Bischöfe: Unvermittert weiter gegen Missbrauch

Abschlusserklärung zur Sommervollversammlung der Bischofskonferenz in Mariazell: "Hilfe für Opfer, die Vorgangsweise bei Verdachtsmomenten und die Präventionsmaßnahmen müssen konsequent weitergeführt werden" - Besonderer Dank an scheidende Opferschutzanwältin Klasnic und Nachfolgerin List

Der Einsatz gegen Missbrauch im kirchlichen Bereich war ein thematischer Schwerpunkt der diesjährigen Sommervollversammlung der Bischofskonferenz in Mariazell. Ein Studientag mit den Mitgliedern der Unabhängigen Opferschutzkommission und der Stiftung Opferschutz bildete den Auftakt, in einer abschließenden Erklärung haben sich die Bischöfe nochmals bekräftigt, dass Aufklärung und Präventionsarbeit unvermindert weitergehen müssen. Der besondere Dank der Bischöfe gilt der Opferschutzanwältin Waltraud Klasnic, die die Opferschutzkommission über 15 Jahre leitete und ihrer designierten Nachfolgerin Caroline List, die mit Jahresbeginn 2026 übernehmen wird. In der Erklärung ist vom "unschätzbaren Dienst" der beiden Frauen "an Betroffenen von Missbrauch und Gewalt" die Rede.

 

Vieles sei in den letzten 15 Jahren im kirchlichen Einsatz gegen Missbrauch und Gewalt und für den Kinderschutz gelungen. Dies mache freilich das Leid jener nicht ungeschehen, die durch die Kirche und ihre Verantwortungsträger Schutz und Fürsorge gebraucht hätten, aber das Gegenteil erfahren haben. Deshalb halten die Bischöfe einmal mehr fest: "Es darf nie mehr passieren, dass das Ansehen der Institution über die Leiden der Opfer gestellt wird, dass Täter lediglich versetzt und Verbrechen vertuscht werden." Darauf hätten sich die Bischöfe und alle kirchlichen Amtsträger in Österreich verpflichtet "und davon darf nicht mehr abgewichen werden".

 

Gewalt gegen und sexueller Missbrauch von Minderjährigen seien eine leidvolle Realität vor allem im privaten Umfeld und in der ganzen Gesellschaft. Ziel müsse deshalb eine breite gesellschaftliche Allianz sein, "um das nach wie vor verbreitete Tabu darüber aufzubrechen und Kinder noch besser zu schützen".

 

Vor 15 Jahren hatte die Bischofskonferenz nach dem Bekanntwerden von Gewalttaten und von sexuellem Missbrauch im kirchlichen Bereich zahlreiche Maßnahmen gesetzt, um Betroffenen konkret zu helfen, seelische Verwundungen zu heilen und die Prävention zu stärken. Auf Ersuchen von Kardinal Christoph Schönborn und der Bischöfe hatte 2010 Waltraud Klasnic die Aufgabe als Unabhängige Opferschutzanwältin übernommen. In der Folge hat sich unter ihrem Vorsitz die Unabhängige Opferschutzkommission konstituiert. Wenige Monate danach hat die Bischofskonferenz unter dem biblischen Leitwort "Die Wahrheit wird euch frei machen" (Joh 8,32) Richtlinien gegen Missbrauch und Gewalt im kirchlichen Bereich beschlossen, die seither gelten und zuletzt 2021 aktualisiert wurden.

 

Caroline List übernimmt Opferschutzanwaltschaft
Klasnic wird mit Jahresende ihre Aufgabe als Opferschutzanwältin abgeben. Auf einstimmigen Vorschlag der Unabhängigen Opferschutzkommission wird Caroline List ab 2026 die Unabhängige Opferschutzanwaltschaft leiten. Ihre Beauftragung ist durch die Österreichische Bischofskonferenz im Einvernehmen mit der Österreichischen Ordenskonferenz erfolgt. Caroline List, im Hauptberuf Präsidentin des Landesgerichtes für Strafsachen Graz, ist seit 15 Jahren Mitglied der Unabhängigen Opferschutzkommission und wird künftig dort den Vorsitz führen. 

 

Wie aus der Erklärung vom Mittwoch hervorgeht, sei beim Studientag festgestellt worden, "dass sich der kirchliche Umgang mit Missbrauchsfällen grundlegend verbessert und sich die kirchlichen Richtlinien und Institutionen in Österreich bewährt haben". Diese seien beispielhaft geworden für ähnliche Einrichtungen im staatlichen und gesellschaftlichen Bereich und würden weltweit innerhalb der Katholischen Kirche als vorbildlich gelten.

 

Zugleich gelte: "Die Hilfe für Opfer, die Vorgangsweise bei Verdachtsmomenten und die Präventionsmaßnahmen müssen konsequent weitergeführt werden." Dazu zählten etwa regelmäßige Schulungen für alle, die im kirchlichen Bereich hauptberuflich oder ehrenamtlich tätig sind. Der Einsatz für Missbrauchsprävention und Opferschutz sei nie abgeschlossen. Diese müssten für alle in der Kirche ein wichtiges Anliegen sein, vor allem aber für jene, die in der Kirche Verantwortung tragen.

