Ruffini: Glaube und Martyrium können vieles bewegen

Lang anhaltender Beifall nach der Vorpremiere des Filmes „Otto Neururer – Hoffnungsvolle Finsternis“ am Dienstagabend im Vatikan.

Im Beisein des Präfekten des päpstlichen Mediendikasterium für Kommunikation, Paolo Ruffini, wurde auf Einladung Bischof Hermann Glettlers in der Filmotheka Vaticana rund 60 Gästen und Medienvertreterinnen der Spielfilm über den Tiroler Märtyrerpriester Otto Neururer vorgestellt.

Ruffini: Dank an Filmteam 

Präfekt Paolo Ruffini begrüßte die Gäste in der vatikanischen Filmotheka: „Kino bringt uns immer wieder zum Nachdenken, auch wenn ein Film die Realität nur in Ansätzen deutlich machen kann.“ Ruffini dankte dem Filmteam um Produzent und Regisseur Hermann Weiskopf, Co-Produzent und Hauptdarsteller Ottfried Fischer sowie Drehbuchautor Peter Mair, dass sie sich dieser Thematik angenommen haben. „Der Film zeigt, dass Glaube und Martyrium vieles bewegen kann“, so Ruffini. Das müsse man sich angesichts der aktuellen gesellschaftlichen Lage immer wieder vor Augen führen.

Glettler: Glaube gibt Widerstandskraft 

Bischof Hermann Glettler sagte, dass der Glaube dem Seligen Otto Neururer die Widerstandskraft gegeben habe. Wachsamkeit sei wichtig. „Neururer war eine Lichtgestalt der Wachsamkeit“, so der Bischof weiter. „Otto Neururer wusste mehr, auch weil er mehr wissen wollte.“ Das könne ein Appell sein, auch heute hell und wach zu sein. Gletter ermunterte, wie Neururer, den Blick auf das Gute zu richten. „Gutes gibt es auf der ganzen Welt und in jedem Menschen.“ Landtagspräsidentin Sonja Ledl-Rossmann dankte allen die zum Entstehen dieses Filmes beigetragen haben: „Dieser Streifen ist ein bedeutsamer Beitrag gegen das Vergessen.“

Empfang in der österreichischen Botschaft 

Im Vorfeld der Vorführung lud die österreichische Botschafterin am Heiligen Stuhl, Franziska Honsowitz-Friessnigg, die Tiroler Delegation zu einem Empfang in die Botschaft ein, der auch zahlreiche Gäste mit Österreichbezug beiwohnten. Die Reise nach Rom trat eine große Abordnung des Filmteams um Hermann Weiskopf, Peter Mair und die Darsteller Ottfried Fischer, Lucas Zolgar und Jasmin Mayrhofer an. Von landespolitischer Seite nahmen Landtagspräsidentin Sonja Ledl-Rossmann dem und der ehemalige LT-Präsidenten Herwig van Staa an der Vorpremiere teil. Von diözesaner Seite begleitenCaritas-Direktor Georg Schärmer und Karin Bauer, Leiterin der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation die Rompilger. Als Botschafterin des Filmes folgte auch die ehemalige Superintendentin Marie-Luise Müller der Einladung in die Ewige Stadt. Mit dabei auch Marianne Hengl, die mit ihrer Behinderteninitiative RollOn zu einer Pilgerfahrt anreiste.

„Otto Neururer – Hoffnungsvolle Finsternis" ­– Ein Film gegen das Vergessen 

Noch vor der öffentlichen Weltpremiere am 4. Oktober in Innsbruck wurde der Film von zahlreichen internationalen Festivals zur Präsentation eingeladen. Neben zahlreichen positiven Bewertungen konnte der Film des Tiroler Produzenten und Regisseurs Hermann Weiskopf und Drehbuchautor Peter Mair erste Auszeichnungen entgegennehmen. Beim South Europe International Film Festival in Valencia wurde der Film gleich in vier Kategorien nominiert. Gwen Mcgurik und Kostüm-Assistentin Eileen Hill konnten am South Europe International Film Festival in Valencia den Award for Best Costume entgegennehmen. Bereits in wenigen Tagen kommt der Film in Florida am Vero Beach Wine and Film Festival zur Aufführung. Unter dem Titel „Otto Neururer – Hope through Darkness“ hat der Film Aufnahme im hochwertigen Festivalprogramm gefunden.

Öffentliche Weltpremiere und Kinostart ist im Metropolkino Innsbruck am Freitag den 4. Oktober 2019 von 20.00 Uhr (anschließende Premierentour durch Österreich)https://www.megaplex.at/event/metropol/otto-neururer

Der Start in Deutschland erfolgt mit der Premiere am 27. Januar 2019 in Passau.

