Heiliger Josef: Einsatz für menschengerechte Gesellschaft statt Populismus

Innsbrucker Bischof bei Festmesse am Tag des Hl. Josef, des Tiroler Landespatrons: "Wir brauchen keinen Populismus, der von den kleinen und großen Trumps dieser Welt zur Perfektion gesteigert wird" - Für verlässliche Kooperation über Parteigrenzen hinweg

Der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler hat an alle politischen Akteure appelliert, das Miteinander in den Vordergrund zu stellen und gemeinsam an den vielen Baustellen für eine menschengerechte Gesellschaft zu bauen. In seiner Predigt bei der traditionellen "Josefimesse" am Dienstagabend in der Innsbrucker Jesuitenkirche kritisierte Glettler den zunehmenden Populismus in der Politik und mahnte stattdessen den Einsatz für das Gemeinwohl über alle Parteigrenzen hinweg ein. Dabei stellte er den heiligen Josef, den Tiroler Landespatron, in den Mittelpunkt seiner Überlegungen: "Vom heiligen Josef lässt sich doch einiges lernen - nicht zuletzt ein zukunftsfittes politisches Handeln." Teilgenommen am Gottesdienst haben unter anderem Landeshauptmann Anton Mattle, AK-Präsident Erwin Zangerl, AK-Direktor Gerhard Pirchner, 2. Vizebürgermeister Andreas Wanker, Landesamtsdirektor Herbert Forster sowie weiter AK-Vizepräsident:innen, Kammerrät:innen und politische Abgeordnete.

 

Typisch für Stresssituationen seien die Suche nach Schuldigen, das "Hinaus-Geplärre von sofortigen Lösungen" sowie Radikalisierungen. Aber, so der Bischof: "Wir brauchen keinen Populismus, der von den kleinen und großen Trumps dieser Welt zur Perfektion gesteigert wird. Reales Unheil war meist die ernüchternde Folge." Es brauche vielmehr "Nachdenklichkeit und Vorausdenklichkeit (...), schlichtweg das Hören, Zuhören, Hinhören", so Glettler. Der heilige Josef stehe dafür, "selbst in der Nacht konnte Gott im Traum zu ihm sprechen. (...). Josef ließ sich von Gott etwas sagen." Fazit: "Gehetztes Agieren ist auch in der Politik äußerst ungünstig. Nur aus innerer Ruhe, Gottes-Gewissheit und Besonnenheit erwachsen die guten, letztlich fruchtbringenden Entscheidungen."

 

In den vielen Spannungsfeldern der gegenwärtigen Zeit habe das Aufeinander-Losgehen Saison, beklagte Bischof Glettler weiter. Auch hier helfe ein Blick auf Josef als Vermittler, der selbst in einer sehr schwierigen Zeit mit vielen Spannungsfeldern lebte, dies aber aushielt, ohne zu verzweifeln oder aggressiv zu werden. Glettler: "Kulturelle und religiöse Tradition konfrontiert mit enormen Veränderungsschüben, einem aggressiven Speed technischer Entwicklung und Entfremdung. 'Josefs-Coaching' ist vonnöten, um Menschen von den politischen Rändern wieder hereinzuholen." Es gelte, niemanden abzuschreiben.

 

Einsatz für Gemeinwohl
Josef sei auch ein konsequent Handelnder gewesen. Er habe auf Gottes Wort hin lange und beschwerliche Wege in Kauf genommen, um seine Familie zu schützen, sagte Glettler: "Was auch immer daran historisch belegbar ist: Der Charakter des aktiven Josef wird deutlich, der sich nicht vor Verantwortung gedrückt hat. Aus seinem Holz geschnitzt, brauchen wir viele Menschen, die nicht nur von anderen fordern, sondern sich selbst in die Waagschale werfen - auch auf das Risiko hin, damit angreifbar zu sein." Er wolle allen danken, so der Bischof, "die sich für das Gemeinwohl 'hinstellen' und engagieren - besonders dann, wenn damit nicht nur die eigene politische Klientel bedient wird". 

Für ein "aufmunitioniertes Gegeneinander" stehe - "Superwahljahr hin oder her" - einfach zu viel auf dem Spiel, warnte Glettler: "Gehässigkeiten rauben Zeit und Herzensenergie, die wir für die vielen sozialen Baustellen unbedingt bräuchten." Der Bischof sprach den Arbeitskräftemangel im Gesundheits- und Bildungsbereich an, die Wohnungsnot, die zunehmende Armutsgefährdung vieler Menschen, den Schutz des Lebens, Migration und Integration oder auch das Problem der Gewalt gegenüber Frauen. Glettler: "Es gibt viel zu tun. Wir brauchen verlässliche Allianzen und Kooperation über Parteigrenzen hinweg, möglichst ideologiefrei. Bitten wir Josef um Gestaltungsmut!"

 

Eine Meldung von www.kathpress.at 

Bild: Romy/Pixabay