Katastrophenhelfer Preindl: Notunterkünfte sind am wichtigsten

Der Tiroler Katastrophenhelfer der Caritas, Thomas Preindl, berichtet in einem Telefoninterview von den Hilfsmaßnahmen der Caritas in Nepal. Besonders wichtig ist die Errichtung von Notunterkünften, bevor der Monsunregen einsetzt.

Zehn Tage nach dem verheerenden Beben in Nepal ist es den Helfern gelungen, vier der am schwersten betroffenen Regionen zu erreichen und Nothilfe-Programmen zu starten. Dennoch wächst der Druck, vor Beginn der Regenperiode Notunterkünfte für die Erdbebenopfer zu errichten, hat der Tiroler Caritas-Katastrophenhelfer Thomas Preindl am Montag im Telefoninterview mit "Kathpress" erklärt. Preindl war in den vergangenen Tagen in der Epizentrums-Region Gorkha im Einsatz und wird nun für eine weitere Woche in der Hauptstadt Kathmandu die Hilfsmaßnahmen der Caritas unterstützen.
Die Anspannung, unter der die Bevölkerung Nepals derzeit steht, ist enorm: Viele bevorzugen weiterhin, unter Plastikplanen zu übernachten statt in ihre Häuser zurückzukehren, denn noch immer halten die Nachbeben an, von denen Preindl zuletzt eines am Samstag in Gorka sowie eines auch am Montag in der Hauptstadt Kathmandu miterlebte. Aufgrund der Erfahrung aus anderen Katastrophen sei die rasche Hilfe unbedingt notwendig, "sonst entsteht Frust, der in gewalttätige Auseinandersetzungen münden kann", warnte der Experte. Was den Druck erhöht, ist vor allem das Wissen um den nahenden Monsunregen, der in rund sechs Wochen einsetzen wird.
Das Zeitfenster des noch günstigen Wetters wollen die in Nepal tätigen internationalen NGOs deshalb unbedingt für die Nothilfe nützen, insbesondere für die Errichtung von Notunterkünften. Als gute Option bieten sich hier laut Preindl regenfeste Zelte und Plastikplanen an, über die mit vorhandenen Materialien wie Holz und Wellblech ein Dach gebaut wird. Die Hilfsorganisationen verteilen deshalb Zelte und stellen teils auch Baumaterialien zur Verfügung.
"Langfristig müssen wir an den Wiederaufbau denken, der Jahre dauern wird", so Preindl. Ähnlich wie bei anderen Großkatastrophen wie etwa Haiti rechne er mit einem längeren Engagement der Caritas vor Ort, "vielleicht drei Jahre oder auch länger": Ein "langer Atem sei erforderlich, um die zerstörte Lebensgrundlage der Menschen - vor allem die Infrastruktur und Landwirtschaft - wieder herzustellen, damit die von der Katastrophe Betroffenen "wieder auf eigenen Beinen stehen können", so Preindl.
Kontakt zu entlegenen Dörfern
Von seinem Aufenthalt in den entlegenen Ortschaften rund um das Epizentrum Gorkha hob Preindl die "enorme Weitläufigkeit" der Gegend hervor: "Die Dörfer der Himalaya-Region liegen teils stundenweit auseinander und können oft nur zu Fuß erreicht werden, da es keine befestigten Wege gibt oder Verbindungen zerstört wurden." Für alle Hilfsmaßnahmen sei die Kontaktaufnahme jedoch zwingend erforderlich: "Manche Dörfer sind ganz zerstört, andere gar nicht. Aufgrund der so unterschiedlichen Auswirkungen des Bebens sind genaue Informationen darüber nötig, wo die die Hilfe hingelenkt werden soll."
Dies erfordere gute Datenerhebung und Bewertung, Gespräche mit den Menschen vor Ort und einen Informations-Rückfluss, in Preindls Fall an die Zentrale der Caritas Nepal, wo die Daten aufbereitet und Hilfslieferungen geplant werden. Die derzeitigen Bemühungen laufen darauf hin, in den nächsten Wochen noch möglichst viele Dörfer zu kontaktieren, denn: "Wo Kontakt hergestellt wurde, läuft die Hilfe schnell an", so der Katastrophenhelfer.
Ausdrücklich sprach Preindl von einer guten Koordination zwischen den Hilfskräften, die dank der starken Rolle der Regierung gelinge: "Als Hilfsorganisation muss man sich zunächst bei Lokalbehörden anmelden und bekommt daraufhin Dörfer zugewiesen. Die Regierung weiß somit genau, wer wo ist." Dieses System funktioniere gut, ebenso wie der notwendige gegenseitige Informationsaustausch zwischen den vor Ort tätigen NGOs untereinander und mit der Regierung. Mit der Zeit würde man auch logistische Probleme wie die Überlastung des einzigen funktionierenden Flughafens - jenen von Kathmandu - in Griff bekommen, der bisher zu einigen Verzögerungen geführt habe. Viele Hilfsgüter würden derzeit über den Landweg aus Indien importiert.
Keine Seuchen dank Wasser
Zuversichtlich zeigte sich Preindl zur Gesundheitslage in den von ihm besuchten Dörfern: Bisherigen Berichten zufolge sei zumindest die Wasserversorgung und somit auch die Hygiene-Situation in den meisten Regionen "relativ gut". "Das hilft uns sehr, da dies die Seuchengefahr eher niedrig hält." Auch wenn es in ganz Nepal nur 7.000 Katholiken gibt, werde die Caritas - die Caritas Nepal wird derzeit unterstützt von ihrer Schwesterorganisation u.a. aus der USA, Deutschland, Schweiz, Niederlande und Österreich - von der Regierung und der Bevölkerung als "großes internationales Netzwerk" wahrgenommen. Preindl: "Die Hilfe kommt allen zugute, die in Not sind, unabhängig der Religionszugehörigkeit." Eine ähnliche Einstellung gebe es auch bei den tätigen Hilfsorganisationen der anderen Religionsgemeinschaften, so der Katastrophenhelfer. 

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