80 Jahre gelebte Inklusion und Bildung in Bewegung
Am 3. Oktober 2025 feiert das Bildungshaus St. Michael in Matrei am Brenner sein 80-jähriges Bestehen – und wurde wenige Tage zuvor mit dem Bildungsinnovationspreis des Landes Tirol ausgezeichnet. Die Ehrung im Spiegelsaal des Tiroler Bildungsforums würdigt ein zukunftsweisendes Konzept zur inklusiven Erwachsenenbildung. Das Projekt „Mittendrin statt außen vor – Inklusion im Bildungshaus weiterdenken“ knüpft an bestehende Freizeit- und Lernangebote für Familien mit behinderten Angehörigen an.
Die Diözese Innsbruck freut sich über diese Auszeichnung – bereits zum wiederholten Mal wurde ihre Erwachsenenbildung vom Land Tirol prämiert. Die breite Palette an Angeboten wird längst nicht mehr allein aus Kirchenbeitragsgeldern finanziert. Fördergelder, Projektpartner:innen und Neustrukturierungen machen es möglich. „St. Michael zeigt, wie Inklusion nicht als Zusatz, sondern als Grundhaltung gedacht und gelebt werden kann – und wie daraus Bildungsräume entstehen, die für alle offen sind“, sagte Franz Jenewein, Leiter des Tiroler Bildungsinstituts Grillhof, in seiner Laudatio zur Preisverleihung.
Auszeichnung für inklusive Bildungsarbeit
Mit dem Bildungsinnovationspreis 2025 wird nicht die Vergangenheit, sondern ein mutiger Blick in die Zukunft gewürdigt: Bildung St. Michael möchte sich als Drehscheibe für Erwachsenenbildung und Inklusion im Westen Österreichs etablieren. Seit 41 Jahren gibt es eine Urlaubswoche für Familien mit behinderten Angehörigen – gemeinsam mit der Lebenshilfe Tirol. Auch die Mathematikförderwochen „Yes, we can“ für Familien mit Kindern mit Trisomie 21 gehören zu den bestehenden Angeboten. Diese Angebote sind die Grundlage für weitere Schritte im Bereich inklusiver Bildung. Ziel ist es, neue Themen wie Autismus einzubeziehen und Fachleute im Bereich Barrierefreiheit zu schulen.

Die ehemalige „Pension Kraft“, in der auch der Tiroler Künstler Paul Flora Teile seiner Kindheit verbrachte, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von der Apostolischen Administratur Innsbruck-Feldkirch übernommen und als Bildungshaus neu eröffnet. Die Geschichte des Hauses reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück. Seit 1945 ist St. Michael nun ein Ort der Begegnung, Besinnung und Bildung. Nach umfassenden Umbauten wurde das Haus 2018 als barrierefreier Neubau wiedereröffnet – nachhaltig gebaut, ausgezeichnet mit dem Qualitätssiegel „Klimaaktiv Gold“. Seit 2024 führt die Diözese Innsbruck das Haus als Hotel mit Seminarbetrieb unter dem Namen St. Michael Alpin Retreat. Bildungsveranstaltungen der Diözese finden dort unter Bildung St. Michael weiterhin statt.
Inklusion als Haltung und Auftrag
„Es geht uns generell um eine stabile Verankerung von Inklusionsinhalten in unserem Programm, jedoch auch die Schaffung von Angeboten, die uns ermöglichen, gesamtgesellschaftlich innovative Schritte zu gehen, Betroffenenperspektiven in die Entwicklung und Vermittlung dieser Inhalte stark einzubinden und nachhaltige Wirkung mit unseren Angeboten zu erzielen“, heißt es in der Einreichung. Bildung St. Michael versteht sich dabei nicht als Konkurrenz zu bestehenden Fachorganisationen, sondern als ergänzender Partner, der Synergien sucht und neue Impulse setzt.
Stimmen aus dem Haus
„In unseren Bildungsangeboten können Menschen Kraft tanken für verschiedenste Lebensfragen und -phasen, Erlebnisse teilen und im Einklang mit der Natur zurück zum Wesentlichen finden, Beschwingtheit und Leichtigkeit ebenso wie Erfahrungen der Tiefe mitnehmen, in jedem Lebensalter, allein oder als Familie! Herzlich Willkommen“, sagt Magdalena Modler-El Abdaoui, Leiterin Bildung St. Michael.
Auch Andreas Wild, Geschäftsführer des St. Michael Alpin Retreat, betont die Vielseitigkeit des Hauses: „Man kann sowohl bei einem Waldspaziergang als Zwischenstopp im Café St. Michael einkehren, sowie als Betrieb eine Klausur oder einen Teambuilding-Event abhalten. Wir freuen uns, wenn viele Menschen und Urlauber St. Michael als Oase in einem hektischen Alltag und Ort der Erholung im wahrsten Sinne des Wortes mit Leben füllen. Auftanken am Kraftsee in einem barrierefreien Haus – alle sind herzlich willkommen!“


Foto: Johannes Bitter
Das Jubiläumsfest beginnt um 13.30 Uhr mit einem offenen Ankommen. Um 14.00 Uhr folgen Begrüßung, Grußworte und ein inspirierender Auftritt von Illusionist und Theologe Philipp Oberlohr. Danach laden Bildungshäppchen, Erlebnis-Spaziergänge, Musik und Kaffee zum Verweilen ein. Um 17.30 Uhr feiert Bischof Hermann Glettler mit den Gästen einen Gottesdienst mit Predigtgespräch. Der Abend klingt aus mit Aperitif, regionalen Häppchen und dem kreativen Format „Holy Aperoli“ der Dekanatsjugend Wipptal. Ein Rahmenprogramm mit Outdoor-Spielen, Workshops und Impulsen rundet den Tag ab.
Ein Ort mit Strahlkraft
Das Bildungshaus St. Michael ist heute weit mehr als ein Seminarzentrum. Es ist ein Ort, an dem Menschen zur Ruhe kommen, sich weiterentwickeln und Gemeinschaft erleben können. Das 80-jährige Jubiläum ist Anlass zur Dankbarkeit – und zur Vorfreude auf viele weitere Jahre gelebter Bildung, Spiritualität und Inklusion.
