Wie es nun weitergeht

Was im Vatikan passiert wenn der Papst gestorben ist - Kardinalskollegium übernimmt bis zur Wahl eines neuen Papstes die Verwaltung des Staates Vatikanstadt

Niemand hat mehr "Untertanen" als der Papst. Wenn das Oberhaupt von 1,4 Milliarden Katholiken stirbt, müssen sie informiert und Vorbereitungen für die Nachfolge getroffen werden. All dies folgt einem strengen Protokoll und ist an spezielle Personen gebunden. Nur wenige Verantwortungsträger bleiben im "Fall der Fälle" im Amt - die Leiter im Staatssekretariat, vergleichbar mit dem Bundeskanzleramt, und den Dikasterien, etwa Ministerien, verlieren mit dem Papsttod ihren Posten. Lediglich ihre Stellvertreter bleiben im Dienst.

 

In dieser Phase ist der Kämmerer der katholischen Kirche neben dem Dekan des Kardinalskollegiums eine der wichtigsten Figuren im Vatikan. Dieser Camerlengo ist derzeit der irisch-amerikanische Kardinal Kevin Farrell (77). Er stellt den Tod des Kirchenoberhauptes fest, versiegelt päpstliches Arbeitszimmer und Wohnung. Dann ist es seine Aufgabe, die Todesnachricht zu verbreiten. So benachrichtigt er die Diözese Rom, deren Bischof der Papst ist.

 

Die Regierung der Kardinäle
Außerdem unterrichtet zumeist er den Dekan des Kardinalskollegiums. Der 91-jährige Kardinal Giovanni Battista Re wurde gerade in diesem Amt bestätigt. Der Dekan gibt die Information an alle Kardinäle weltweit weiter und ruft sie nach Rom. Gleichzeitig teilt er den Tod den diplomatischen Vertretern beim Heiligen Stuhl und den Staatsoberhäuptern der betreffenden Nationen mit. 

 

Die aktuell 252 Kardinäle übernehmen bis zur Wahl eines neuen Papstes die Verwaltung des Staates Vatikanstadt. Der Kämmerer kümmert sich gemeinsam mit drei assistierenden Kardinälen um die Güter und Rechte des Heiligen Stuhls und bezieht das Kardinalskollegium bei schwerwiegenden Fragen mit ein. Grundsätzlich soll in der Zeit der Sedisvakanz der Status quo erhalten bleiben. Falls neue Normen erlassen werden, behalten sie lediglich bis zur Wahl eines neuen Papstes ihre Gültigkeit.

 

Die Trauerzeremonien
Während der Kardinaldekan hauptsächlich mit den Vorbereitungen der Papstwahl befasst ist, ist der Camerlengo für den Ablauf der Trauerfeierlichkeiten zuständig. Papst Franziskus hat diese im vergangenen Jahr vereinfacht. Auf die Feststellung des Todes folgt ein erster Moment des Gebets in Anwesenheit von lediglich vier Personen: dem Kämmerer, dem Kardinaldekan, dem Direktor des vatikanischen Gesundheitsamts, aktuell der Mediziner Andrea Arcangeli, und dem Päpstlichen Zeremonienmeister, derzeit Erzbischof Diego Giovanni Ravelli. Dieser ist für die Vorbereitung der Orte und den Ablauf des Bestattungsritus zuständig. 

 

Anschließend wird der mit einem Messgewand bekleidete Papst in einem Sarg in die Privatkapelle jenes Ortes gebracht, an dem er gestorben ist. Dort können dann auch weitere ihm nahestehende Personen Abschied nehmen. Anschließend wird der Leichnam in einer Prozession in den Petersdom überführt, wo ein kurzer Wortgottesdienst gefeiert wird.

 

Am Sarg - nicht wie noch bei Benedikt XVI. an einem Katafalk - haben Menschen aus aller Welt in den folgenden Tagen die Möglichkeit, dem Pontifex die letzte Ehre zu erweisen. Am Vorabend von Totenmesse und Beisetzung, deren Datum die Kardinäle zuvor festgelegt haben, verschließt der Kämmerer den Sarg in einer feierlichen Zeremonie.

