Bischof Hermann: Atomwaffen widersprechen Menschenwürde
80 Jahre nach dem Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki hat Bischof Hermann Glettler vor dem trügerischen Sicherheitsversprechen nuklearer Abschreckung gewarnt: "Atomwaffen haben keinen Platz in einer Welt, die an die Menschenwürde glaubt", so Glettler, Referatsbischof für Pax Christi Österreich, "zum traurigen, aber bedeutsamen Gedenktag" in einem der Kathpress vorliegenden Gedenkschreiben. Die Narben dieses Tages seien "bis heute spürbar - in den Körpern der Überlebenden, in den Herzen ihrer Nachkommen und in unserem kollektiven Gewissen", betonte der Bischof. Auch wenn acht Jahrzehnte später keine Trümmer mehr sichtbar seien, bleibe das "unauslöschliche Erbe des Leidens" tief eingebrannt.
Es sei eine Mahnung, dass der Mensch "nie wieder mit seinem eigenen Ende spielen" dürfe. Der Innsbrucker Diözesanbischof verwies auch auf die weltweit vernachlässigten Opfer nuklearer Tests, des Uranabbaus und radioaktiver Verseuchung - die sogenannten "Global Hibakusha". Ihr Schicksal verlange nach Anerkennung, Entschädigung und solidarischem Handeln: "Es darf keine stillen Zonen des Leidens mehr geben."
Ethische Verantwortung in Zeiten der Bedrohung
Heutige Atomwaffen überträfen in ihrer Zerstörungskraft die Bomben von 1945 bei weitem, betonte Glettler. Ihre Existenz stelle eine permanente Bedrohung für das Leben dar und basiere auf einem "falschen Sicherheitsversprechen - gegründet auf Zerstörung, nicht auf Schutz". Sie seien zudem nicht nur militärisch fragwürdig, sondern auch ethisch unvertretbar.
Die Kirche, so Glettler weiter, trage eine besondere Verantwortung zur Friedensbildung. Sie sei aufgerufen, Mahnung und Hoffnung weiterzugeben - besonders an junge Menschen. Der Bischof forderte alle Regierungen, insbesondere jene mit nuklearen Arsenalen, auf, ernsthafte Abrüstungsverhandlungen aufzunehmen und sich dem Vertrag über das Verbot von Atomwaffen (TPNW) anzuschließen, "denn Sicherheit darf nicht auf der Drohung mit Zerstörung beruhen".
Am 6. August 1945 hatte die US-Luftwaffe die Atombombe "Little Boy" über der japanischen Stadt Hiroshima abgeworfen, drei Tage später folgte eine zweite Bombe über Nagasaki. Mehr als 250.000 Menschen starben unmittelbar oder an den Spätfolgen wie Strahlenkrankheit und Verbrennungen.
Die Hiroshima-Gruppe Wien, Pax Christi Wien und die Wiener Friedensbewegung laden am Mittwoch (6. August) wieder zum traditionellen Hiroshima-Gedenken auf den Wiener Stephansplatz. Die Friedenskundgebung beginnt am Mittwoch um 17.30 Uhr auf dem Wiener Stephansplatz und wird um ca. 19.30 Uhr mit einem Laternenmarsch vom Stephansplatz zum Teich vor der Wiener Karlskirche abgeschlossen.
Eine Meldung von www.kathpress.com

Papst mahnt 80 Jahre nach Hiroshima zu Friedensbemühungen
Angesichts der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki vor 80 Jahren hat Papst Leo XIV. Engagement für einen dauerhaften Frieden gefordert. "Obwohl viele Jahre vergangen sind, bleiben die beiden Städte lebendige Mahnmale für die schrecklichen Gräuel, die Atomwaffen angerichtet haben", schrieb er in einer am Dienstag veröffentlichten Botschaft anlässlich der beiden Jahrestage. Das katholische Kirchenoberhaupt würdigte die Betroffenen der Abwürfe. "Atomwaffen verletzen unsere gemeinsame Menschlichkeit und verraten auch die Würde der Schöpfung, deren Harmonie wir zu bewahren berufen sind", so Leo XIV. weiter.