 

Meldungen von www.kathpress.at 

Bischöfe: Unvermittert weiter gegen Missbrauch
Foto: Kathpress/Paul Wuthe

Nahost: Bischöfe rufen zu Frieden auf und warnen vor Flächenbrand

Mitgefühl und Gebete gelten den zivilen Opfern und ihren Angehörigen in Israel und im Iran

Einen eindringlichen Aufruf zum Ende der Gewalt im Nahen Osten haben die österreichischen Bischöfe veröffentlicht. In einer Erklärung vom Mittwoch zum Abschluss der Sommervollversammlung der Bischofskonferenz in Mariazell haben sie Israel und den Iran aufgerufen, die Kampfhandlungen einzustellen, damit es nicht noch mehr Opfer gibt. "Wir Bischöfe warnen eindringlich vor der latenten atomaren Bedrohung und einem Flächenbrand, der nicht mehr kontrolliert werden kann", heißt es in der Erklärung wörtlich und weiter: "Unser Mitgefühl und unsere Gebete sind bei den zivilen Opfern und ihren Angehörigen in Israel und im Iran; bei den Toten und Verwundeten und ihren Angehörigen, bei jenen, die ihr Zuhause verloren haben und flüchten mussten."

 

Alle Menschen im Nahen Osten hätten ein Recht auf ein Leben in Frieden und Sicherheit. Gewalt und Gegengewalt könnten keinen nachhaltigen Frieden und Sicherheit für alle schaffen, so die Bischöfe. Sie verweisen zugleich auf Papst Leo XIV., der hinsichtlich des Nahostkonflikts ausdrücklich betonte: "Niemand sollte jemals die Existenz eines anderen bedrohen."

 

Christliche Minderheit im Iran
Wie die Bischöfe weiter festhalten, seien ihre Gedanken in diesen schwierigen Stunden bei den Christen im Heiligen Land, die schon bisher schwer unter Krieg und den wirtschaftlichen Folgen gelitten haben. Nun stehe das Leben wieder still. "In gläubiger Verbundenheit denken wir zudem an die kleine christliche Minderheit im Iran, die nicht einmal ein halbes Prozent der Bevölkerung ausmacht", heißt es in der Erklärung weiter. In Konflikten seien es immer die Minderheiten, die zuerst unter die Räder kommen. Umso notwendiger sei ein rasches Schweigen der Waffen, damit es nicht dazu kommt. 

 

Die Bischöfe danken in ihrer Erklärung auch der österreichischen Bundesregierung für alle Bemühungen auf bilateraler oder multilateraler Ebene, um der Gewalt im Nahen Osten ein Ende zu setzen. "Inständig bitten wir alle um das beharrliche Gebet für den Frieden und laden die Gläubigen zu Gebetsinitiativen in dieser Intention ein", heißt es abschließend in der Erklärung.

Ökologische Umkehr duldet keinen Aufschub mehr

Erklärung der Bischofskonferenz: Politik und Gesellschaft in Österreich müssen entschiedener als bisher in weltweiter Solidarität Verantwortung übernehmen - Bischöfe wollen lebens- und umweltfördernde Maßnahmen im kirchlichen Bereich intensivieren

Österreichs Bischöfe haben zu verstärkten ökologischen Maßnahmen aufgerufen und sich nochmals dazu verpflichtet, auch im eigenen kirchlichen Bereich noch mehr zu tun. Mit der Enzyklika "Laudato si" habe Papst Franziskus vor zehn Jahren ein "christliches Lebensprogramm und ein Überlebensprogramm für die Menschheit" vorgelegt. Die Katholische Kirche in Österreich werde sich weiter für eine "ökologische Umkehr" einsetzen und die lebens- und umweltfördernden Maßnahmen im eigenen Bereich intensivieren, halten die Bischöfe am Mittwoch in einer Erklärung zum Abschluss der Sommervollversammlung in Mariazell fest.

 

Die auch in Österreich immer spürbareren Auswirkungen der Erderhitzung und die damit verbundenen Schäden und Gefahren machten deutlich: Die "Sorge für das gemeinsame Haus" sei eine Überlebensfrage und dulde keinen Aufschub mehr. Politik und Gesellschaft in Österreich müssten entschiedener als bisher in weltweiter Solidarität Verantwortung übernehmen, so die Bischöfe unter Verweis auf den aktuellen nationalen Klimabericht.

 

Vor zehn Jahren, am 18. Juni 2015, veröffentlichte Papst Franziskus die Enzyklika "Laudato si" - Über die Sorge für das gemeinsame Haus. Mit diesem Schreiben erreichte der Papst die Gewissen so vieler "Menschen guten Willens", die sich für Gottes gute Schöpfung und ein sozial gerechtes Zusammenleben einsetzen, so die Bischöfe. Der Begriff der "ökologischen Umkehr" ist seither zu einem Leitmotiv kirchlicher Umweltarbeit geworden. Ihr geistlicher Quellgrund sei die Ergriffenheit von der Schönheit der Schöpfung, die Hoffnung schenkt und zur Tat drängt.