Richtung "Ewige Ruhe"
Der Kardinaldekan steht der Trauermesse, die rund eine Woche nach dem Tod des Papstes stattfindet, auf dem Petersplatz vor. Anschließend wird der Sarg zum Bestattungsort begleitet, dort versiegelt und in das vorgesehene Grab gelegt. Papst Franziskus hat verfügt, in seiner römischen Lieblingsbasilika Santa Maria Maggiore beigesetzt zu werden, nicht in der Papstgruft unter dem Petersdom. Hat er dort seine ewige Ruhe gefunden, beginnen die "Novemdiales". Während dieser neuntägigen Trauerzeit werden Messen für den gestorbenen Papst gefeiert. 

 

In dieser Phase trifft sich das gesamte Kardinalskollegium immer wieder zu Versammlungen, dem sogenannten Vorkonklave. Am Ende entscheiden sie, wann das eigentliche Konklave beginnen soll. Nach einer feierlichen Messe im Petersdom ziehen dann die Kardinäle, die unter 80 Jahre alt sind, zur Wahl eines neuen Oberhauptes für die 1,4 Milliarden Katholiken in die Sixtinische Kapelle. Alle anderen warten auf den weißen Rauch.

 

MEldungen von www.kathpress.at 

Wie es nun weitergeht

Stichwort "Sedisvakanz"

Das lateinische Lehnwort beschreibt die Zeit des "leeren Stuhls" - des Papstthrons - Fast alle Leiter von Kurienbehörden verlieren mit dem Eintritt der Sedisvakanz ihre Ämter

Mit dem Tod oder Amtsverzicht eines Papstes beginnt die sogenannte Sedisvakanz (lat. die Zeit des "leeren Stuhls"). Sie dauert bis zur Wahl eines Nachfolgers. Der Papst ist nach katholischem Verständnis Nachfolger des Apostels Petrus und hat dessen "Stuhl" inne.

 

Die Verantwortung für die katholische Kirche geht während der Sedisvakanz auf das Kardinalskollegium über. In der "Leitung der Gesamtkirche" darf allerdings in dieser Zeit laut dem Kirchenrecht "nichts geändert werden". Entscheidungen, die einem Papst vorbehalten sind, dürfen nicht getroffen werden. Nur die reguläre Verwaltung muss gewährleistet sein.

 

Fast alle Leiter von Kurienbehörden, auch der Kardinalstaatssekretär als "zweiter Mann" nach dem Papst, verlieren mit dem Eintritt der Sedisvakanz ihre Ämter. Ihre Leitungsfunktion behalten nur der Camerlengo (Kämmerer) der katholischen Kirche, Kardinal Kevin Farrell (77), der für das Buß- und Ablasswesen zuständige Großpönitentiar, Kardinal Angelo De Donatis (71), der Kardinalvikar für die Diözese Rom, Baldassare Reina (54), sowie der Generalvikar für den Vatikanstaat und Erzpriester des Petersdoms, Kardinal Mauro Gambetti (59). Um den Arbeitsbetrieb aufrecht zu erhalten, bleibt in den vatikanischen Behörden jeweils der Sekretär, also die jeweilige Nummer zwei in der Hierarchie, samt seinem Arbeitsstab im Amt.

 

Während der Sedisvakanz tritt das Kardinalskollegium täglich zu sogenannten Generalkongregationen zusammen. In diesen Sitzungen werden etwa die Formalitäten zur Beisetzung eines Papstes und zur Einberufung des Konklaves sowie dringliche Angelegenheiten der Weltkirche besprochen.

Stichwort: Kardinaldekan

Wichtigste Aufgabe des Kardinaldekans ist es, in der Zeit ohne Papst das "Interims-Kabinett" der Kirche zu führen - Auch lädt er die Kardinäle zur Wahl nach Rom

Der Kardinaldekan ist als "primus inter pares" (erster unter Gleichen) protokollarisch der Leiter des Kardinalskollegiums. Seit 2020 hat dieses Amt der italienische Kardinal Giovanni Battista Re (91) inne. Wichtigste Aufgabe des Kardinaldekans ist es, nach einem Papsttod oder -rücktritt und während der Sedisvakanz das "Interims-Kabinett" der katholischen Weltkirche zu führen. Zudem hat er die wahlberechtigten Kardinäle nach Rom einzuberufen. Er leitet die Versammlungen aller Kardinäle vor der Papstwahl, das sogenannte Vorkonklave, und unter Umständen auch das Konklave selbst.

