Theologe: Pfarrgemeinderat nicht zu "Festausschuss" degradieren

Innsbrucker Pastoraltheologe Bauer in "Rupertusblatt"-Interview: "Wir müssen den Klerikalismus hinter uns lassen und uns als eine Weggemeinschaft der Nachfolge Jesu verstehen" - Bauer referiert am
20. April beim zweiten Teil des österreichweiten Online-Pfarrgemeinderäte-Kongresses.

Zum Blick und Engagement über die eigenen Kirchenmauern hinaus hat der Innsbrucker Pastoraltheologe Prof. Christian Bauer aufgerufen. "Kirche ist überall dort, wo Menschen im Geiste Jesu das Evangelium leben. Und Gott ist sowieso überall präsent", so Bauer in der aktuellen Ausgabe der Salzburger Kirchenzeitung "Rupertusblatt". Er plädierte zudem für eine weitgehende Aufwertung der Pfarrgemeinderäte, die sich nicht auf organisatorische Fragen und Aufgaben beschränken dürften.

 

Bauer wird sich am Dienstagabend, 20. April, beim zweiten Teil des großen österreichweiten Online-Pfarrgemeinderäte-Kongresses mit dem Thema "Kirche an anderen Orten" beschäftigen. Im "Rupertusblatt" sagte er dazu: "Wir sollten nach draußen, an andere als kirchlich dominierte Orte gehen - nicht weil die 'Anderen' dort auf uns warten (das tun sie ohnehin nicht), sondern weil wir die 'Anderen' brauchen: ihre anderen Geschichten vom Leben und damit auch ihre anderen Geschichten von Gott."

 

Auf die Frage, wie man neue Kandidaten für die Pfarrgemeinderäte (PGR) gewinnen könne, verwies der Theologe auf Papst Franziskus. Dieser rufe dazu auf, eine synodale Kirche zu werden. Bauer: "Wir müssen den Klerikalismus hinter uns lassen und uns als eine Weggemeinschaft der Nachfolge Jesu verstehen." Pfarrgemeinderäte dürften nicht zu pfarrlichen "Festausschüssen" degradiert werden, die das Pfarrfest zu organisieren und sonst nicht viel zu melden haben. Sie müssten sich "zu pfarrlichen Synodalräten weiterentwickeln, in denen man offen, frei und kreativ an einem gemeinsamen Weg aller Christinnen und Christen, ja aller Menschen vor Ort arbeitet".

 

Online-PGR-Kongress
Der österreichweite Online-Pfarrgemeinderäte-Kongress findet im Vorfeld der nächsten Pfarrgemeinderatswahlen (März 2022) statt. Als Vorbereitung darauf haben die heimischen Diözesanbischöfe gemeinsam mit den diözesanen PGR-Referenten zu einem bundesweiten Austausch geladen. Im Fokus von insgesamt vier Online-Foren stehen Fragen nach gelingenden Praxismodellen und wie Beteiligung in den Pfarren gelingen kann. 

 

Schon bei der ersten Online-Veranstaltung plädierte die Linzer Pastoraltheologin Prof. Klara-Antonia Csiszar für "proaktive Pfarren" und den Abschied von "reaktiven Pfarren, die von ihrem Umfeld und äußeren Umständen getrieben werden". An der Auftaktveranstaltung nahmen via Videoplattform Zoom rund 300 Personen teil, darunter größtenteils ehrenamtlichen Pfarrgemeinderats-Mitglieder, aber auch die Bischöfe Alois Schwarz (St. Pölten), Wilhelm Krautwaschl (Graz-Seckau) und Josef Marketz (Gurk-Klagenfurt) sowie etliche hauptamtliche Kirchen-Mitarbeiterinnen und -mitarbeiter sowie Priester und Diakone.

Der zweite Termin am Dienstag mit Prof. Bauer beginnt um 18 Uhr. Der Wiener Pastoraltheologe Johann Pock liefert am 28. April (ebenfalls 18 bis 20 Uhr) den Impuls zum dritten Forum zur Frage "Wie nutzen wir Freiräume?". Beim letzten Termin des Online-Kongresses am 6. Mai spricht Gabriele Viecens, Referentin für lokale Kirchenentwicklung der deutschen Diözese Hildesheim, zum Thema "Wie schaffen wir Platz für Talente und ermöglichen Beteiligung?".

 

Eine Anmeldung auch für einzelne Termine ist auf der Website https://www.pfarrgemeinderat.at/pages/pgr/kongress2021 möglich. Die "Konferenz der PGR-ReferentInnen der Diözesen Österreichs" erhofft sich von den Online-Foren im Vorfeld der nächsten PGR-Wahlen einen Austausch über gelingende Praxismodelle, wie Partizipation in den Pfarrgemeinden gelingen kann.
Seit mehr als einem halben Jahrhundert werden in Österreich als Frucht des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) Pfarrgemeinderäte und -rätinnen direkt gewählt. Alle fünf Jahre haben damit rund 4,5 Millionen wahlberechtigte Katholiken die Möglichkeit, eine Funktion in ihrer Pfarrgemeinde zu übernehmen oder mit ihrer Stimme den jeweiligen Kandidatinnen und Kandidaten das Vertrauen auszusprechen. Rund 28.000 Personen stellen sich dieser Verantwortung. Das nächste Mal ist es am 20. März 2022 wieder so weit. (Info und Kongress-Anmeldung: www.pfarrgemeinderat.at

 

Eine Meldung von www.kathpress.at