Katholische Privatschulen: Auf dem Weg zu einer neuen Autorität

Vier Tage nehmen sich mehr als 50 DirektorInnen und SchulerhalterInnen von katholischen Privatschulen und Ordensschulen Zeit, um in Salzburg über Themen und Innovationen im Bildungsbereich zu beraten.

Vier Tage nehmen sich mehr als 50 DirektorInnen und SchulerhalterInnen von katholischen Privatschulen und Ordensschulen von 11. – 14. November 2014 Zeit, um sich über bildungsrelevante Themen und Innovationen unter dem Thema „Leadership und Verantwortung als LeiterInnen“ zu beraten.  Das Thema „Neue Autorität“ mit Stefan Ofner vom Institut für Neue Autorität  bildete den Anfang.
 
„Wertschätzung gegenüber jeder Person, die Grundhaltung des Nichtwissens, das Suchen und Finden von Lösungen und die Selbstverständlichkeit, mit den Prinzipien wie Ausstieg aus dem Machtkampf, Bündnisse schmieden, die Kunst der Wiedergutmachung sind die zentralen Pfeiler für eine neue Autorität.“ Mit dieser zusammenfassenden Sicht stellte der Psychologe Stefan Ofner vom Institut für Neue Autorität das Konzept „Neue Autorität und Leadership“ vor. Es geht dabei um die pädagogische Präsenz und gewaltfreie Handlungsformen zur Stärkung in der Aufgabe als SchulleiterIn. Der Ausgangspunkt für diese neue „konstruktive Autorität“ ist die oft anzutreffende Hilflosigkeit von Eltern oder PädagogInnen ihren Kindern gegenüber.
 
Bisherige Autoritätsausübung war großteils gewaltbasiert
 
„Die Idee der Gehorsamkeit in der alten Pädagogik war falsch, weil Gehorsam dort nur über Gewalt herstellbar ist. Man kann andere nicht kontrollieren außer mit Gewalt.“ Ofner sieht in gesellschaftlichen Veränderungen, in den Kinderrechten, in der Glaubwürdigkeit und der neuen Legitimierung von Autorität „eine Demotage der bisherigen Autoritätsausübung und das ist gut so“.  Nicht die Rolle verleiht Autorität, sondern die Person.  „Es geht um neue Bündnisstrukturen zwischen Kindern und Eltern oder LehrerInnen auf der persönlichen Ebene. Der Dialog der Stärke, der Stärkung steht dabei im Mittelpunkt.“  In einem dreifachen Echo stellt sich heute heraus, „dass wir neueAutorität brauchen aus dem Bedarf und der Notwendigkeit, dass wir sie wollen aus Gründen der Ethik und Moral und wir können diese neue Autorität umsetzen, weil sie praktikabel ist. Das alte Gehorsamsdenken ist noch immer tief verankert und führt direkt zum gefürchteten Gesichtsverlust.“  Ofner verspricht kein Wundermittel: „Die neue Autorität ist ein Prozessmodell und entsteht nicht  einfach auf Knopfdruck.“
 
Sieben Säulen der neuen Autorität
 
„Die Verankerung in der Selbstkontrolle begründet ein neues Verhalten und Denken bei uns selber. Das begründet eine neue Beziehungskultur, neues gegenseitiges Unterstützen und wenn notwendig Widerstand.“  Inspiriert vom aus Israel kommenden Haim Omer plädiert Ofner für eine neue Sichtweise eines allgemein bekannten Ausspruchs: „Wenn du nicht willst, dann brauch ich Geduld.“ Damit stellt sich jeder in das Kraftfeld der Zeit. Ofner: „Es braucht das Lernen vom gewaltfreien Widerstand.“ Ausdauer, Respekt, Wertschätzung sind eine wesentliche Basis. Ofner führte sieben Säulen der neuen Autorität aus: „Präsenz und wachsame Sorge, Selbstkontrolle und Eskalationsvorbeugung, Unterstützungsnetzwerk und Bündnisse, Protest und gewaltfreier Widerstand, Gesten der Wertschätzung und Versöhnung, Transparenz und partielle Öffentlichkeit sowie Wiedergutmachungsprozesse.“ Ofner zu den SchulleiterInnen: „Transparent arbeiten lernen ist heute eine ganz wesentliche Säule positiver Autorität.“
 
Verankerung in der neuen Autorität
 
„Zentrales Instrument der neuen Autorität ist die Präsenz und die wachsame Sorge“, führt Ofner weiter aus. Drei Stufen sieht Ofner in diesem Zusammenhang: Die offene Aufmerksamkeit, die fokussierte Aufmerksamkeit und einseitige Schritte als Intervention, als Überraschung. „Die wachsame Sorge der Erwachsenen führt zur wachsamen Selbstsorge der Kinder.“  Ofner sieht für Führungskräfte mit Autorität vor allem vier Ankerfunktionen, wenn Autorität in Frage gestellt wird. „Es geht  erstens um den Anker der Pflicht: Es ist unsere Pflicht, für deine Entwicklung zu sorgen.  Zweitens geht es um die Verankerung im Netzwerk: Wer kann mithelfen, eine Lösung und Verbesserung herbeizuführen. Drittens geht es um den Anker der Selbstkontrolle:  Ich habe meine Reaktionen selber in Griff. Der vierte Anker liegt in der Zeit: Jetzt ist es noch nicht möglich. Schauen wir, wie sich das entwickelt.“  Ofner hob in Zusammenhang mit der neuen Autorität die Bündnisfähigkeit hervor: „Besonders wichtig ist ein gutes, tragfähiges Bündnis zwischen Lehrkräften und Eltnern.“ Dieses Bündnis kann durch eine „wertschätzende Bündnisrhetorik“ gefördert werden.
 
Impulse und Exkursionen
 
Weitere Impulsgeber bei der viertägigen Tagung sind Br. David Steindl-Rast zusammen mit P. Johannes Pausch vom Kloster Gut-Aich über die „Kultur der Dankbarkeit“. Weiters referiert Dr. Oswald Stanger , der ehemalige Leiter des Schulamtes der Diözese Innsbruck, zum Thema „Dem Evangelium ein Gesicht geben“. Dem Thema  Nachhaltigkeit und Schöpfungsverantwortung wird anhand des Beispiels der Pilgrim-Schulen Platz eingeräumt. Die Exkursionen führen  zu den Franziskanerinnen in Vöcklabruck und in das neu geschaffene Domquartier in Salzburg. 

In der Diözese gibt es mehr als 20 private Schulen in kirchlicher Trägerschaft. Einen Überblick und weitere Informationen finden Sie auf den Internetseiten des Bischöflichen Schulamtes.

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