 

Rom-Wallfahrt von RollOn Austria

Rund 90 PilgerInnen der in Tirol beheimateten Behinderten-Initiative „RollOnAustria“ hat Papst Franziskus bei seiner Generalaudienz am Mittwoch explizit begrüßt. In seinen Worten an die deutschsprachigen Pilger erwähnte er „insbesondere die Gruppe des Vereins RollOn Austria“ sowie Bischof Hermann Glettler, der die Gruppe in Rom begleitet. Als Wunsch gab Franziskus in der Generalaudienz den aus Tirol Angereisten mit: „Der Heilige Geist, der uns zu Brüdern und Schwestern Christi und zu geliebten Kindern des einen Vaters macht, komme auf euch herab und bleibe bei euch allezeit.“  Besonders herzlich verlief die persönliche Begegnung am Ende der Audienz, bei der Papst Franziskus die MitarbeiterInnen  von "RollOn Austria" und die mitgebrachte Engelsstatue segnete. 

Ein Engel reist um die Welt
Die Delegation von „RollOn Austria“ nahm anlässlich ihres 30. Gründungsjubiläums an der Generalaudienz teil. Als Zeichen gegen Diskriminierung Behinderter brachte die Gruppe eine 2,30 Meter große Engelsskulptur mit gebrochenem Flügel mit. Die von tausenden Lichtern erleuchtete Gestalt solle ein Zeichen dafür sein, dass behinderte Menschen genauso kostbar wie alle anderen Menschen sind, teilte „RollOn“-Obfrau Marianne Hengl mit. Der Engel soll nun um die Welt reisen, und Wertschätzung für behindertes Leben stärken, so Hengl.  

 
Soziallandesrätin berichtet Papst über Tiroler Teilhabegesetz
Eine Kultur der Achtsamkeit im Zusammenleben der Menschen – egal, ob mit oder ohne Behinderung – wird von der katholischen Kirche mit Papst Franziskus an der Spitze als wichtiger Teil des christlichen Menschenbildes formuliert. „Diese Achtsamkeit beinhaltet auch die Inklusion von Menschen mit Behinderungen an allen Aspekten des gesellschaftlichen Lebens und kommt im Tiroler Teilhabegesetz zum Ausdruck“, betonte Soziallandesrätin Gabriele Fischer, die dem Papst im Rahmen der Generalaudienz vor allem von der Genese des Tiroler Teilhabegesetzes einen Bericht abgab, die über die Landesgrenzen hinaus Interesse weckt. In einem kreativen und höchst partizipativen Gesetzwerdungsprozess, der mithilfe des Projektes „Mach mit! Es geht um uns!“ und in Form eines Legislativen Theaters durchgeführt wurde, konnte die Einbindung der Menschen mit Behinderungen an Entscheidungen, die die Weiterentwicklung, Veränderung oder Anpassung von Leistungen der Behindertenhilfe betreffen, erreicht werden. „Diese Einbindung wird zusätzlich durch die im Gesetz erstmals vorgesehene NutzerInnenvertretung gestärkt. Das persönliche Budget, das mit dem Tiroler Teilhabegesetz ermöglicht wird, fördert die Selbstbestimmung der Menschen mit Behinderungen“, informierte die Landesrätin Papst Franziskus.  

 

Glettler: Freundschaft für das Leben
Am Mittwochabend feierte Bischof Hermann Glettler mit den Pilgern des Sozialvereins einen Dankgottesdienst in Rom, an dem auch die beiden österreichische Botschafter René Pollitzer (Rom) undFranziska Honsowitz-Friessnigg (Heiliger Stuhl) sowie Landtags-Präsidentin Sonja Ledl-Rossmann und Soziallandesrätin Gabi Fischer teilnahmen.  

In seiner Predigt erinnerte Glettler an eine Botschaft des Mitteleuropäischen Katholikentages 2014 von Mariazell: „Christen sind Freunde des Lebens. Freunde des geborenen und noch nicht geborenen Lebens, des entfalteten und beeinträchtigten Lebens, des irdischen und des ewigen Lebens.“ Das sei ein Dauerauftrag, so der Bischof: „Wir erleben in diesen Tagen eine Wallfahrt, die uns in der Freundschaft für das Leben stärkt. Wir erneuern unsere Intention, allen Mitgliedern unserer Gesellschaft eine möglichst gleichberechtigte Teilnahme an allen relevanten Lebensvollzügen zu ermöglichen. Ihr alle seid Freunde und Freundinnen des Lebens in seiner vielfältigen Gestalt!“ Freundschaft lebe von Kommunikation, ist der Bischof überzeugt: „Heilsam ist das Hinhören und Raum geben, das Ankommen-Dürfen und Verstanden werden.“ Freundschaft sei letztlich auch Geschenk und Auftrag: „Wirkliche Freundschaft ist anspruchsvoll. Freundschaft trägt, weil Beziehung trägt. Freunde stehen ganz selbstverständlich füreinander ein.“

Bischof Glettler wörtlich: „Unsere Freundschaft mit Gott motiviert zu einem hohen Interesse am Leben des Nächsten, zu einer aktiven Teil-Habe am Leben, als auch zu einer bewussten Teil-Gabe. Wir können die Rolle des Freundes annehmen, der sich aktiv einschaltet in die Gestaltung des Lebens - auch wenn es mühsam ist, Geduld braucht und nicht ohne Konflikte abgeht. ‚Hast Du einen Freund unter jenen Menschen, die es schwer haben im Leben?‘ Diese Frage hat mir ein Bekannter zugemutet. Sie leitet mich auch heute noch.

