Bischof Scheuer: Mittelmeer darf nicht zu Todeszone der Gleichgültigkeit werden

Die toten Bootsflüchtlinge im Mittelmeer sind eine Niederlage für alles, wofür die Europäische Union als Wertegemeinschaft steht. Das sagte Bischof Manfred Scheuer bei einem Abendgebet für die verstorbenen Bootsflüchtlinge in der Kapuzinerkirche Inns...

"Die toten Bootsflüchtlinge im Mittelmeer sind eine Niederlage für alles, wofür die Europäische Union als Wertegemeinschaft steht." Das sagte Bischof Manfred Scheuer bei einem ökumenischen Abendgebet für die verstorbenen Bootsflüchtlinge in der Kapuzinerkirche Innsbruck, zu dem die Gemeinschaft Sant' Egidio am 22. April eingeladen hatte. Am Gebet nahm auch der Superintendent der Evangelischen Kirche von Salzburg und Tirol, Olivier Dantine, teil.

In den vergangenen Jahrzehnten sei immer wieder beteuert worden, dass "Europa nicht zu einer Wohlstandsfestung werden dürfe, sondern ein Leuchtturm der Freiheit und ees Respekts vor der menschlichen Würde bleiben müsse, sagte Bischof Manfred Scheuer. Trotzdem würden die Außengrenzen der EU zunehmend zu unüberwindbaren Hürden für schutzsuchende Menschen ausgebaut.

Mittelmeer darf nicht zur Todeszone werden
"Das Mittelmeer, die Wiege der europäischen Kultur, darf nicht zu einer Todeszone der Gleichgültigkeit werden", so Scheuer. Das Unglück mit rund 800 Toten im Mittelmeer sei "eine Niederlage für alles, wofür die Europäische Union als Wertegemeinschaft stehen will." Die Rettung von Menschenleben sei eine menschliche Pflicht und Erfordernis des moralischen Selbstanspruchs Europas. Das dürfe nicht zum politischen Spielball werden, bei dem die Verantwortung ständig hin und her geschoben wird und letztlich niemand mehr zuständig ist. 

Teilen mit den Armen als Gebot der Stunde
Einen beständigen Frieden, so Bischof Manfred Scheuer, könne es nicht geben, solange Lebenschancen so ungerecht verteilt sind wie derzeit auf unserem Planeten. Die Gesichter der Fremden, Asylanten, Flüchtlinge würden oft die Narben des Krieges tragen. Asylsuchende und Flüchtlinge würden "stören", weil in ihnen Not und Ungerechtigkeit sichtbar werden, so der Bischof. Scheuer: "Wir wohnen in einem der reichsten Länder der Welt und haben auf lange Sicht weder das Recht noch die Chance, unser Land durch strenge Asylgesetze und zum Teil unmenschliche Abschiebepraktiken vor der Not von Flüchtlingen 'sicher' zu machen". Gerade in einer globalisierten Welt könne nur das Teilen mit den Armen und weltweite Solidarität vor katastrophalen Entwicklungen bewahren. 

Die Worte von Bischof Manfred Scheuer im Wortlaut 

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Diözese Innsbruck - Aktuell