Bischof Scheuer warnt vor Schnellschüssen in der Ökumene

Vor Schnellschüssen in der Ökumene hat der Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer gewarnt. Die sichtbare und erfahrbare Einheit der Kirchen dürfe als Ziel der Ökumene nicht aufgegeben werden, sagte Scheuer auf einer großen Ökumene-Tagung an der Theologi...

(KAP) Vor Schnellschüssen in der Ökumene hat der Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer gewarnt. Die sichtbare und erfahrbare Einheit der Kirchen dürfe als Ziel der Ökumene nicht aufgegeben werden. Diese Einheit müsse sich im gemeinsamen Glaubenszeugnis, im gemeinsamen Kirchen- und Sakramentenverständnis konkretisieren, so Scheuer. Er äußerte sich im Rahmen einer großen Ökumene-Tagung in Innsbruck, an der u.a. Kardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, die evangelische Superintendentin Luise Müller und der serbisch-orthodoxe Weihbischof Andrej Cilerdzic teilnahmen.
Unzufrieden zeigte sich Scheuer in seinem Vortrag mit Unstimmigkeiten zwischen den Kirchen in ethischen Fragestellungen, wo es zum Teil unterschiedliche kirchliche Standpunkte gebe. Der Bischof warnte vor "Fliehkräften", die die Kirchen
auseinanderdriften lassen würden. Auf Nachfrage im "Kathpress"-Gespräch wies Scheuer auf die Bioethikkommission im Bundeskanzleramt hin, wo es bei katholischen und evangelischen Vertretern unterschiedliche Meinungen gebe - etwa im Bereich der Embryonenforschung. Hier bestehe Handlungsbedarf, so Scheuer, der zugleich den unbedingten Schutz des menschlichen Lebens von Beginn an betonte.
Bischof Scheuer ist in der Österreichischen Bischofskonferenz u.a. für Ökumene-Fragen zuständig und stellvertretender Vorsitzender des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich.
Evangelische Identität im "katholischen Tirol"
Von der Schwierigkeit der kleinen evangelischen Minderheit im "katholischen Tirol", die eigenen Identität zu bewahren und das eigenen Profil nach außen hin zu zeigen, berichtete Superintendentin Luise Müller. Sie rief zugleich dazu auf, das Ökumenische Sozialwort
wieder stärker in den Blick zu nehmen. Die Kirchen müssten in sozialen Herausforderungen noch viel intensiver zusammenarbeiten, so die für Tirol und Salzburg zuständige Superintendentin. Für den pastoralen Bereich hob Müller die ökumenisch getragene Telefon- und Notfallseelsorge als vorbildlich hervor.
Für den ökumenischen Blick auf die Gesellschaft plädierte der Innsbrucker Theologe Prof. Jozef Niewiadomski: "Ökumene braucht ein klares Profil, und dieses wird immer und immer wieder neu nicht im vertrauten binnenkirchlichen Milieu zu gewinnen sein, sondern an den
Freuden und Hoffnungen, den Nöten und Bedrängnissen der jeweiligen Zeit", so Niewiadomski wörtlich. "Indem wir uns den ganz konkreten Menschen zuwenden, die an unsere Türe pochen, werden wir die Grenzen, die uns voneinander trennen überwinden."
Herausforderung "Schule"
Die kirchenrechtliche Tagung an der Innsbrucker Theologischen Fakultät dauert noch bis Mittwoch und steht unter dem Motto "Ökumene - Begegnung von Angehörigen verschiedener christlicher Traditionen und Bekenntnisse". Der Würzburger Kirchenrechtler Prof. Heribert Hallermann wies u.a. auf eine gegenseitige Vereinbarung zwischen der
Deutschen Bischofskonferenz und der syrisch-orthodoxen Kirche in Deutschland hin. Demnach sei den syrischen Gläubigen der Zugang zu den Sakramenten der Eucharistie, Buße und Krankensalbung möglich, ebenso die Teilnahme am schulischen Religionsunterricht oder der Erstkommunionvorbereitung. Die Vereinbarung gelte freilich nur für Deutschland. Hallermann sprach von einer "weitgehenden aber noch nicht vollständigen Kirchengemeinschaft". Die Konzelebration sei noch nicht möglich.
In Österreich ist es derzeit hingegen noch nicht möglich, dass Schüler den Religionsunterricht einer anderen Konfession besuchen. (Eine Ausnahme ist hier eine entsprechende Abmachung zwischen lutherischer, reformierter und methodistischer Kirche.)
Von Seiten einiger Tagungsteilnehmer wurde Handlungsbedarf angemeldet. Bischof Scheuer wies gegenüber "Kathpress" darauf hin, dass es in erster Linie um den Schutz der Minderheiten gehe und nicht um Ausgrenzung. Jede staatliche anerkannte Kirche habe das
Recht auf einen eigenen Religionsunterricht. Zugleich sei klar, dass es für kleine Kirchen schwierig ist, einen flächendeckenden Unterricht anzubieten. Hier könne man künftige Modelle der Zusammenarbeit andenken. Dass der Bereich der Schule für die Ökumene ganz zentral sei, stehe außer Zweifel, so der Bischof. Er verwies u.a. auf die von mehreren Kirchen gemeinsam getragene Kirchliche Pädagogische Hochschule Wien/Krems. 

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Diözese Innsbruck - Aktuell