Pater Innozenz Ploner, vergessener Ausgräber der Römerstadt Aguntum

Ein Forschungsprojekt der Universität Innsbruck hat sich zum 150. Geburtstag auf die Spur des vergessenen Aguntum-Forschers Pater Innozenz Ploner begeben.

Nachdem bereits im 18. und 19. Jahrhundert immer wieder über römische Funde im Gebiet von Osttirol berichtet wurde und auch erste kleinere Grabungen stattfanden, setzten zu Beginn des 20. Jahrhunderts die ersten großen archäologischen Ausgrabungskampagnen in Aguntum, der einzigen Römerstadt Tirols, ein. Hierbei stößt man auf den Namen Innozenz Ploner, einen Franziskanerpater, der zwei Jahre lang in Aguntum forschte, 1914 plötzlich an einem Herzleiden starb und seitdem als Fußnote durch die Forschungsgeschichte von Aguntum geistert. Ein Forschungsprojekt der Universität Innsbruck hat sich nun rund um den 150. Geburtstages auf die Spur dieses vergessenen Aguntum-Forschers begeben.

Wer war Innozenz Ploner? 

„Bislang wusste man eigentlich nur, dass es sich um einen Franziskanerpater handelte, der in der damaligen archäologischen Fachwelt unbekannt 1912/13 in Osttirol auftauchte und seine Grabungen begann“, so Ass.-Prof. Florian Müller, der Leiter des Projektes. Umfangreiche Recherchen in verschiedenen Archiven haben das Bild mittlerweile deutlich klarer werden lassen. Innozenz Ploner wurde am 18. Oktober 1865 in Villanders geboren und auf den Namen Franz getauft. Schon während seiner Zeit im Augustinergymnasium in Brixen trat er im Alter von 17 Jahren in den Franziskanerorden ein und wählte den Ordensnamen Innozenz. Nach Abschluss seiner Gymnasialzeit am Franziskanergymnasium in Hall i.T. begann er an der Universität Innsbruck das Lehramtsstudium in den Naturwissenschaften und wurde dann Professor am Franziskanergymnasium in Bozen. Schon früh betätigte er sich wissenschaftlich und veröffentlichte eine Reihe von vorwiegend naturwissenschaftlichen Arbeiten. Bereits während seiner Schul- und Studienzeiten mit Archäologie in Berührung gekommen, dürfte auch ein einjähriger Aufenthalt im Heiligen Land 1903/04 für ihn prägend gewesen sein. In einem Tagebuch berichtete er über das Leben in Jerusalem, die Betreuung von Pilgern, aber auch vom Besuch zahlreicher historischer Stätten. Zurück in Österreich unterrichtete er noch einige Jahre an seiner alten Schule in Hall i.T., schied aber 1910 gesundheitsbedingt aus dem Lehrkörper aus.

Der Beginn der Forschungen in Aguntum 

Als im Jahre 1912 im Franziskanerkloster in Lienz zahlreiche Ordensbrüder erkrankten, nahm Ploner die Gelegenheit war nach Osttirol zu gehen, um hier seelsorgerisch auszuhelfen, begann aber mit archäologischen Ausgrabungen.„Die Motive für diese plötzliche Unternehmung liegen noch im Dunkeln“, so Müller: „Wir sind in einer Zeit, in der viele archäologische Aktivitäten auf Initiative von Privaten und engagierten Laienforschern zurückgehen.“ In Lienz hatte sich gerade der „Museumsverein für Lienz und Umgebung“ gegründet, der mit prominenten Bürgern der Bezirkshauptstadt besetzt auch archäologische Ausgrabungen in Aguntum anregte.

Ploner, der in Kontakt mit dem Verein stand, arbeitete im Frühjahr und Sommer 1912 an unterschiedlichen Plätzen in Aguntum, aber auch in Nußdorf-Debant. Er entdeckte dabei die Überreste einer römischen Villa mit Fußbodenheizung und ausgedehnten Mosaiken und forschte in einem Bereich, dernach heutigem Kenntnisstand zur Therme von Aguntum gehörte.Sein bedeutendster Fund ist jedoch die Stadtmauer von Aguntum, der er von da an auch in seiner zweiten Grabungskampagne 1913 sein Hauptaugenmerk widmete. Seine Funde gingen unentgeltlich an den Lienzer Museumsverein und bildeten so den Grundstock der römischen Sammlung Aguntiner Funde in Osttirol. „Spannend ist die Auseinandersetzung mit der damaligen Fachwelt, die von Ploners Aktivitäten zunächst völlig überrascht wurde“, berichtet Projektleiter Müller. „Hunderte Seiten von Akten, Briefen und Notizen fanden sich in verschiedenen Archiven in Innsbruck, Wien, Lienz und Hall i.T., die derzeit ausgewertet werden und die frühen Ausgrabungen 1912/13 in neuem Licht erscheinen lassen.“

Was blieb von Innozenz Ploner 

Innozenz Ploner war der Erste, der umfangreiche archäologische Ausgrabungen in Aguntum durchführte und dem es gelang, selbständig hohe finanzielle Mittel für diese Arbeiten einzuwerben. Ihm ist es zudem zu verdanken, dass nach Jahrhunderten kleinerer Schatzgrabungen und privater Unternehmungen auch durch ein österreichweit großes Medienecho die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf diesen Platz gelenkt wurde.Sein früher Tod und der im selben Jahr beginnende 1. Weltkrieg machten alle weiteren Bemühungen jedoch zunichte. Erst knapp 20 Jahre später wurde wieder begonnen in Aguntum zu forschen. Ploner geriet jedoch in Vergessenheit. Das Forschungsprojekt des Instituts für Archäologien der Universität Innsbruck versucht nun, der Person Innozenz Ploner, seinem wechselvollen Leben und Wirken sowie seinen archäologischen Arbeiten und Forschungen nachzuspüren.

 

Ass.-Prof. Mag. Dr. Florian Martin MÜLLER Bakk. 

Institut für Archäologien - Archäologisches Museum Innsbruck, Fachbereich Klassische und Provinzialrömische Archäologie, Leopold-Franzens-Universität Innsbruck; ATRIUM - Zentrum für Alte Kulturen - Innsbruck 

Ein Großteil der Unterlagen über P. Innozenz Ploner wurde dem Institut für Archäologien von Pfr. DDr. Johannes Laichner zur Verfügung gestellt. 

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