ein Mensch stirbt, steht für die Angehörigen vieles still – und zugleich muss vieles geschehen. In dieser sensiblen Phase stehen Begräbnisleiter:innen der Diözese Innsbruck den Hinterbliebenen zur Seite: Sie hören zu, gestalten Rituale, leiten die Feier des Abschieds und schenken Trost.

Seit rund 15 Jahren wirken in Tirol Frauen und Männer – haupt- wie ehrenamtlich – in diesem besonderen kirchlichen Dienst. Sie übernehmen Begräbnisse in enger Abstimmung mit dem Pfarrer oder der Leitung des Seelsorgeraums und sind damit sichtbarer Ausdruck einer lebendigen, solidarischen Kirche vor Ort.

„Begräbnisleiter:innen begleiten Menschen in einer der verletzlichsten Lebenssituationen. Sie sind Gesichter des Glaubens, Mittler:innen von Hoffnung und menschlicher Nähe“, beschreibt Christine Drexler, Fachreferentin für Liturgie in der Diözese Innsbruck.

 

Wie vielfältig dieser Dienst ist, zeigen die Geschichten derer, die ihn ausüben. Diese Erzählungen geben Einblick in die Motivation und Spiritualität der Begräbnisleiter und Begräbnisleiterinnen, zeigen, wie viel Feingefühl, Glauben und menschliche Wärme in diesem Dienst steckt, und machen deutlich: Jede Begegnung, jedes Abschiednehmen ist einzigartig.

 

Susanne Riml & Michaela Maurer, Pfarre Tumpen: den Mensch in die Mitte nehmen 

In der kleinen Ortschaft Tumpen in der Gemeinde Umhausen im Ötztal begleiten Susanne Riml und Michaela Maurer als Begräbnisleiterinnen Menschen auf ihrem letzten Weg. Beide haben früh ihre Mütter durch Krebs verloren – eine Erfahrung, die ihnen die Bedeutung ehrlicher Begleitung bewusst gemacht hat. „Da zu sein, mitzufühlen, in den Arm zu nehmen, zuzuhören – mehr braucht es oft nicht.“

Ihre Aufgaben reichen von der ersten Begegnung mit der Trauerfamilie über das gemeinsame Gebet bis zur Gestaltung der Feier der Verabschiedung. Besonders berührend ist für sie das Gebet in der Familie beim ersten Besuch: „Wenn die Verstorbenen noch in ihrem gewohnten Bett oder in der Stube aufgebahrt sind, die Familie mit den Kindern und Enkelkindern rundherum steht, sitzt, springt … und wir gemeinsam beten – das bleibt lange in Erinnerung.“

In Tumpen gibt es eine liebevolle Tradition: das „Stockerl“ – ein kleines Tischchen beim Altar mit persönlichen Gegenständen der Verstorbenen. So wird der Mensch auch beim Sterberosenkranz ganz in die Mitte der Gemeinschaft genommen.

Auch bei der Urnenbeisetzung gestalten die beiden Frauen individuelle Feiern. „Mittlerweile heben die Familien die Urnengräber selbst aus – ein Zeichen des Zusammenhalts und ein letzter Dienst für die Verstorbenen.“

Ihr Glaube ist dabei den beiden Begräbnisleiterinnen eine ständige Kraftquelle: „Die Hoffnung auf ein Wiedersehen – ohne sie wäre vieles sinnlos.“ Und ihre Freundschaft ist ein Geschenk: „Seit fast 20 Jahren durchwandern wir alle Höhen und Tiefen unseres Lebens – und ganz besonders unseres Glaubenslebens.“

 

Thomas Happacher, Pfarre Debant: Manchmal hilft nur ein Mit-Schweigen und Mit-Trauern 

Für Thomas Happacher, Pfarrkurator in Debant und Leiter des Seelsorgeraums Sonnseite in Osttirol, war es das Interesse an der Gestaltung der Verabschiedungsfeier – und die Erkenntnis, dass es immer weniger Priester gibt –, das ihn zur Begräbnisleitung geführt hat. „Es ist eine Ehre, einen Menschen auf seinem letzten irdischen Weg zu begleiten.“

An sein erstes Begräbnis erinnert er sich mit Aufregung und Ehrfurcht: „Man will nichts falsch machen – so etwas bleibt den Angehörigen oft lange in Erinnerung.“ Gleichzeitig war da auch Dankbarkeit, das Gelernte endlich in der Praxis umsetzen zu dürfen.

