Papst Leo XIV. veröffentlicht erste Welt-Friedensbotschaft

Kirchenoberhaupt: Zeigen, "dass Friede keine Utopie ist"

Papst Leo XIV. hat seine erste Botschaft als Papst zum 59. kirchlichen Weltfriedenstag am 1. Jänner 2026 veröffentlicht. Sie trägt den Titel "Der Friede sei mit euch allen: hin zu einem 'entwaffneten und entwaffnenden' Frieden". Damit greift er die Worte auf, die er am Abend seiner Papstwahl am 8. Mai sagte.

 

 

In seiner Botschaft schreibt der Papst, der Friede, den Jesus Christus verkünde, sei "ein unbewaffneter und entwaffnender Friede, demütig und beständig. Er kommt von Gott, dem Gott, der uns alle bedingungslos liebt."

 

Wie zu Zeiten Jesu sei auch heute der Gegensatz zwischen Dunkelheit und Licht die "Erfahrung, die uns in den historischen Umständen, in denen wir leben, durchdringt und erschüttert". Es sei nötig, das Licht zu sehen und daran zu glauben, um in der Dunkelheit nicht zu versinken.

 

Glaubende und Nichtglaubende ruft der Papst in der Botschaft auf, sich "für den Frieden zu öffnen". Weiter schreibt er: "Der Friede ist ein Grundsatz, der unsere Entscheidungen leitet und bestimmt. Selbst an Orten, an denen nur noch Trümmer übrig sind und die Verzweiflung unvermeidlich scheint, finden wir gerade heute Menschen, die den Frieden nicht vergessen haben."

 

Religiöse Gewalt ist Blasphemie
Die Religionen müssten "wachsam bleiben angesichts der zunehmenden Versuche, sogar Gedanken und Worte zu Waffen zu machen", so Leo. Leider gehöre es zunehmend zum derzeitigen Gesamtbild, "dass Worte des Glaubens Einzug halten in politische Kämpfe, dass Nationalismus gepriesen wird und dass Gewalt und bewaffneter Kampf religiös gerechtfertigt werden", schreibt der Papst. 

 

"Die Gläubigen müssen diesen Formen der Blasphemie, die den heiligen Namen Gottes verdunkeln, aktiv entgegentreten, in erster Linie durch ihre Lebensweise", ruft Leo unter anderem dazu auf, den ökumenischen und interreligiösen Dialog als Wege des Friedens und als Formen der Begegnung zu pflegen. Mehr denn je sei es heute nötig, zu zeigen, "dass der Friede keine Utopie ist".

 

Pazifismus und legitime Selbstverteidigung
Ausdrücklich bekennt sich der Papst zu einem weitgehenden, religiös motivierten Pazifismus - ohne jedoch dabei das Recht auf legitime Selbstverteidigung in Frage zu stellen. Er erklärt: "Der Friede des auferstandenen Jesus ist unbewaffnet, weil sein Kampf unter ganz bestimmten historischen, politischen und sozialen Umständen unbewaffnet war. Die Christen müssen von dieser Neuheit gemeinsam prophetisch Zeugnis ablegen, eingedenk jener tragischen Ereignisse, an denen sie allzu oft mitgewirkt haben." 

 

Weiter heißt es in dem Text: "Wenn der Friede keine gelebte Wirklichkeit ist, die es zu bewahren und zu pflegen gilt, dann macht sich Aggressivität sowohl im privaten als auch im öffentlichen Leben breit. Dann wird in der Beziehung zwischen Bürgern und Regierenden der Umstand als Verfehlung angesehen, dass man sich nicht ausreichend auf den Krieg vorbereitet, darauf, auf die Angriffe anderer reagieren und Gewalt erwidern zu können. Auf der politischen Ebene ist diese - weit über den Grundsatz der legitimen Verteidigung hinausgehende - Logik der Gegensätzlichkeit der derzeit relevanteste Umstand für die globale Destabilisierung, die jeden Tag dramatischer und unvorhersehbarer wird."

 

Diplomatie, Vermittlung, Völkerrecht
Staatenlenker ruft der Papst mit Worten seines Vorgängers Johannes XXIII. in dessen Enzyklika "Pacem in terris" von 1963 dazu auf, die Beziehungen der Staaten in einem Gleichgewicht zu gestalten, das auf gegenseitigem Vertrauen, aufrichtiger Gesinnung bei Vertragsschlüssen und unverletzlichen Vereinbarungen gegründet ist. "Dies ist der entwaffnende Weg der Diplomatie, der Vermittlung, des Völkerrechts, der leider durch immer häufigere Verstöße gegen mühsam erzielte Vereinbarungen konterkariert wird, in einem Kontext, der nicht die Delegitimierung, sondern vielmehr eine Stärkung der supranationalen Institutionen angebracht erscheinen lässt", so Leo XIV. 

 

Der Weltfriedenstag wird von der katholischen Kirche alljährlich am 1. Jänner begangen. Papst Paul VI. führte den Weltfriedenstag zu Neujahr 1968 ein, um angesichts des Wettrüstens zwischen Ost und West und zahlreicher Kriege in der Welt den Frieden zu fördern. Seither veröffentlichen die Päpste vorab eine Botschaft zu diesem Gedenktag, in der sie jeweils einen Aspekt des Themas vertiefen.

 

(Wortlaut der Botschaft von Papst Leo XIV. zum Weltfriedenstag 2026, deutsch: https://www.vatican.va/content/leo-xiv/de/messages/peace/documents/20251208-messaggio-pace.html)

 

Eine Meldung von www.kathpress.at 

Papst Leo XIV. veröffentlicht erste Welt-Friedensbotschaft
Foto: Nowicki