Pauliner SchülerInnen entschlüsseln vatikanische Geheimdokumente

Pauliner SchülerInnen der siebenten Klassen durften an einen ganz besonderen Projekt mitarbeiten.

Unter Papst Pius XI (1922-1939) mussten die österreichischen Bischöfe alle fünf (quinque) Jahre (annus = Jahr) über den Zustand ihrer Diözese Rechenschaft geben. Diese Berichte, die so genannten Quinquennalien, wurden in lateinischer Sprache verfasst, waren nur dem innersten Zirkel um den Papst zugänglich und wurden im Geheimarchiv des Vatikans verwahrt. Erst im Oktober 2011 wurden diese Dokumente wieder ausgehoben und zur Übersetzung freigegeben.

Von besonderer historischer und kulturkundlicher Bedeutung für Tirol sind dabei die Antworten, die Bischof Waitz auf die 100 Fragen des Vatikan über Zustände im damals nicht so ganz heiligen Land Tirol gab.

Den Pauliner SchülerInnen der siebenten Klasse durften an diesem Projekt mitarbeiten und wurden von der Diözese Innsbruck mit der Übersetzung dieses Dokuments betraut. Sie widmeten sich mit ihren LehrerInnen mit großem Engagement in ihren Lateinstunden diesem Projekt. Die Arbeit an diesem Zeitdokument eröffnete den begeistert ans Werk gehenden SchülerInnen faszinierende Einblicke in eine ihnen neue, fremde Welt. - Fassbarer kann Geschichte wohl nicht sein.

Pius XI. und Österreich – Auswertung von Quellenbeständen aus dem vatikanischen Geheimarchivs 

Das Projekt wurde im Jahr 2008 ins Leben gerufen und widmet sich der koordinierten und systematischen Auswertung der 2006 neu zugänglich gewordenen Quellenbestände der vatikanischen Geheimarchivs zum Pontifikat Pius XI. (1922-1939) mit Bezug auf Österreich. Die Projektleitung besteht aus einem vierköpfigen Komitee unter der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Ao.Univ.Prof. Dr. Werner Drobesch von der Universität Klagenfurt und Dr. Johannes Weißensteiner vom Diözesanarchiv Wien angehören.

Das Projekt regt mittels Workshops und Forschungsseminaren einschlägige akademische Arbeiten an und vermittelt zu diesem Zwecke auch Forschungsstipendien in Rom. Zudem werden ausgewiesene Forscher aus der näheren und ferneren Kollegenschaft für Spezialstudien zu einzelnen Themenfeldern herangezogen, die in konzeptionellen Workshops der zurückliegenden Monaten eruiert worden sind. Ein breites Spektrum solcher Einzelstudien sowie international vergleichbarer Forschungsergebnisse soll in einer großen Tagung und Publikation gegen Ende des Projektzeitraums 2012/2013 präsentiert werden.

Seit 2010 besteht die Einbindung des Projekts in ein internationales Forscherkonsortium unter der Leitung von Prof. Dr. Hubert Wolf (Münster) und Prof. Alberto Melloni (Bologna), das die Auswertung der einschlägigen Quellenbestände in einer weltweit vergleichenden Weise gewährleisten will.

Eine Quelle sind in diesen Zusammenhang die Quinquennalrelationen der einzelnen Diözesen, d.h. jene alle fünf Jahre von den einzelnen Diözesen nach Rom zu schickenden Berichte über den Zustand der jeweiligen Diözesen, die in lateinischer Sprache nach einem fixen Katalog von 100 Fragen verfasst wurden. Zu diesem Zwecke wurden die Berichte aus dem Vatikanischen Geheimarchiv ausgehoben und in Folge mittels eines OCR-Programms maschinengelesen. Diese Texte sollen im lateinischen Original auf der Homepage der Projektseite zur Verfügung gestellt werden. Um den Leserkreis zu erweitern, haben die österreichischen Diözesanarchivare bei ihrer Sitzung am 14.Oktober beschlossen, die Texte in deutscher Übersetzung veröffentlichen zu wollen. 

Wissenschaftliche Tagung im November in Wien 

Für den 22. und 23.November 2012 ist in Wien eine wissenschaftliche Tagung zur Thematik geplant, deren Ergebnisse in einem zweibändigem Abschlussbericht in Folge präsentiert werden, dessen zweiter Band die Quinquennalrelationen der österreichischen Diözesen jener Zeit in deutscher Übersetzung veröffentlichen. (Bd. 1 Quellen zu Pius XI)

Weitere Infos zum Paulinum unter http://www.paulinum.ac.at

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