 

Ist der Kardinaldekan jünger als 80 Jahre, kann er selbst noch an der Wahl teilnehmen. Hat der Dekan zu diesem Zeitpunkt sein 80. Lebensjahr bereits vollendet, leitet sein Stellvertreter, der Vizedekan, die Wahl - sofern dieser unter der Altersgrenze liegt. Da aber derzeit auch der amtierende Vizedekan Leonardo Sandri (81) schon älter ist, kommt die Aufgabe nun dem rangältesten der unter 80-jährigen Kardinalbischöfe zu; derzeit ist das Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin (70).

 

Gewählt wird der Kardinaldekan auf fünf Jahre von den Kardinalbischöfen, den ranghöchsten der Kardinäle; die Wahl ist vom Papst zu bestätigen. Automatisch zu den Kardinalbischöfen gehören auch die Patriarchen der mit Rom verbundenen ("unierten") Ostkirchen, so sie zum Kardinal ernannt sind.

 

Verbundenheit mit Rom
Unterhalb der Klasse der Kardinalbischöfe gibt es die weitaus größere Gruppe der Kardinalpriester und dann die der Kardinaldiakone - meist Kurienkardinäle. In dieser Funktion haben alle Kardinäle zugleich auch einen Sitz als Bischöfe, Priester oder Diakone in Rom. Dies ist Ausdruck der Verbundenheit der Kardinäle mit dem Zentrum der Weltkirche; und es erinnert zugleich daran, dass die Päpste früher vom Klerus von Rom gewählt wurden. 

 

2019 hob Papst Franziskus die bis dahin unbeschränkte Amtsdauer eines Kardinaldekans auf. Seither erhält er ein fünfjähriges Mandat, das aber verlängerbar ist. Damit erhält der Papst die Gelegenheit, den - von den Kardinälen gewählten - Dekan turnusmäßig auszutauschen. Auch wenn dessen Aufgaben vornehmlich protokollarischer Art sind, hat er eine Schlüsselrolle in der Kurie. Eugene Tisserand (1884-1972) hatte das Amt des Kardinaldekans über 21 Jahre inne.

Stichwort: Kardinalskollegium

rüher bestand das Kollegium der Kardinäle vor allem aus Europäern. Heute sind auch andere Kontinente stark vertreten - Alle gemeinsam beraten über die Wahl eines neuen Papstes; wählen dürfen nur jene unter 80

Das Kardinalskollegium mit derzeit 252 Mitgliedern ist das wichtigste Beratergremium des Papstes. Zudem hat es die Aufgabe, nach dessen Tod oder Amtsverzicht "für die Papstwahl zu sorgen", wie es im Kirchenrecht (Can. 349) heißt. Am Konklave zur Wahl eines neuen Kirchenoberhauptes dürfen nur jene 135 Kardinäle teilnehmen, die das 80. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Dekan des Kollegiums ist derzeit der italienische Kardinal Giovanni Battista Re (91).

Die Kardinäle sind vom verstorbenen Papst und dessen Vorgängern frei ausgewählt worden. Sie müssen laut Kirchenrecht "wenigstens die Priesterweihe empfangen haben, sich in Glaube, Sitte, Frömmigkeit sowie durch Klugheit in Verwaltungsangelegenheiten auszeichnen; wer noch nicht Bischof ist, muss die Bischofsweihe empfangen".

Kurienkardinäle wohnen in Rom
Die in vatikanischen Behörden tätigen Kurienkardinäle müssen in der Stadt Rom wohnen. Die Kardinäle, die eine Diözese leiten, müssen nach Rom reisen, "sooft sie der Papst einberuft" oder wenn der Kardinaldekan sie zur Wahl eines neuen Papstes einbestellt. Vor dem Konklave beraten alle Kardinäle über das Profil des künftigen Papstes. An diesem "Vorkonklave" kann auch der einzige österreichische Kardinal, der emeritierte Wiener Erzbischof Christoph Schönborn, teilnehmen. An der Wahl selbst dürfen nur die unter 80-Jährigen teilnehmen. Diese Altersgrenze hat Schönborn im Jänner überschritten. Schönborn ist somit nicht mehr aktiv wahlberechtigt, wohl aber passiv. 

