Bischof Scheuer: Bin Laden-Tod schafft keine Gerechtigkeit

Das Unrecht an Terroropfern kann durch den Tod Bin Ladens nicht kompensiert oder wieder gutgemacht werden. Das betonte Bischof Manfred Scheuer gegenüber der Presseagentur KATHPRESS.

Das Unrecht an den vielen Terroropfern kann auch durch den Tod von Osama Bin Laden nicht kompensiert oder wieder gutgemacht werden. Das hat der Innsbrucker Bischof am Samstag in einer Stellungnahme gegenüber "Kathpress" betont. Insofern könne man auch nicht wie US-Präsident Barack Obama davon sprechen, dass durch den Tod Bin Ladens der Gerechtigkeit Genüge getan worden sei. Scheuer: "Eine Gerechtigkeit für die Opfer fordert, dass ich mit diesen und für diese auf die Auferstehung hoffe und dass ihnen jetzt 'Recht' widerfährt. Im strengen Sinn kann nur Gott Gerechtigkeit für die Opfer schaffen."
Er habe die US-Militäraktion mit sehr gemischten Gefühlen verfolgt, so der Bischof. Zum einen trage Bin Laden in Erinnerung an die Terroropfer eine große Verantwortung; zum anderen bestehe die Befürchtung, dass durch seine Tötung die Spirale der Gewalt weitergetrieben werde und eskalieren könne.
Zur Frage, ob Jubel als Reaktion auf den Tod Bin Ladens moralisch vertretbar sei, sagte Scheuer, dass er persönlich keine Gefühle der Genugtuung oder Freude empfunden habe: "Ich versuche die Reaktion des Jubels zu verstehen, was aber nicht heißt, dass ich diese
gutheißen möchte." Auf die Todesstrafe angesprochen meinte der Bischof wörtlich: "Es ist eine sittliche und rechtliche Errungenschaft, dass die Todesstrafe in unseren Ländern abgeschafft wurde. Hinter diesen Standard sollten wir nicht zurückgehen." 

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