Welt braucht "Brot der Achtsamkeit und Geduld"

Bischof Hermann bei Fronleichnamspredigt bei der Tiroler Landesprozession in Innsbruck: "Gott ist gegenwärtig nicht nur in den strahlenden Momenten des Lebens"

Gottes Gegenwart, für Gläubige sichtbar in der geweihten Hostie und dem "gebrochenen Brot", soll für Menschen eine Quelle andauernder Lebensfreude sein. Darauf hat der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler in seiner Fronleichnamspredigt hingewiesen. "Gott ist gegenwärtig nicht nur in den strahlenden Momenten des Lebens, er ist es auch in aller Gebrochenheit, im Versagen und in den vielen Defiziten, die wir wahrnehmen", sagte Glettler am Donnerstag bei der Tiroler Landesprozession zu Fronleichnam. Vom Innsbrucker Dom führte die Prozession über Stationen u.a. an der Annasäule und beim Landhaus zur Basilika Wilten.

Mit der Monstranz zeigten Katholiken bei den Fronleichnamsprozessionen "das gebrochene Brot, Gottes größtes Geschenk für die Welt", sagte Glettler unter Bezugnahme auf die Feier der Eucharistie, die man in der Urkirche "Feier des Brotbrechens" nannte. "Jesus hat sein Leben zum Geschenk gemacht." Katholiken bekennen, dass Jesus Christus als Sohn Gottes in der in einer Messfeier von einem Priester konsekrierten Hostie dauerhaft und leibhaftig gegenwärtig ist.

 

Achtsamkeit - Geduld - Sorgfalt  

Als "Brot der Geduld" könne es in der aktuellen Zeit großer Gereiztheit und Nervosität Anstoß für Geduld, und Sanftmut sein. "Wir brauchen 'das gebrochene Brot' in einer Zeit erhitzter Debatten und mangelnder Kommunikation. Es ist das 'Brot der Achtsamkeit' gegenüber jenen, die anders denken und leben", so eines von mehreren weiteren Beispielen Glettlers. Angesichts vielfach unbekümmerter Verschwendung von Lebensmitteln und Ressourcen aller Art könne es auch "das 'Brot der Sorgfalt' sein, das uns achtsamer leben lässt", sagte der Bischof.

 

Jeder Mensch sei ungeachtet körperlicher oder geistiger Defizite einzigartig und "ein Lieblingsprojekt Gottes", so Glettler weiter. In seiner Predigt berichtete er auch von einem Gottesdienst, ein "Fest der Lebensfreude", das er jüngst mit Kindern und Jugendlichen mit körperlichen und mentalen Beeinträchtigungen sowie deren Familien im Innsbrucker Dom gefeiert und das ihn tief beeindruckt habe, wie der Bischof schilderte.

Die Eltern der zu Betreuenden dürften nicht wie "Bittsteller der Nation" behandelt werden, schilderte Glettler, dass viele von ihnen oft nahe an der Erschöpfung um ihnen zustehende Unterstützungen kämpfen müssten. "Lernen wir heute am Fronleichnamstag die Ehrfurcht vor Gott und die Ehrfurcht vor allen Menschen. Auch vor denen, die weltweit Opfer von Kriegen, Hungersnöten und fehlenden Zukunftsperspektiven sind - und ihre Heimat verlassen mussten."

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Landesprozession bei strahlendem Wetter in Innsbruck - Altar vor dem Landhaus. Bild: Sigl/dibk.at