Katholische Schulen: Rahmen für Schutzkonzepte
Anfang Oktober stellte das Bildungsministerium seinen Leitfaden für Schutzkonzepte an den österreichischen Schulen vor. Aufgabe der Bildungseinrichtungen ist es nun, bis zum Ende des Schuljahres auf dieser gesetzlichen Basis eigene Standortkonzepte zu erarbeiten und implementieren. Im Fall der katholischen Privatschulen heißt das ganz konkret: „Der ministerielle Leitfaden muss mit den Vorgaben der seit 2010 gültigen kirchlichen Rahmenordnung ‚Die Wahrheit wird euch frei machen‘ zusammengeführt werden“, so die Wiener Schulamtsleiterin Andrea Pinz.
Die Schule als Gesamtorganisation trägt Verantwortung dafür, dass Kinder und Jugendliche sich frei und sicher entwickeln können. Die Schutzkonzepte beinhalten daher unter anderem Maßnahmen zum Schutz der Schüler:innen vor physischer, psychischer und sexualisierter Gewalt und eine konkrete, auf den Standort abgestimmte Risikoanalyse. Ein Verhaltenskodex, auf den sich alle am Schulleben Beteiligten verpflichten, stellt klar, dass unter anderem Mobbing, Diskriminierung, Verächtlichmachung und Ausgrenzung keinen Platz in der Schule haben. In den Schulen werden Kinderschutzteams eingerichtet.
Eigene Arbeitsgruppe erstellt Basis für die katholischen Schulen
Der Aufgabe, die kirchliche Rahmenordnung und die staatlichen Vorgaben zu einem Basiswerk für die Schulen zu vereinen, widmet sich eine eigene österreichweite Arbeitsgruppe aus Vertreter:innen der Schulämter, des Bildungsreferates der Ordenskonferenz, der Schulleitungen sowie der diözesanen Stabsstellen für Missbrauchs- und Gewaltprävention. „Unsere Arbeitsgruppe ist vor allem damit befasst, möglichst rasch zu klären, was aus kirchlicher Perspektive für die Bildungseinrichtungen unverzichtbar zu ergänzen wäre“, sagt dazu Clemens Paulovics von der Österreichischen Ordenskonferenz. Formalrechtlich und inhaltlich decken sich laut Paulovics staatliches und kirchliches Regelwerk in hohem Ausmaß.
„Kultur des Hinschauens“: Präventionsarbeit im Fokus
„Mit dem Leitfaden des Ministeriums können wir nun gut weiterarbeiten und für unsere Schulen umfassende Konzepte finalisieren, die jedem einzelnen Menschen und seiner Würde dienen“, betont Andrea Pinz. „Wir wollen letztlich jeden Standort bestmöglich dabei unterstützen, ein klares und konsequentes Schutzkonzept zu implementieren.“ Dabei gehe es neben dem Umgang mit konkreten Verdachtsfällen vor allem auch um die sehr wichtige Präventionsarbeit, so Pinz weiter. „Unsere Schulen sollen und wollen österreichweit für eine Kultur des aufmerksamen Hinschauens und der wertschätzenden Begleitung und Erziehung stehen. Das ist unsere gemeinsame Verantwortung gegenüber den Kindern und Jugendlichen, die unsere Bildungseinrichtungen besuchen.“
Michael Haderer, Leiter des Kollegiums Aloisianum in Linz und Mitglied der Arbeitsgruppe, verweist darauf, dass die Arbeit an den Schutzkonzepten selbst einen wichtigen Beitrag zur Präventionsarbeit leistet. „Wenn Lehrer:innen und Freizeitpädagog:innen, Eltern, Schülervertreter:innen, Schulerhalter, Schulleitung und Verwaltungsmitarbeiter:innen gemeinsam an den Schutzkonzepten arbeiten, ist das ein wesentlicher Schritt für die Bewusstseinsbildung“. Die Bedeutung von Fortbildungen für alle, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, betont Rebecca Gerdenitsch-Schwarz, Leiterin der Stabsstelle für Missbrauch- und Gewaltprävention der Diözese Eisenstadt. „Zur Implementierung der Schutzkonzepte bedarf es Schulungen und Fortbildungen, um alle am Schulleben beteiligten Personen im Umgang mit herausfordernden Situationen sicher zu machen“.
Schuljahr 2023/24: Mehr als 75.000 Schüler:innen in katholischen Schulen
Im vergangenen Schuljahr besuchten an rund 300 Standorten in ganz Österreich mit fast 3.500 Klassen mehr als 75.000 Schüler:innen katholische Bildungseinrichtungen. Die religiöse Vielfalt in den Schulen ist dabei schon seit Jahren groß, von 27 in Österreich anerkannten Kirchen, Religionsgemeinschaften und religiösen Bekenntnisgemeinschaften finden sich 26. Die katholischen Privatschulen stehen in der Trägerschaft von Ordensgemeinschaften, Trägervereinen, Stiftungen und Diözesen. Die meisten Schüler:innen an katholischen Schulen wies im vergangenen Schuljahr die Erzdiözese Wien mit 29.417 (39,17%) auf, gefolgt von Linz mit 12.750 (16,98%) und Graz-Seckau mit 7.602 (10,12%).