Weltmissions-Sonntag rückt Kenia in den Mittelpunkt
Das gaben die päpstlichen Missionswerke Österreich ("Missio") kürzlich bei einer Pressekonferenz in Wien bekannt. Aktuell grassierten im heurigen Schwerpunktland Menschenhandel und Sklaverei. "Auch wenn manche es nicht glauben können, Menschenhandel und Sklaverei existieren immer noch und sind mittlerweile die lukrativsten organisierten Verbrechen der Welt", berichtete Sophie Otiende, Projektberaterin und Koordinatorin von "Awareness Against Human Trafficking" (HAART), einer von "Missio" unterstützten internationalen Organisation, die sich im Kampf gegen Menschenhandel engagiert.
UN-Zahlen belegen, was die junge Afrikanerin bei der Pressekonferenz in Wien schilderte: 2,4 Millionen Menschen werden weltweit jährlich zu Opfern von Menschenhandel, rund 40 Millionen zu Opfern von Sklaverei. Die 2010 von Anwälten, Menschenrechtlern und Missionaren gegründete Organisation hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, Betroffene zu unterstützen und auf das Problem aufmerksam zu machen. In Nairobi betreibt HAART etwa ein von "Missio" finanziertes Schutzhaus, in dem derzeit 15 Mädchen und junge Frauen leben. Die Organisation holt Frauen aktiv von der Straße, gestaltet Bildungsprojekte in Schulen und Pfarren und stellt Betroffenen Anwälte zur Verfügung.
Besonders gefährdet seien junge Frauen und Kinder. "Sie geraten an Menschen, die ihnen ein besseres Leben versprechen und sie dann missbrauchen", berichtete Otiende. Das geschehe auch in der eigenen Familie, - ein Tabu, über das in Kenia niemand reden wolle. Die junge Afrikanerin verbindet ihr eigenes Schicksal mit den vielen Frauen, die heute Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution sind. Sie wurde mit 13 Jahren selbst Opfer von sexuellem Missbrauch in der Familie.
Das Problem des Menschenhandels und der Sklaverei will auch "Missio" ins Bewusstsein der Menschen bringen; denn, "uns ist nicht bewusst, dass Menschenhandel eines der Hauptprobleme in den armen Ländern des Südens geworden ist, wo Eltern und Verwandte ihre Kinder aus ökonomischen oder gesellschaftlichen Gründen in die Sklaverei verkaufen", so "Missio"-Nationaldirektor Pater Karl Wallner. "Missio" habe hier eine Not erkannt, "die andere Hilfsorganisationen nicht so im Fokus haben".
"Antidepressivum gegen innerkirchliche Langeweile"
Mit dem Weltmissions-Sonntag will das päpstliche Missionswerk heuer eine "neue missionarische Gesinnung wecken", der Kirche ein "Antidepressivum gegen innerkirliche Langeweile und Frustration" verschreiben, so Pater Karl. "In den jungen Kirchen des Südens blüht das Christentum. Von diesem missionarischen Spirit in Afrika, Asien und Lateinamerika können wir hier in Europa und Österreich viel lernen." Der Blick in diese Länder "reißt uns aus unserem Frust und gibt uns Hoffnung".
Der Weltmissions-Sonntag verlange von Christen in Europa auch Mut. Die Kirche müsse wegkommen von einer kulturellen Christentümlichkeit hin zu einem Überzeugungschristentum. Mission bedeute, "die Freude am christlichen Glauben mit anderen zu teilen. Den Glauben und seine Kraft weiterzugeben. Authentisch im Geist Jesu zu leben und jeden Menschen als Menschen zu respektieren und mit ihm ins Gespräch zu kommen".
KJ unterstützt "Missio" mit Jugendprojekt
Unterstützt wird "Missio" heuer von der Katholischen Jugend (KJ) Österreich. Bei einer Jugendaktion bieten im Oktober, dem Monat der Weltmission, tausende Jugendliche - letztes Jahr waren es 20.000 Jugendliche in 1.000 Pfarren und 400 Schulen - Schokopralinen und saure Bio-Fruchtgummitierchen gegen eine Spende an, berichtete Matthias Kreuzriegler, ehrenamtlicher Vorsitzender der KJ Österreich.
Der Reinerlös aus den gesammelten Spenden kommt direkt Jugendprojekten in Afrika, Lateinamerika und Asien zugute und soll Kindern und Jugendlichen bessere Lebensbedingungen ermöglichen, ihr Leben "fairändern". Das Projekt HAART ist eines von fünf Projekten, die heuer konkret von der Aktion unterstützt werden.
Mit der Aktion will die KJ aber auch die entwicklungspolitische Bildungsarbeit in Jugendgruppen und Klassengemeinschaften fördern. "Es geht uns also nicht nur um den Verkauf der Produkte, sondern auch darum, Jugendliche für die Themen Globalisierung, Solidarität und Schöpfungsverantwortung zu sensibilisieren und sie dabei zu begleiten, selbst aktiv zu werden", erläuterte Kreuzriegler.
Päpstliche Missionswerke in Österreich
Unter dem Namen "Päpstliche Missionswerke" ist "Missio" als päpstliche Einrichtung in mehr als 150 Ländern und in allen österreichischen Diözesen seit 1922 vertreten. Der Papst steht an der Spitze, die globale Leitung ist der Kongregation für die Evangelisierung der Völker anvertraut, die Kardinal Fernando Filoni leitet. Ihm steht Erzbischof Kigoma Protase Rugambwa zur Seite, der als Präsident den Päpstlichen Missionswerken und ihren vier Zweigen vorsteht. Seit einem Jahr steht der Heiligenkreuzer Zisterzienserpater Karl Wallner an der Spitze von "Missio Österreich".
Eine Meldung von www.kathpress.at