Mariazell: Vorsynodale Beratung der Bischofskonferenz begonnen

Vorsitzender Erzbischof Lackner: Finaler Beitrag der Kirche in Österreich für weltweiten Synodalen Prozess - Ökumenische Impulse von Bischof Chalupka und Metropolit Arsenios zur Eröffnung

Im gemeinsamen Beten, Hören und Beraten will die Kirche in Österreich nun ihren finalen Beitrag für den weltweiten Synodalen Prozess leisten. Mit diesen Worten hat der Salzburger Erzbischof Franz Lackner am Montagnachmittag die Sommervollversammlung der heimischen Bischofskonferenz eröffnet. Die Versammlung steht heuer ganz im Zeichen des synodalen Prozesses. Bis Dienstag beraten mit den Bischöfen gut 45 weitere Vertreterinnen und Vertreter aus allen österreichischen Diözesen, aus den katholischen Organisationen, von Caritas, Medien, Wissenschaft und Orden, aber auch aus der evangelischen und orthodoxen Kirche. Dazu kommen die Mitglieder von Synoden- und Redaktionsteam.

 

Die Bischöfe und Delegierte tauschen sich an beiden Tagen über einen Textentwurf aus, in dem die bisherigen Ergebnisse des Synodalen Prozesses aus den Diözesen bereits gebündelt wurden. Daraus soll nun eine finale nationale Synthese entstehen. Erzbischof Lackner sprach am Rande der Eröffnung gegenüber Kathpress von offenen Gesprächen, bei denen nochmals alles zur Sprache kommen kann, "nichts ist ausgeschlossen". Man solle nur die Sachen so ansprechen, dass man "anschlussfähig bleibt für andere", gab der Salzburger Erzbischof zu bedenken. Für die Bischöfe gehe es erneut vor allem um das Hören. Das zweitägige Programm enthält neben Arbeitseinheiten im Plenum und in Kleingruppen auch Phasen des Gebets und des Gottesdienstes.

 

Ökumenische Impulse
Eröffnet wurden die Beratung mit Impulsen aus der Ökumene: Der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis) und der evangelische Bischof Michael Chalupka sprach über Synodalität aus der Sicht ihrer Kirchen. 

 

Bischof Chalupka erläuterte dabei u.a. höchst weitreichende Kompetenzen der evangelischen Synode: Diese sei die verfassungsgebende Versammlung für ihre Kirche, sie beschließe sämtliche Kirchengesetze, die das kirchliche Leben regeln. Dazu gehöre etwa auch die Haushaltsplanung. Die Synode wähle auch die Mitglieder des Oberkirchenrates, einschließlich des Bischofs oder der Bischöfin. Die hohe Bedeutung der Synoden zeigt sich auch daran, dass der Synodenpräsident in der lutherischen Kirche neben dem Bischof gemeinsam die gesamtkirchliche Repräsentanz nach außen inne habe. In der Evangelischen Kirche A. und H.B. in Österreich sei der Synodenpräsident allein der höchste Repräsentant.

 

Grundlage für Synodalität in der Evangelischen Kirche sei das allgemeine Priestertum aller Getauften, führte Chalupka weiter aus. Die Versammlung der Synode habe wesentlich die Aufgabe, "zu überprüfen, ob man noch die Kirche ist, in der das Evangelium rein gepredigt wird und in der die Sakramente stiftungsgemäß zugänglich gemacht werden".

 

Chalupka ging in seinen Ausführungen u. a. auf das Spannungsfeld von Mehrheitsentscheidungen und dem sogenannten "magnus consensus" - übersetzt als große Einmütigkeit - ein. Diese Einmütigkeit sei letztlich eine Wirkung des Heiligen Geistes.

 

Damit sei auch klar ausgesprochen: "Synoden sind Stückwerk. Sie sind Suchbewegungen, manchmal im Dickicht der Meinungen, manchmal in der Klarheit des gemeinsamen Weges. Bei aller Frustration für den Durchsetzungswillen Einzelner, die sie mit sich bringen, sind sie unserer Kirche ein großer Segen geworden."

 

Lebendiges Erbe der Alten Kirche
Die Orthodoxe Kirche werde gerne als "Kirche der Sieben Ökumenischen Konzilien" bezeichnet, so Metropolit Arsenios in seinem Impulsreferat. Die Orthodoxie habe das synodale Selbstverständnis der Alten Kirche lebendig bewahrt, "auch wenn die Praxis uns hier - gerade heute - oft ein anderes Bild zeigt", räumte der Metropolit ein. 

 

Die Wurzeln des synodalen Systems würden sich schon in der Struktur und im Leben der ersten christlichen Gemeinschaften finden, führte Kardamakis aus. Er verwies auf den orthodoxen Theologen und Metropoliten Ioannis Zizioulas von Pergamon. Dieser habe von einer "Urkonziliarität" der ersten christlichen Gemeinden gesprochen, die - wie er beobachtet - eine erstaunlich "nahe Verwandtschaft" synodal-konziliarer Elemente des Gemeindelebens und der eucharistischen Versammlungen aufweist. Diese enge Verbindung sei dann auch entscheidend für die folgende Ausgestaltung der synodalen Strukturen der Kirche gewesen. Man könnte sogar sagen, so Kardamakis, "dass ihr synodaler Charakter zu ihrem Wesen als eucharistische Gemeinschaft (communio) gehört, die auf Christus und Seiner Jünger gründet".

 

In der Taufe würden die Christen neu geboren und zu Königen, Propheten und Priestern gesalbt. Das sei die tiefste Grundlage jeder Form von Synodalität: erst der Anteil der einzelnen Glieder am einen Leib der Kirche ermögliche ihre Lebendigkeit; alle Glieder des einen Leibes sind aufeinander angewiesen. Die Einheit der Glieder dürfe aber nicht mit Einheitlichkeit verwechselt werden, so der Metropolit.

 

Wie Kardamakis weiter ausführte, seien die großen Konzilien immer aufgrund von tiefen Krise einberufen worden. "Es waren Krisen, die das Selbstverständnis der Kirche auf den Prüfstand stellten, ihre communio und ihre Einheit." Die synodale Struktur der Kirche auf allen Ebenen stehe daher im Dienst der Katholizität, sie bedingen sich gegenseitig. Kardamakis: "So wie die Katholizität der Kirche in den synodalen Strukturen der Kirche zum Ausdruck kommt, so müssen ihre synodalen Einrichtungen - besonders die Konzilien - Werkzeuge und Organe der Synodalität sein." Letztlich können und müsse die gesamte Kirche als eine einzige Synode gedacht werden, so der orthodoxe Metropolit.

 

Begegnung mit Flüchtlingen und Nuntius
Nach Abschluss der vorsynodalen Beratung findet ab Dienstagnachmittag die Vollversammlung der Bischöfe statt, bei der unter anderem eine Begegnung mit Geflüchteten aus der Ukraine geplant ist. Für Mittwoch (22. Juni) ist außerdem ein Treffen mit dem Apostolischen Nuntius in Österreich, Erzbischof Pedro Lopez Quintana, vorgesehen. Im Anschluss und zum Abschluss der Vollversammlung wird der Nuntius am Mittwoch mit den österreichischen Bischöfen um 11.15 Uhr einen Festgottesdienst in der Wallfahrtsbasilika Mariazell feiern, zu dem die Gläubigen eingeladen sind. Diözesanbischof Josef Marketz wird bei der Messe die Predigt halten. 

 

Eine Meldung von www.kathpress.at 

Foto: Josef Kuss