Für ihn ist die Begräbnisleitung ein Dienst am Nächsten. Besonders bewegend war für ihn der Tod einer jungen Mutter: „Da hat man keine Worte mehr, auch nicht aus dem Glauben heraus. Da ist nur mehr Mit-Schweigen, Mit-Trauern angesagt.“

In der Ansprache beim Gottesdienst versucht er, das Leben der Verstorbenen mit biblischen Texten zu verbinden – als Trost und als Zeichen, dass Gott auch in der Trauer gegenwärtig ist. „Der Glaube an die Auferstehung hat sich durch diese Arbeit verfestigt.“

Auch bei Menschen, die aus der Kirche ausgetreten sind, findet er einen respektvollen Weg: „Ich ziehe keine Albe an – ich möchte den Schritt des Austritts respektieren. Aber im Sinne ‚man darf für jeden beten‘ halte ich die Beerdigung.“

Die Pfarrgemeinde akzeptiert seine Rolle voll und ganz, die Zusammenarbeit mit der Krankenhausseelsorge ist hervorragend. Der Bestatter ist ein verlässlicher Teamplayer: „Auch bei schwierigen Situationen vertraut er auf unsere Routine.“

 

Ausbildung mit Tiefgang 

Damit dieser Dienst gut vorbereitet geschieht, bietet die Diözese Innsbruck regelmäßig einen neunmonatigen Lehrgang für Begräbnisleiter:innen an.

15 Teilnehmer:innen haben im September den aktuellen Kurs begonnen. Neben theologischen und liturgischen Grundlagen geht es um die persönliche Auseinandersetzung mit Tod und Trauer, Kommunikation mit Angehörigen, Zusammenarbeit mit Bestatter:innen, Krankenhaus- und Notfallseelsorge sowie um praktische Übungen und Reflexion.

Mit der Beauftragung durch den Bischof wird deutlich: Dieser Dienst geschieht im Namen der Kirche

Der nächste Kurs ist bereits in Planung; Interessierte können sich über den Pastoralen Dienst der Diözese Innsbruck „SEELSORGE-leben – Abteilung Pfarre und Gemeinschaften“ informieren.

„Begräbnisleiter:innen tragen dazu bei, dass Kirche auch in der Stunde des Abschieds präsent bleibt – nicht nur durch Worte, sondern durch Nähe, durch Zeit und durch Mitgefühl“, so Christine Drexler.

 

Neue Rahmenordnung für Begräbniskultur in der Diözese Innsbruck 

Bischof Hermann Glettler: „Wie wir uns verabschieden, zeigt, was wir glauben.“ 

Die Diözese Innsbruck hat im September 2025 eine neue Rahmenordnung für Begräbniskultur vorgestellt. Sie präzisiert die bestehenden Richtlinien aus dem Jahr 2013 und reagiert auf aktuelle Entwicklungen in der Bestattungskultur.

Ziel ist es, Orientierung zu geben und die christliche Hoffnung in einer sich wandelnden Gesellschaft neu zur Sprache zu bringen.

In seinem Vorwort betont Bischof Hermann Glettler, dass der Umgang mit Tod und Trauer ein Spiegel des Glaubens sei:

„Wie wir uns von den Verstorbenen verabschieden, zeigt, was wir glauben.“

 

Der Bischof sieht in der gegenwärtigen Vielfalt von Abschiedsritualen – von anonymen Bestattungen bis zu rein familiären Feiern – eine „Anfrage an unsere kirchliche Bestattungskultur“. Gerade jetzt gelte es, den Glauben an die Auferstehung und an das von Gott geschenkte Leben neu ins Wort zu bringen.

„Das Bestatten der Toten und der Beistand für Trauernde sind Werke der Barmherzigkeit. Eine geistvolle, menschlich berührende Feier bezeugt unseren Glauben an Christus, der dem Tod die Macht genommen hat.“

Die überarbeitete Rahmenordnung basiert auf den Vorgaben des Kirchenrechts und der Österreichischen Bischofskonferenz, integriert aber zugleich pastorale Erfahrungen aus den vergangenen Jahren. Sie möchte helfen, die Brücke zwischen Tradition und den Bedürfnissen der Menschen heute zu meistern.

Begräbnisseelsorge im Wandel der Zeit
Feier des Abschieds - ein vielfältiger Dienst für Begräbnisleietr:innen. Foto: Michaela Maurer

Download

Die mit 1. November 2025 gültige Begräbnisordnung der Diözese Innsbruck steht hier als Downoad (PDF) zur Verfügung.