Über viele Jahrhunderte bestand das Kardinalskollegium ausschließlich aus Europäern. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) vollziehen die Päpste eine spürbare Internationalisierung. Von den aktuell 135 Wahlberechtigten kommen 53 aus Europa, davon 16 aus Italien. Asien stellt 23 Wähler, Lateinamerika (mit Mexiko) 21, Afrika 18, Nordamerika 16 und Ozeanien 4.

Unter den zur Papstwahl berechtigten Kardinäle sind fünf, die noch von Papst Johannes Paul II. (1978-2005) ernannt worden sind. 22 der aktuell unter 80 Jahre alten Kardinäle ernannte Papst Benedikt XVI. (2005-2013). 108 Kardinäle, also rund 80 Prozent der Purpurträger, die derzeit das Recht zur Papstwahl haben, hat Papst Franziskus in seinem zwölfjährigen Pontifikat in das Kollegium aufgenommen.

Fragen und Antworten zu Papsttod und Konklave

Wie geht es weiter bis zur Wahl eines Nachfolgers von Papst Franziskus? Wer hat die Macht und wer muss jetzt was tun? Fragen und Antworten zu einer der spannendsten Zeiten in der katholischen Kirche - Von Kathpress-Rom-Korrespondent Ludwig Ring-Eifel

Der Stuhl des Papstes ist leer, die katholische Kirche ohne Oberhaupt. Was kommt nun? Die Nachrichtenagentur Kathpress beantwortet Fragen zu Sedisvakanz und Konklave.

 

Wann wird der verstorbene Papst beerdigt?
Die Beisetzung des Papstes findet nach einer angemessenen Trauerzeit statt. Zunächst nehmen in der Kapelle seiner Wohnung ihm nahe stehende Menschen von ihm Abschied, danach sind alle eingeladen, das im Petersdom zu tun. Dort wird der Papst wahrscheinlich ab Mittwoch in einem Sarg liegen. Etwa eine Woche nach dem Tod findet die Trauermesse auf dem Petersplatz statt. 

 

Wo wird der Papst beigesetzt?
Anders als seine Vorgänger hat Franziskus verfügt, dass er in der römischen Kirche Santa Maria Maggiore in einer Seitenkapelle beigesetzt wird. Die Überführung des Sarges in die Lieblingskirche des Papstes und die Beisetzung dort finden nach der Trauermesse statt. 

 

Wer hat jetzt in der Kirche das Sagen?
In der Zeit ohne Papst, der sogenannten Sedisvakanz, geht die Leitung der Kirche an das Kardinalskollegium über. Es besteht derzeit aus 252 Männern, von denen knapp die Hälfte über 80 Jahre alt sind. Sprecher und Moderator des Kollegiums ist sein Dekan, Kardinal Giovanni Battista Re (91). Die Kardinäle dürfen keine neuen Kirchengesetze erlassen oder andere weitreichende Entscheidungen treffen. Im Vatikan behalten in der Sedisvakanz nur einige wenige Kardinäle ihr Amt, die anderen verlieren es. 

 

Wer beruft das Konklave ein?
Der Kardinaldekan lädt alle Kardinäle der Welt nach Rom ein. Bald nach dem Papsttod beginnen im Vatikan die "Generalversammlungen", bei denen die bereits anwesenden Kardinäle praktische Fragen entscheiden, aber auch über das Profil des künftigen Papstes debattieren. Spätestens drei Wochen nach dem Papsttod beginnen jene Kardinäle, die noch nicht 80 Jahre alt sind, in der Sixtinischen Kapelle mit der Wahl. Derzeit sind 135 Kardinäle wahlberechtigt. 

 

Wie läuft die Wahl ab?
Der ranghöchste unter den wählenden Kardinälen, Kardinal Pietro Parolin, leitet die streng abgeschirmten Wahlversammlungen. Die Kardinäle geben bei jedem Wahlgang unter Eid je einen Zettel mit einem Namen anonym ab. Gewählt ist, wer mehr als zwei Drittel der Stimmen auf sich vereint und die Wahl annimmt.  

 

Wie entstehen Schwarzer und Weißer Rauch?
Die Stimmzettel werden nach erfolglosen Wahlgängen unter Zusatz von schwärzenden Chemikalien verbrannt, dann entweicht dunkler Rauch aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle. Nach dem erfolgreichen Wahlgang werden weiß färbende Chemikalien zugesetzt. Kurze Zeit nach dem weißen Rauch tritt der neu gewählte Papst auf den Balkon des Petersdoms und spricht seinen ersten Segen.