Ab 16. Juni "alles neu" bei den Passionsspielen Thiersee

Neuer Text, neue Musik, neues Bühnenbild, mit Davidstern als Grundform - Drei Darsteller zeigen Jesus in unterschiedlichen Lebensphasen

Nur alle sechs Jahre finden die traditionellen Passionsspiele in Thiersee (Tirol) statt. Am 12. Juni startet eine neue Spielzeit mit neuer Inszenierung - neben Text und Musik wurde auch das Bühnenbild mittels Grundform eines Davidsterns neu gestaltet. Bis 2. Oktober sind 25 Aufführungen geplant. Beteiligt sind mehr als 200 Laiendarstellende, ein Orchester mit 36 Musikerinnen und Musikern und ein Chor mit 48 Stimmen, geleitet vom Innsbrucker Regisseur Norbert Mladek. Die Hauptrolle wird in Thiersee von drei Darstellern besetzt: Michael Juffinger, Christian Juffinger und Leo Lamprecht stellen Jesus in unterschiedlichen Lebensphasen dar.

 

Nach 100 Jahren wurde der Südtiroler Autor Toni Bernhard mit einem neuen Text beauftragt. Laut Ankündigung sieht er Jesus als religiösen und sozialen Erneuerer, der die Welt aus der Finsternis ins Licht führt. Der Thierseer Kapellmeister Josef Pirchmoser habe sich bei seiner Neukomposition eng mit dem Schriftsteller abgestimmt. Die in etwa 1.500 Arbeitsstunden gefertigte Bühne hat die Form eines Davidsterns und symbolisiert die Entstehung des Christentums aus dem Judentum. Etliche der zu einem sternförmigen Podest mit Stufen aufgebaute Dreiecke werden im Laufe des Stücks abgetragen. Auf diese Weise verändert sich das Bühnenbild. Die für das Passionstheater in Thiersee charakteristischen Spitzbögen in Anlehnung an gotische Kathedralen wurden auf der Bühne fortgeführt und mit knapp 300 Laufmetern LED-Bänder bestückt.

 

Spieltradition reicht bis 1799 zurück 

Die Gemeinde Thiersee hat rund 3.000 Einwohnerinnen und Einwohner und liegt in einem Hochtal zwischen Kufstein und Bayrischzell unweit der deutschen Grenze. Das Passionsspielhaus am gleichnamigen See wurde 1926 errichtet. Die Spieltradition in dem einst zum Bistum Freising gehörenden Ort reicht bis 1799 zurück. Die bisher letzten Aufführungen im Jahr 2016 besuchten mehr als 10.000 Interessierte. Rund alle sechs Jahre finden die Spiele in der Gemeinde statt. Im Gegensatz zum bekannten bayerischen Passionsort Oberammergau, wo die Aufführungen coronabedingt um zwei Jahre verschoben wurden, ist Thiersee 2022 turnusmäßig an der Reihe.

 

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde, so steht es in der Ortschronik, aus der regionalen Passion ein über den deutschen Sprachraum hinaus beachtetes Ereignis. Dabei spielte auch die Eröffnung der Bahnlinie Rosenheim-Kufstein-Innsbruck im Jahr 1858 eine Rolle.

 

Das Thierseer Spielarchiv gilt als das größte und bedeutendste seiner Art in Tirol. Erhalten sind mehr als 60 Handschriften, Uralttextbücher sowie Fragmente von Spieltexten und Urkunden. Die ältesten Archivalien stammen aus dem Jahr 1787. (Infos: www.passionsspiele-thiersee.at)

 

Eine Meldung von www.kathpress.at 

v. l. n. r.: Musikalischer Leiter Josef Pirchmoser, Regisseur Norbert Mladek, die beiden Jesusdarsteller Michael und Christian Juffinger sowie Obmann-Stellvertreter Hans Kröll. Bildnachweis: ofp kommunikation