Schärmer: Engel mit einem Flügel steht für jeden Menschen
In einer kleinen Geburtstagsfeier stellten sich prominente Gratulanten ein. Caritasdirektor und Gründungsmitglied von „RollOn“ Austria Georg Schärmer erinnerte an die Anfänge, als der Verein zur Förderung behinderter Menschen im Elisabethinum Axams gegründet wurde. Schärmer hob besonders das Engagement und die Beharrlichkeit von Obfrau Marianne Hengl hervor. Ein besonderer Dank gelte Hengl und ihrem Team für viel Arbeit im Hintergrund abseits der Medien. Damit werde deutlich, dass es wirklich um den Menschen gehe.  

Mit ungewöhnlichen Projekten gelang es in den drei Jahrzehnten, das Bild des Menschen mit Behinderung neu darzustellen. Menschen wurden vor den Vorhang geholt und damit Vorurteile abgebaut. Wichtig sei auch gewesen, so Schärmer, politische Statements abzugeben: „Im Vordergrund steht der Schutz des Lebens und damit ein Lebensrecht.“ Der Engel mit einem Flügel stehe für alle Menschen, den „jeder hat irgendein Handicap zu tragen“, so der Caritasdirektor. „Engel seien Brückenbauer und Engel sagen nur einen Satz: Fürchte dich nicht!“

Grußbotschaften aus der Landespolitik
Soziallandesrätin Gabi Fischer drückte ihr tiefes Gefühl einer Teilhabe aus. Viele Impulse würden den Verein auszeichnen. „Aus einem Bäumchen, das gepflanzt wurde, ist ein starker Baum mit kräftigen Wurzeln geworden“, so die Landesrätin, die sich für einen Austausch in der Vielfalt stark machte: „Eine Gesellschaft kann nur dann funktionieren, wenn Vielfalt akzeptiert wird.“  

Für Landtags-Präsidentin Sonja Ledl-Rossmann sei die Teilnahme an der Feier ein ganz persönliches Anliegen gewesen. „Hier ist eine anfängliche Vision in besonderer Form in Erfüllung gegangen.“ Ledl-Rossmann dankte allen Initiatoren, Unterstützern sowie dem gesamten Team für ihren Einsatz. Gleichzeitig überbrachte sie auch die persönlichen Glückwünsche von Landeshauptmann Günther Platter.

Hengl: Feier in voller Demut und Wertschätzung aller Engel
Die Frau der ersten Stunde von „RollOn Austria“, Marianne Hengl, zeigte sich zutiefst dankbar und demütig anlässlich des Jubiläums. „Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben das alles möglich gemacht“, so die Obfrau. Durch die Arbeit sei es gelungen, dass das Gesicht gegenüber Menschen mit Behinderung ein freundlicheres geworden ist. „Berührung wurde möglich“, so Hengl. Ein großer Dank gelte einer Vielzahl von Engeln im Hintergrund. Besonders hob sie die ersten Jahre im Verein mit Georg Schärmer sowie die langjährige, treue Unterstützung durch den ORF Tirol hervor, insbesondere durch den verstorbenen ehemaligen Landesdirektor Robert Barth. In 30 Jahren konnte der Verein unter anderem mehr als 70 schwerst vermittelbaren Menschen langjährige Arbeitsplätze verschaffen. Das sei nicht immer einfach gewesen, doch man hätte an die Menschen geglaubt. Hengl dankte abschließend Bischof Hermann Glettler, dass er ihre „so dahin gesagte Idee“ einer Pilgerreise nach Rom sofort unterstützte. „Die Reise ist ein Traum. Ich habe mir vieles gewünscht und vieles konnte realisiert werden. Heute bin ich die glücklichste Chefin, denn ich habe wunderbare Menschen zur Seite“, so die engagierte Frontfrau von „RollOn Austria“. 

Die Intitiatve „RollOn Austria"
Die Initiative „RollOn Austria“ setzt sich seit 1989 für Anliegen von Menschen mit Behinderungen in Österreich ein, u.a. durch eigene Fernseh- und Radiosendungen, TV-Spots sowie Plakatkampagnen. Sie fungiert auch als Unterstützungsnetzwerk von Betroffenen und ihren Familien, um „Berührungsängste und Barrieren in den Köpfen abzubauen“, ist auf der Website zu lesen. Die Pilgerreise endet am Freitag, am Donnerstagvormittag stehen Führungen durch die vatikanischen Museen und den Petersdom mit Bischof Hermann Glettler am Programm. 

Tiroler Delegation, angeführt von Bischof Hermann Glettler, mit Filmteam in der Tiroler Botschaft und bei der Filmpräsentation im Vatikan. Bildnachweis: Diözese Innsbruck/Sigl