Jakob Bürgler als neuer Propst eingeführt
Mit einem Festgottesdienst wurden am Sonntag, 6. Oktober 2024, der neue Propst von St. Jakob, Jakob Bürgler, und sein Team von Bischof Hermann Glettler eingeführt. Der bisherige Propst, Florian Huber, trat in den Ruhestand. Bürglers Aufgabe als Pfarrer umfasst neben der Dompfarre, deren Schlüssel ihm symbolisch überreicht wurden, auch die Pfarre Dreiheiligen.
Der Dom St. Jakob, dessen 300-Jahr-Jubiläum der Kirchweihe kürzlich gefeiert wurde, ist – wie Bischof Hermann in seiner Predigt sagte – ein wahrer „Point of Interest" mit jährlich ca. 600.000 Touristen. So ein „Ort von Interesse" sei ein Begriff, der mit Navigationssystemen und Routenplanern zu tun hat und der Kriterien folgt wie kultureller Anspruch, historische Bedeutsamkeit, touristisches Interesse, innerstädtisches Selbstverständnis. Im konkreten Fall komme die spirituelle Erfahrung unzähliger Menschen hinzu, so Glettler: "Von diesem Ort geht ein Segen aus, eine Zuversicht, die man nicht machen kann."
Dom als Ort des Gebets bewahren
Im Bezug auf das Sonntagsevangelium, in dem es um die Frage ging, wer denn würdig sei, zu Jesus zu kommen, forderte der Innsbrucker Diözesanbischof: „Die Bitte um ein Berührt-werden von Gott darf nicht abgewiesen werden!" Bischof Hermann wünscht sich – wie er sagte – eine Domkirche, die auch jenen Menschen offensteht, die in der gesellschaftlichen Wahrnehmung gescheitert sind. Der Dom solle „ein Ort für die Armen unserer Zeit" sein, für all jene, die mit einer außerordentlichen Belastung zu kämpfen haben oder einfach enttäuscht sind. „St. Jakob soll nicht nur für Kulturinteressierte und Ö1-Publikum ein „Point of Interest" sein – „so sehr ich diese Zielgruppe schätze", fügte Glettler hinzu. Der Dom stehe allen offen, "nicht zuletzt auch jenen, die sich von der Kirche entfernt haben, bzw. von denen sich die Kirche entfernt hat".
Drei Leitgedanken mit 3G – Gastfreundschaft, Glaube, Gebet – hat sich der neue Propst selbst vorgenommen. „Den anderen und unbekannten Menschen mit einem Vorschuss an Wertschätzung und Vertrauen begegnen. Jede Begegnung kann etwas in der Tiefe des Herzens bewegen“, führte Jakob Bürgler aus. Die Aufgabe sei, den christlichen Glauben neu als Schatz entdecken zu helfen, „auch mit neuen und vielleicht ungewohnten Formaten“ und „als Kirche eine neue Sprache zu lernen“. Den Dom möchten sein Team und er als Ort des Gebetes bewahren und stärken: „Wir brauchen Schutzräume in einer sehr fordernden und belastenden Zeit.“ Ziel sei, so zu beten, „dass die Hand dabei in Bewegung“ komme: „Gemma‘s an!“

Bilder des Gottesdienstes
Der zukünftige Propst hat sich in der Diözese Innsbruck bereits wiederholt in Leitungspositionen bewiesen. Der 57-jährige Priester war mehr als 10 Jahre lang Generalvikar (Stellvertreter des Bischofs). Ab Jänner 2016 leitete er nach dem Wechsel von Bischof Manfred Scheuer nach Linz als Diözesanadministrator die Diözese bis Ende 2017, als Hermann Glettler als neuer Diözesanbischof übernahm. Danach wurde der Osttiroler bis September 2024 Bischofsvikar für Missionarische Pastoral, Rektor der Kirche im Herzen der Stadt – Spitalskirche Innsbruck, leitete von Herbst 2021 bis Ende 2023 den Pastoralen Bereich ZUKUNFT.glauben und ist seit 1. September 2021 Universitätspfarrer. Diese Aufgabe behält er bei.
