Telefonseelsorge: Jugendliche in Krisen brauchen ein offenes Ohr
Pubertät und junges Erwachsenenalter sind herausfordernde Entwicklungsphasen. Vieles verändert sich, vieles ist im Umbruch – körperlich, kognitiv, sozial und psychisch. Jugendliche müssen mit diesen persönlichen Veränderungen und den eigenen inneren Unsicherheiten umgehen lernen. In einer Welt voller Möglichkeiten, mit ständig präsenten Vergleichsobjekten in den digitalen Welten und boomenden Selbstoptimierungstendenzen kann es jedoch schwierig sein, den eigenen Weg zu finden. Die Folge: Selbstzweifel, Stress und Angst.
Hinzu kommen reale Zukunftsängste. Sorgen um Kriege und Klimawandel sind keine abstrakten Themen mehr, sondern konkrete Bedrohungen. Astrid Höpperger, Leiterin der Telefonseelsorge Innsbruck – Notruf 142 und Psychotherapeutin weiß, welche Auswirkungen diese Situation auf junge Menschen hat: „Die enorme Dichte an Krisen und das erdrückende Gefühl, dass keinerlei Beruhigung in Sicht ist, haben Spuren hinterlassen: Immer mehr Jugendliche und junge Erwachsene leiden unter Ängsten und anderen seelischen Belastungen.“
Zuhören, verstehen, mit aushalten
Junge Menschen wissen oft nicht, an wen sie sich mit ihren Sorgen und Nöten wenden können – Eltern und Freund:innen wollen sie damit häufig nicht belasten. Eher ziehen sie sich zurück, fühlen sich einsam und unverstanden. Dabei wäre ein erster hilfreicher Schritt, ins Gespräch zu kommen – besonders in Krisensituationen, die zu Suizidgedanken führen. Das weiß auch Daniela Humml, Referentin der Telefonseelsorge Innsbruck – Notruf 142: „Menschen in Krisen brauchen eine Gelegenheit, um sich auszusprechen. Eine Kontaktaufnahme steht nämlich meist ein Stück im Widerspruch zur Selbsttötungsabsicht. Ein Mensch in einer suizidalen Krise sucht ein Gegenüber, das ihn versteht, seine Verzweiflung akzeptiert und erträgt“, betont die Expertin für die Onlineberatung der Innsbrucker Telefonseelsorge.
Telefonseelsorge: Erstanlaufstelle per Telefon, Chat und WhatsApp
Genau hier setzt die Telefonseelsorge an: Sie bietet für Jugendliche und junge Erwachsene, die sich in einer Krise befinden, ein niederschwelliges psychosoziales Beratungsangebot. „Ob Schulstress, Ängste, Mobbing, Einsamkeit, Trauer oder andere seelische Belastungen – betroffene Jugendliche finden rasch Rat und Hilfe. Und zwar genau dort, wo sie sich befinden – im digitalen Raum“, erklärt Höpperger Denn die Telefonseelsorge ist nicht nur telefonisch über die amtliche Notrufnummer 142 erreichbar, sondern auch über Chat und WhatsApp. Ohne Anmeldung kann mit professionell ausgebildeten Berater:innen kommuniziert werden, auch mithilfe von Sprachnachrichten. Eine spezielle Verschlüsselung gewährleistet Sicherheit und Datenschutz.
Psychotherapeutin Astrid Höpperger ermutigt junge Menschen zur Kontaktaufnahme mit der Telefonseelsorge: „Ängste, Sorgen, Trauer, Wut, Scham – all das gehört zum Leben. Niemand muss damit allein klarkommen. Die Berater:innen der Telefonseelsorge haben ein offenes Ohr für die Nöte und Anliegen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen.“
Wie funktioniert die Beratung bei der Telefonseelsorge konkret?
Der amtliche, psychosoziale Notruf ist rund um die Uhr unter der kostenlosen Nummer 142 erreichbar. Wer lieber schreibt, kann täglich von 16.00 bis 23.00 Uhr die kostenlose Chatberatung nutzen (https://onlineberatung-telefonseelsorge.at) oder rund um die Uhr eine Anfrage an die Messenger-Beratung (0660 / 142 0 142) senden.
