Das Mariahilfbild von Lucas Cranach: vom Hochaltar des Domes St. Jakob zum Philipp-Neri-Seitenaltar

Mit dem Neubau der Stadtpfarrkirche St. Jakob erhielt das Mariahilfbild von Lucas Cranach mit dem das hochverehrte Gnadenbild umgebenden Silberaltar einen herausragenden Platz auf dem Hochaltar. Davor befand es sich in einer Seitenkapelle der gotischen Kirche.

Die Kuppel des Neubaus wurde nicht wie üblich über der Vierung errichtet, sondern über dem Altarraum. Sie bringt das Licht der Sonne zum zentralen Geschehen der Feier der Hl. Messe und zum Aufbewahrungsort der konsekrierten Hostien und zum Hochaltar mit dem Mariahilfbild und ist integriert in ein Gesamtkonzept mit der grundlegenden Botschaft christlichen Glaubens: Maria ist der Morgenstern, die uns Christus, die Sonne des Heils, geboren hat. Bei der Firstfeier von St. Jakob wurde dazu der Stern aus der gotischen Seitenkapelle auf die Spitze der Kuppel übertragen, wo er sich bis heute befindet.

Das Mariahilfbild ist durch den Landesfürsten Leopold V., der es als Geschenk vom Kurfürsten von Dresden erhalten hat, 1619 von Passau nach Innsbruck gekommen und wurde in der Hofburg verwahrt.

Am 3. Juli 1650 fand die feierliche Übertragung des Mariahilfbildes von dort nach St. Jakob statt. Seither befindet es sich im Besitz der Pfarre.

Das erste Mal musste das Bild St. Jakob während der Restaurierungsarbeiten nach dem großen Erdbeben vom 17. Juli 1670, dem Festtag des Hl. Alexius, die Kirche verlassen. Es wurde in die Siebenkapellen-Kirche in der Kapuzinergasse übertragen.

Ein zweites Mal kam es wiederum baubedingt dazu während des Neubaus der Stadtpfarrkirche St. Jakob in den Jahren 1717 – 1724. In dieser Zeit wurde es in der Spitalskirche in der Maria-Theresien-Straße aufgestellt.

Während des 2. Weltkrieges wurde das Bild in einer Geheimaktion hinter der Kastenwand des Ministrantenkleiderschrankes in der Kirche in Gries im Sulztal versteckt.

Im Rahmen der Innenrestaurierung des Domes, abgeschlossen 1993, kam das Bild zur Restaurierung nach Wien und wurde vor der festlichen Übertragung kurze Zeit im Ferdinandeum ausgestellt.

Nach über drei Jahrhunderten ist das Mariahilfbild von Lucas Cranach mit der Transferierung auf den Philipp-Neri-Seitenaltar in Rahmen der Kunstaktion während der Fastenzeit 2022 erstmals über einen so langen Zeitraum in St. Jakob statt in weiter Ferne in unmittelbarer Nähe erlebbar.

Das Mariahilfbild von Lucas Cranach: vom Hochaltar des Domes St. Jakob zum Philipp-Neri-Seitenaltar (Bildnachweis: Cincelli/dibk)

Univ.-Prof. Dr. Gerhard Larcher, Dr. Elisabeth Larcher und Propst Dr. Florian Huber vom Arbeitskreis KUNSTRAUM KIRCHE (Bildnachweis: Cincelli/dibk)

Zeichnungen nach dem Gnadenbild Mariahilf: vom Atelier in Wien in den Dom St. Jakob

Aus einer Serie von 8 Zeichnungen von Michael Hedwig nach dem Gnadenbild Mariahilf von Lucas Cranach sind vier ausgewählte zu sehen. Sie entstanden in den Jahren 2008 bis 2009 als Vorbereitung, sozusagen als Einstimmung auf die Arbeit am großen Fastentuch für den Innsbrucker Dom für 2010 und 2011 in den Maßen von 7 x 11m, das auch das Gnadenbild verhängen sollte.

Michael Hedwig, Jahrgang 1957, stammt aus Lienz und studierte Malerei an der Akademie der bildenden Künste in Wien, wo er 1980 diplomierte. Hedwig erhielt 1986 den Österreichischen Grafikpreis und ist seit 1988 Mitglied der Tiroler Künstlerschaft. Er arbeitet als Assistenzprofessor an der Kunstakademie in Wien und leitet dort die Tiefdruckwerkstatt in der Abteilung Grafik- und druckgrafische Techniken.

 

Zeichnungen nach dem Gnadenbild Mariahilf von Michael Hedwig (Bildhinweis: Cincelli/dibk)

Maria hat geholfen! – 30 Bände mit Gebetserhörungen aus der Zeit vor dem Neubau der Stadtpfarrkirche St. Jakob: vom Archiv der Propstei- und Dompfarre St. Jakob in den Dom

Die Publikation von Aurelia Benedikt, die Mirakelberichte des Gnadenortes Mariahilf in der St.-Jakobs-Kirche in Innsbruck (1662 – 1724), bezieht sich auf bis heute im Archiv vorhandenen 30 von 42 Bänden von Gebetserhörungen. Das vielleicht Einzigartige an diesen Berichten ist, dass sie größtenteils eigenhändig von den Wallfahrenden verfasst und sämtliche in Ich-Form festgehaltenen Berichte in unveränderter Form, jeweils hundert zusammengefasst, gebunden worden sind.

Mit dem Neubau der Stadtpfarrkirche St. Jakob, in der das Mariahilfbild durch die Integration in den Hochaltar, im Unterschied zur möglichen Nähe in der gotischen Seitenkapelle in weite Ferne gerückt ist, endet auch die große Wallfahrtsbewegung.

Maria hat geholfen (Bildhinweis: Cincelli/dibk)