Bisherige Pröpste (seit 1904)
Johann Evangelist Kometer (bis 1905)
Johannes Christophorus Rauch (bis 1921)
Josef Weingartner (bis 1956)
Heinz Huber (bis 1979)
Hans Weiser (bis 1988)
Gotthard Egger (bis 2004)
Florian Huber (bis 2024)

Point of Interest – auf der Pilgerschaft der Hoffnung
Einleitung: Lieber Jakob Bürgler, du wirst heute offiziell als Pfarrer im innerstädtischen Seelsorgeraum von Innsbruck eingesetzt – neben der Domgemeinde gehört dazu auch die Pfarre Dreiheiligen in der Bahnhofsnähe und die Spitalskirche inmitten der Fußgängerzone. Als Propst wirst du zusammen mit einem bewährten und teilweise neu aufgestellten Team verantwortlich für einen wahren „Point of Interest“ – ich meine damit unseren attraktiven Dom St. Jakob, dessen Jubiläum wir ausführlich gefeiert haben. Ein „Ort von Interesse“ ist ein Begriff, der mit Navigationssystemen und Routenplanern zu tun hat. Die Wichtigkeit eines POI legen gewisse Kriterien fest: Kultureller Anspruch, historische Bedeutsamkeit, touristisches Interesse, innerstädtisches Selbstverständnis und – im konkreten Fall ist es die Erfahrung unzähliger Menschen: Von diesem Ort geht ein Segen aus, eine Zuversicht, die man nicht machen kann.
- Der Dom St Jakob – ein herausragender „Point of Interest“
St. Jakob ist ein Ort, ein heiliges Gebäude mit vielen Gästen – Menschen, die den Gottesdienst hier mitfeiern und zusätzlich dazu jährlich ca. 600.000 Touristen. Diese Zahlen werden in Tirol vermutlich nur vom Schloss Ambras getoppt. Doch St. Jakob ist mehr als nur ein attraktives Kulturdenkmal – ich zähle die vielen Funktionen einfach auf: Wallfahrtskirche auf der beliebten Santiago-Route, Pfarrkirche, Propsteikirche sowie Bischofskirche und damit Dom. Seit Jahrhunderten nicht nur für die Stadt Innsbruck, sondern ebenso seit gut 60 Jahren für die neugegründete Diözese Innsbruck ein „Point of Interest“. Hier hat eine schön gefeierte Liturgie Tradition, ebenso eine hervorragende Dommusik und ein von Deinem Vorgänger initiierter Dialog mit zeitgenössischer Kultur. Schönheit, Offenheit und Dialog – das gehört zusammen!
Ein berührendes Gotteshaus soll es auch in Zukunft sein, gastfreundlich und lebendig – all das wünschen wir uns von St. Jakob. Zugegeben, sehr viel, aber ich weiß, dass dies auch deinen Vorstellungen entspricht. Ein Ort, wo Menschen mit der Frohbotschaft Jesu in Berührung kommen. Dass St. Jakob als spiritueller Ort funktioniert, wird durch seine hohe touristische Nutzung nicht gerade erleichtert. Es gibt kaum ein Refugium für das persönliche Gebet. Der kleine Raum zur Anbetung liegt versteckt im Eingangsbereich. Ebenso schwer zugänglich ist die Krypta, wo sich im vorderen Bereich der Bischofsgräber eine wunderschöne, aber kaum genutzte Kapelle befindet. Diese Frage nach einem verlässlichen Ort zum Gebet, der einladend wirkt und auch ein beiläufiges „Hineinstolpern“ erlaubt, deponiere ich als dringlichen Wunsch.
