Generalsekretär: Alle wollen Reformen, aber nicht dieselben

Kardinal Grech betont zum Start der Weltbischofssynode deren Rolle als "Schule der Unterscheidung" - "Eine synodale Kirche hängt weitgehend von einem synodalen Bischof ab"

Zur Eröffnung der katholischen Weltsynode hat ihr Generalsekretär Kardinal Mario Grech sich skeptisch zu Reformvorstellungen in der Kirche geäußert. "Viele denken, dass das Ziel der Synode eine strukturelle Veränderung der Kirche ist, eine Reform", sagte Grech am Mittwochabend im Vatikan. Dieser Wunsch ziehe sich durch die gesamte Kirche. "Wir alle wünschen sie, aber wir haben nicht alle die gleiche Vorstellung von der Reform und ihren Prioritäten", so der Kardinal. In dieser Lage sei es gut, auf Gott zu vertrauen: "Hätte der Heilige Geist nicht den Vorrang in unserer Arbeit, wäre der Zweck der Synode verwaltungsjuristisch oder politisch, nicht kirchlich."

 

Intensive Arbeit liege vor der Versammlung, hob der Generalsekretär hervor und betonte erneut, dass die Synode im Wesentlichen eine "Schule der Unterscheidung" sei. In der Synode sei die Kirche mit dem Papst versammelt, um gemeinsam zu unterscheiden im Sinne einer "reifen Ausübung der Synodalität als Stil und Methode", so Grech. Vor diesem Hintergrund könne eine synodale Kirche auch ein Angebot an die heutige Gesellschaft sein. "Das kirchliche Unterscheiden kann ein Beispiel für jede Art von Versammlung geben, die im gegenseitigen Zuhören der Mitglieder die Goldene Regel für die Suche nach der Wahrheit und dem Gemeinwohl finden muss."

 

Das Petrusamt sei "die Achse der katholischen Synodalität", und der synodale Prozess ziele darauf ab, dem Papst bei seiner Unterscheidung für die ganze Kirche zu helfen, führte Grech weiter aus. Ein besonderes Augenmerk legte der Kardinal auf die Rolle der Bischöfe als Lehrer und Garanten der kirchlichen Unterscheidung, ausgeübt in Ortskirchen, Bischofskonferenzen oder kontinentalen Versammlungen. "Eine synodale Kirche hängt weitgehend von einem synodalen Bischof ab", sagte Grech. 

 

Auf die nun beginnende Synodenversammlung werde eine Phase der Umsetzung dessen folgen, was im synodalen Prozess seit 2021 gereift sei. "Je mehr das Ergebnis in den Kirchen ankommt, desto mehr wird es nicht das Ergebnis unserer Bemühungen sein, sondern die Frucht eines folgsamen Hörens auf den Geist", betonte Grech.

 

Synoden-Teilnehmer aus Kriegsgebieten
In seiner Eröffnungsrede erinnerte der Generalsekretär der Synode die rund 350 anwesenden Teilnehmer zudem an die militärischen Konflikte weltweit. "Während wir diese Generalversammlung begehen, werden in so vielen Teilen der Welt Kriege geführt", sagte Grech. "Wir stehen an der Schwelle zu einer Ausweitung des Konflikts. Wie viele Generationen werden noch vergehen müssen, bis sich kriegführende Völker wieder 'zusammensetzen' und miteinander reden können, um gemeinsam eine friedliche Zukunft aufzubauen?", fragte der Kardinal. 

 

Eigens begrüßte er unter den Teilnehmern die "Schwestern und Brüder, die aus Kriegsgebieten oder Nationen stammen, in denen die Grundfreiheiten der Völker verletzt" würden. "Durch ihre Stimmen können wir die Schreie und Tränen derjenigen hören, die unter den Bomben leiden, insbesondere der Kinder, die dieses Klima des Hasses atmen."

 

Christen seien aufgerufen, für den Frieden aller Völker zu beten. Die Tatsache, dass bei der Weltsynode Männer und Frauen aus allen Teilen der Erde zusammengekommen seien, um einander zuzuhören, sei ein "Zeichen des Widerspruchs in der Welt".

 

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Kardinal Christoph Schönborn und Kurienkardinal Mario Grech (Generalsekretariat der Bischofssynode) - Foto: Wuthe/kathpress