Aufruf der Religionsgemeinschaften zu einer Kultur des Dialogs

Die Bewältigung der Corona-Krise, die Stärkung im Miteinander und der Aufbau einer Kultur des Friedens waren zentrale Anliegen eines Treffens von Tiroler ReligionsvertreterInnen bei der Friedensglocke in Mösern.

Die Religionsvertreter versammelten sich auf Einladung von Bischof Hermann Glettler im Rahmen eines internationalen Gebetstages aller Religionen angesichts der Corona-Pandemie bei der Friedensglocke in Mösern.  

 

Bischof Glettler: Wir ermutigen zu einem Weg des Miteinanders 

„Wir wollen in der aktuellen Phase der Krisenbewältigung zu einer Kultur des Dialogs und des Friedens beitragen“, so Bischof Glettler bei der Begrüßung am Donnerstagnachmittag. Gott möge den Menschen Kraft und Ausdauer für die anstehenden Herausforderungen schenken und die von der Krise schwer Betroffenen trösten. Das Treffen der Religionsvertreter solle „über unsere Landesgrenzen hinaus eine Verbundenheit mit allen Gläubigen und allen Menschen guten Willens ausdrücken“, so Glettler. Als katholischer Bischof bitte er, dass die Zusammenkunft ein starkes Zeichen von Einheit sei: „Wir wollen dem Geist der Spaltung und Gehässigkeit keinen Raum geben. Wir ermutigen alle, den Weg des Miteinanders zu gehen und füreinander da zu sein.“

 

Gebete und Gedanken verschiedener ReligionsvertreterInnen 

Nach dem Läuten der Friedensglocke sprachen alle anwesenden Vertreterinnen und Vertreter der Religionsgemeinschaften Gebete und Gedanken. Ein abgewandelter Teil aus dem synagogalen Morgengebet der Israelitischen Kultusgemeinde brachte die Bitte um Genesung für alle Kranken durch den Einsatz der Ärzte und Pfleger zum Ausdruck. 

Olivier Dantine dankte Gott für die vielen Zeichen der Solidarität in den vergangenen Monaten und die Menschen, die Nachbarschaftshilfe anbieten. Der evangelische Superintendent erinnerte an jene, die „in der Sorge um die eigene Gesundheit aus dem Blick geraten: Menschen in Flüchtlingslagern, Menschen in Ländern mit schwächeren Gesundheitssystemen oder Obdachlosen. 

Samir Redzepovic, Islamische Religionsgemeinschaft, bat unter anderem um Weisheit für die Verantwortungsträger in der Welt, damit sie die richtigen Entscheidungen treffen und die Menschen zum Guten leiten. 

„Die gegenwärtige Situation lässt uns spüren, wie sehr wir über alle weltanschaulichen und religiösen Grenzen miteinander verbunden und aufeinander angewiesen sind“, sagte Gabriele Doppler von der buddhistischen Glaubensgemeinschaft. 

Neben der Fürbitte kamen bei den weiteren TeilnehmerInnen vor allem auch soziale Aspekte und die Sorge um in Not geratene Menschen zur Sprache.

 

Acht Religionsgemeinschaften in Mösern 

Der Einladung von Bischof Glettler gefolgt waren Superintendent Olivier Dantine (Evangelische Kirche für Salzburg und Tirol), Gabriele Doppler (Österreichische Buddhistische Religionsgesellschaft), Samir Redzepovic (Islamische Religionsgemeinschaft Tirol), Günter Lieder und Thomas Lipschütz (Israelitische Kultusgemeinde für Tirol und Vorarlberg), Dursun Bulut Dede (Alevitische Glaubensgemeinschaft Tirol), Max Valtingojer (Neuapostolische Kirche) und Gerhard Egger (Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage). Vertreter der griechisch-orthodoxen und serbisch-orthodoxen Gemeinden in Tirol konnten aus terminlichen Gründen nicht teilnehmen. 

 

Internationaler Gebetstag aller Religionen angesichts der Corona-Pandemie 

Das Gebetstreffen in Mösern war eingebettet in einen internationalen Gebetstag aller Religionen angesichts der Corona-Pandemie, zu der Papst Franziskus und das interreligiös besetzte „Hohe Komitee der Geschwisterlichkeit“ aufgerufen hatten. Das Komitee war im vergangenen Jahr gegründet worden und kümmert sich um die Umsetzung des Papst-Dokuments über die Brüderlichkeit unter den Menschen, das er im Februar 2019 in Abu Dhabi mit dem Großimam von Al-Azhar, Al-Tayyeb, unterzeichnet hatte.

Vertreter der Religionsgemeinschaften versammelten sich bei der Friedensglocke (v. li.) Magdalena Modler-El Abdaoui (Diözesanreferentin für interreligiösen Dialog), Olivier Dantine, Gabriele Doppler, Gerhard Egger, Hermann Glettler, Günter Lieder, Reiner Lipschütz, Dursun Bulut Dede, Samir Redzepovic, Max Valtingojer.