Wahrer Frieden erfordere den mutigen Verzicht auf Waffen - insbesondere auf solche, die eine unbeschreibliche Katastrophe verursachen können. Der aus den USA stammende Papst rief zur Erschaffung einer globalen Ethik auf, verwurzelt in Gerechtigkeit, Geschwisterlichkeit und Gemeinwohl. "Es ist daher mein Gebet, dass dieser feierliche Jahrestag ein Aufruf an die internationale Gemeinschaft sein möge, ihr Engagement für einen dauerhaften Frieden für unsere gesamte Menschheitsfamilie zu erneuern."
Durch die beiden US-amerikanischen Bombenabwürfe auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki am 6. und 9. August 1945 und durch die Strahlenfolgen starben mehrere Hunderttausend Menschen. Viele leiden noch heute unter körperlichen und seelischen Auswirkungen. Die genauen Opferzahlen sind bis heute umstritten, Schätzungen reichen bis zu 350.000 Todesopfern in beiden Städten zusammen.
Ihre Geschichten mahnen – ihr Leiden verpflichtet.
Am heutigen Tag halten wir inne. 80 Jahre sind vergangen, seit eine neue Dimension der Gewalt unsere Welt für immer veränderte: Eine einzige Bombe mit dem zynischen Namen „Little Boy“ zerstörte eine ganze Stadt – und kostete Hunderttausende das Leben. Die Narben dieses Tages sind bis heute spürbar – in den Körpern der Überlebenden, in den Herzen ihrer Nachkommen und in unserem kollektiven Gewissen.
Heute, acht Jahrzehnte später, sind in Hiroshima und Nagasaki keine Trümmer mehr sichtbar – äußerlich blühen sie wieder, doch tief eingebrannt bleibt ihr unauslöschliches Erbe des Leidens. Ihre Botschaft reicht weit über Japan hinaus: Nie wieder darf der Mensch mit seinem eigenen Ende spielen. Ein eindringlicher Ruf zur Mahnung – und zur Hoffnung. Gerade jetzt – in einer Zeit wachsender geopolitischer Spannungen und offener Drohungen.
Der Anfang des nuklearen Zeitalters
Drei Wochen vor den apokalyptischen Tagen von Hiroshima (6. August) und Nagasaki (9. August) explodierte am 16. Juli 1945 im Rahmen des sogenannten „Trinity“-Projekts in der Wüste von New Mexico die erste Atombombe der Geschichte. Tausende Menschen, insbesondere aus indigenen und lateinamerikanischen Gemeinschaften in der Umgebung, litten unter den langfristigen Folgen, oft ohne Anerkennung oder Entschädigung. Dieses Kapitel darf nicht übersehen werden – denn es markiert den Ursprung des zerstörerischen Werkzeugs, dessen Bedrohung wir bis heute gegenüberstehen.
Wir erinnern heute auch an die „Global Hibakusha“ – Menschen weltweit, die unter den Folgen nuklearer Tests, des Uranabbaus und radioaktiver Verseuchung leiden. Ihr Schicksal mahnt uns zu Solidarität und Gerechtigkeit: zu Aufarbeitung, Entschädigung und Anerkennung. Es darf keine stillen Zonen des Leidens mehr geben.
Unsere ethische Verantwortung in Zeiten der Bedrohung
Die Atomwaffen von heute übersteigen in Sprengkraft und Grausamkeit alles, was 1945 möglich war. Ihre bloße Existenz stellt eine ständige Bedrohung für alles Leben dar. Sie verkörpern ein falsches Sicherheitsversprechen – gegründet auf Zerstörung, nicht auf Schutz. Diese Waffen sind nicht nur militärisch fragwürdig. Sie sind ethisch unvertretbar.
Wir rufen alle Regierungen – besonders jene mit nuklearen Arsenalen – zur sofortigen Aufnahme von Abrüstungsverhandlungen auf. Wir fordern den weltweiten Beitritt zum Vertrag über das Verbot von Atomwaffen und ein Ende der Milliardeninvestitionen in deren Modernisierung. Denn Sicherheit darf nicht auf der Drohung mit Zerstörung beruhen.
Als Kirche verpflichten wir uns, Friedenserziehung in unsere Gemeinden zu tragen, Mahnung und Hoffnung weiterzugeben – besonders an die junge Generation. Wir erheben deutlich und mit allem Nachdruck unsere Stimme: Atomwaffen haben keinen Platz in einer Welt, die an die Menschenwürde glaubt.

Foto: Sigl/dibk.at