Filialkirche St. Pirmin

Seit den 1950-er Jahren ist der Innsbrucker Stadtteil Reichenau in stetigem Wachstum begriffen. 1984 weihte Bischof Reinhold Stecher die Behelfskirche St. Pirmin. In der Folge wuchs aus der Pfarre St. Paulus die Tochterpfarre St. Pirmin heraus. Anlässlich der Weihe der
Pirminkirche am 8. November 1992 wurde St. Pirmin vom Pfarrvikariat (seit 1988) zur selbständigen Pfarre erhoben.
Mit Rechtswirksamkeit per 1. Jänner 2024 bilden die Pfarren Innsbruck-St. Paulus und Innsbruck-St. Pirmin eine Pfarrunion. Dabei wurde St. Pirmin als Filialkirche in die Pfarre St. Paulus integriert. 

St. Pirmin – Ort der Begegnung

In den Jahren 1987 bis 1992 wurde St. Pirmin nach Plänen des Architekten Anton Nagler errichtet. Besonderes Kennzeichen sind die Pyramidenform der Kirche und die enge Verbindung zwischen Kirchenraum und Pfarrsaal.

Wer die Kirche St. Pirmin betritt, spürt sofort, dass diese kein abgeschlossener Raum, sondern ein Ort der Begegnung sein will. Vier Türen in alle Himmelsrichtungen laden zum Kommen und Gehen ein, sie weisen auf eine offene und dialogbereite Kirche hin. Der Kirchenraum ist sehr hell und erfährt im Laufe eines Tages verschiedene Lichtspiele. Durch die Türen schimmert das Licht herein, die Glasbögen am Kirchendach ermöglichen den direkten Blick hinauf in den Himmel. Gleichzeitig lässt der Himmel durch verschiedene Öffnungen über dem Tabernakel und der Madonna sein Licht in den Kirchenraum fallen.

Kirche als Zelt

Die Pyramidenform der Kirche erinnert an ein Zelt und knüpft an das alttestamentliche Bild vom wandernden Gottesvolk und dem Bundeszelt Gottes in ihrer Mitte an. Das Zelt drückt Beweglichkeit, den täglich neuen Mut zum Aufbruch und auch eine gewisse Vorläufigkeit aus. Diese Sicht von Kirche wurde im II. Vatikanischen Konzil wieder neu entdeckt. Wir Menschen sind unterwegs und dürfen neu den Aufbruch wagen; wir dürfen und müssen mit einer gewissen Vorläufigkeit und Unsicherheit leben. Es ist dabei gut zu wissen, dass wir nicht in Einzelheiten unterwegs sind, sondern mit verschiedenen Mitmenschen gemeinsam Kirche bilden. Gott selbst bleibt nicht im fernen Himmel, sondern geht mit uns. Er ist jahwe, der Ich-bin-da.

Tabernakel als Feuersäule

Beim Auszug aus Ägypten zog Gott vor dem Volk Israel her, bei Tag in einer Wolkensäule und bei Nacht in einer Feuersäule (Exodus 13). Auf diese Weise zeigte Gott dem Volk den richtigen Weg und gab ihm Sicherheit. Der Tabernakel in unserer Kirche erinnert an diese Feuersäule. Gott ist bei Tag und bei Nacht mitten unter uns, sein Licht brennt ewig. Wie er damals dem Volk Israel Manna zur Speise gegeben hat, so stärkt er uns heute im Brot des Lebens, das als heilige Kommunion im Tabernakel aufbewahrt wird.

Weltkugel am Kirchendach

Die Spitze der Pirminkirche ziert die große Weltkugel mit dem Kreuz. Die Weltkugel drückt die Verbindung mit der Weltkirche aus. Wenn wir uns im darunter liegenden Kirchenraum versammeln, beten wir mit Millionen Menschen auf der ganzen Welt das Vaterunser und feiern in der hl. Messe den Sieg der Auferstehung über den Tod. Wenn unsere Kinder im Taufbecken, das sich mitten in der Kirche direkt unter der Weltkugel befindet, getauft werden, feiern wir die Aufnahme in die große Gemeinschaft der Kirche.

Reliquien und Kirchenpatron

Im Altar der Kirche befinden sich die Reliquien des heiligen Pirmin (seit 2022) und des seligen Pfarrers Otto Neururer aus Götzens (seit 2020), der im zweiten Weltkrieg im KZ Dachau ermordet wurde. Beide Heilige haben sich für den christlichen Glauben auf ganz unterschiedliche Weise zu ganz unterschiedlichen Zeiten eingesetzt.

Der heilige Pirmin, der Patron unserer gleichnamigen Kirche, hat als Missionar im süddeutschen Raum mehrere Klöster, unter anderem das Benediktiner Kloster auf der Insel Reichenau im Bodensee, gegründet. Er zählt neben Jakobus und Alexius zu den Stadtpatronen von Innsbruck. So passt auch eine Pirminkirche sehr gut in den Innsbrucker Stadtteil Reichenau.

Sein Attribut, die Schlange, leitet sich von der Gründungsurkunde des Klosters Reichenau her: Als der Heilige auf der im Bodensee gelegenen Insel eintraf, seien alle dort lebenden giftigen Schlangen verschwunden. Als einmaliges Zeugnis seiner Zeit und der damals missionarischen Arbeit ist das von ihm verfasste Büchlein "Dicta Pirminii" erhalten. Um 755 starb Pirmin in seinem Kloster Hornbach. Alte Berichte nehmen den 3. November als seinen Todestag an (Gedenktag und Patrozinium).

Aufgrund der Wirren in der Glaubensspaltung kamen die Gebeine im Jahr 1575 nach Innsbruck (heute: Seitenaltar der Jesuitenkirche). Das Grab ist das einzige historisch gesicherte Heiligengrab in Innsbruck. Der heilige Pirmin hat sich in Innsbruck immer wieder als Helfer in schwerer Not erwiesen. Im Pestjahr 1611 gelobte der Innsbrucker Magistrat die Errichtung eines Gotteshauses zu Ehren der heiligen Sebastian, Pirmin und Rochus (vgl. Dreiheiligen). Auf diese Weise wurde Pirmin zu einem Stadtheiligen von Innsbruck.

Reliquie des sel. Otto Neururer

Skulptur des hl. Pirmin auf der Insel Reichenau