2. „Barrierefreier Zugang“ – die eigentliche Herausforderung
Zu und in allen Gebäuden braucht es heute ganz selbstverständlich einen barrierefreien Zugang. Dieser wurde mit der neuen Eingangsgestaltung souverän gelöst. Ich meine dennoch etwas mehr als diese baulichen Voraussetzungen. Das heutige Evangelium, das wir in der Kurzfassung gehört haben, berichtet von einer deftigen Auseinandersetzung. Es ging um die Frage, wer denn würdig sei, zu Jesus zu kommen. Ganz selbstverständlich haben sich Familien mit ihren Kindern auch an Jesus herangedrängt. Von ihm ging für alle, speziell für die einfachen Leute eine große Faszination aus. Damit nicht einverstanden waren die Jünger, seine eigenen Leute! Jesus korrigiert sie „unwillig“, aber mit großem pädagogischen Feingefühl. Demonstrativ holte er die Kinder zu sich, „legte ihnen die Hände auf und segnete sie“. Welch eine schöne, zärtliche Geste!
Für die Jünger und für uns heute eine Nachhilfe: Die Bitte um ein Berührt-werden von Gott darf nicht abgewiesen werden! Daraus ergibt sich meine Frage: Ist die Domkirche – neben der guten Tradition einer eifrigen Kinder- und Ministranten-Pastoral - auch eine Kirche für Menschen, die in der gesellschaftlichen Wahrnehmung gescheitert sind? Ein Ort für die Armen unserer Zeit, für all jene, die mit einer außerordentlichen Belastung zu kämpfen haben oder einfach enttäuscht sind? Ja! St. Jakob soll nicht nur für Kulturinteressierte und Ö1-Publikum ein POI sein – so sehr ich diese Zielgruppe schätze. St. Jakob steht allen offen, nicht zuletzt auch jenen, die sich von der Kirche entfernt haben, bzw. von denen sich die Kirche entfernt hat. Diese Offenheit ist jesuanisch. Dies umzusetzen, liegt nun, lieber Jakob, in deiner pastoralen Sorge und Kreativität.
3. Routenplanung auf der „Pilgerschaft der Hoffnung“
Papst Franziskus hat 2025 als Heiliges Jahr ausgerufen und ihm das starke Motto „Pilgerschaft der Hoffnung“ vorangestellt. Damit versucht er angesichts der großen Herausforderungen unserer Zeit ein positives Gegengewicht zu setzen – damit wir uns nicht von den Problemen lähmen lassen oder schlichtweg gleichgültig werden. Christliche Hoffnung besteht darin, trotz der Ohnmacht an die Möglichkeit einer positiven Wende zu glauben. Hoffnung ist widerständig, weil Gott seine Nähe nicht zurückzieht. Sie ermöglicht ein Aufstehen, Neubeginnen und Weitergehen. Hoffnung inspiriert, setzt kreative Kräfte frei. Angesichts der vielen Krisen können wir uns ja ohnehin kein fatalistischen Gejammer mehr leisten. Gehen wir gemeinsam einen Weg des Glaubens – mit dem Blick auf das kostbare Bild der Gottesmutter. Ja, auch heute: Maria hilf!
St. Jakob war und ist aufgrund dieses trostreichen Bildes von Maria und durch das Patrozinium des Apostels Jakobus eine Wallfahrtskirche. Auch in Zukunft werden hier viele persönliche Geschichten der Hoffnung geschrieben – davon bin ich überzeugt. Vielleicht wird dieser Ort im Gottesdienst etwas mehrsprachiger und ein Zwischenstopp für die vielen „Pilgernden unserer Zeit“. Ihre Zahl übertrifft bei weitem die Anzahl der katholischen Christen in den Innsbrucker Innenstadt-Pfarren. Ihnen und besonders der Domgemeinde danke ich jedenfalls ausdrücklich für das verlässliche, solidarische Gebet für die Stadt Innsbruck. Damit ist St. Jakob für Gläubige und spirituell Suchende ein Ort, um Zuversicht zu tanken. Wie die Kinder von Jesus berührt und gesegnet, kann die Routenplanung für die persönlichen Hoffnungswege beginnen.
Abschluss: Geschätzter Propst, lieber Jakob, ich wünsche dir und deinem Team viel Heiligen Geist im so bedeutsamen Wirkungsfeld der Innsbrucker Innenstadt. Und ich bete für alle, die sich mit euch in vielfältiger Weise ehrenamtlich engagieren. Segen und Freude in Fülle!