Keine Lesung, sondern ein Vorbeten

Bischof Hermann Glettler präsentierte sein neues Buch "hörgott. Gebete in den Klangfarben des Lebens"

"hörgott. Gebete in den Klangfarben des Lebens" heißt das neue Buch des Innsbrucker Diözesanbischofs Hermann Glettler. Darin finden sich Gebete für Menschen, die auf der Suche sind oder zweifeln, aber auch für jene, die Gott danken wollen und aufmerksamer leben möchten. Das Buch wurde am Dienstagabend in der Innsbrucker Spitalskirche präsentiert. Zur Seite stand dem Bischof dabei als Vortragender u.a. der ehemalige Caritasdirektor Georg Schärmer. "Mein Wunsch ist es, dass mit dieser Sammlung Menschen wieder reinfinden ins Beten", so der Bischof Glettler. Er betonte die geistige Kraft des Gebetes, das "in Zeiten von Bedrängnis eine echte Überlebenshilfe" sei. Musikalisch unterstützten die Präsentation die Musiker:innen Bertl Mütter sowie Jesse und Anna. "Das ist eigentlich keine Lesung, sondern ein Vorbeten", stellte Bischof Hermann während der Veranstaltung richtig.

 

"Wir erleben ein Versagen der Worte, ein Zuviel an Meinungen und Empörungen", sagte Glettler. Die Antwort auf dieses Getöse unserer Zeit könne nur "ein heilsames Schweigen und hörendes Beten" sein. Glettlers Buch, das im Tyrolia Verlag erschienen ist, trägt nicht zuletzt deshalb den Titel "hörgott". Es enthält 250 Gebete und Impulse von der biblischen Zeit bis in die Gegenwart, teilweise auch aus anderen religiösen Traditionen. Für jedes der 14 Kapitel hat der Tiroler Künstler Hans Salcher eine Grafik gestaltet, die den spezifischen Inhalt der Gebetssammlung mit wenigen Strichen einfängt. Im Dezember soll die zugehörige Gebets-App (gratis) zum Downloaden bereitstehen.

 

Persönliche Gebete 

Im Kathpress-Interview am Rande einer Präsentation in Wien berichtete der Bischof, dass ihn ein Freund, der an Bauchspeicheldrüsenkrebs verstarb, zur Herausgabe der Gebetssammlung inspirierte. In seinem letzten Lebensjahr habe dieser "nicht nur die Schönheit und Zerbrechlichkeit des Lebens bewusster wahrgenommen, sondern auch zu beten begonnen." Im Buch findet sich mit dem Titel "Trotzdem geborgen" sein persönliches Gebet, gewiss ein Trost für alle, die sich in ähnlicher Situation befinden. Den zweiten Anstoß zum Buch gab der Tiroler Musiker Manu Stix, so Glettler, der mit der Idee gekommen sei, "eine Gebets-App zu machen, die es Menschen ermöglicht, beim Joggen, beim Kochen, im Auto oder wo auch immer ein Gebet mitzuhören". Er selbst habe zufällig im Radio ein Gebet gehört, das ihn in einer persönlichen Krise aufgerichtet habe.

 

In den ausgewählten Gebeten würde sich die ganze Bandbreite menschlicher Erfahrungen und Emotionen wiederfinden, so Bischof Glettler. Es gäbe "ruhige, meditative Gebete", die zu einem Zu-sich-Kommen und "Chillen mit Gott" anleiten würden, aber ebenso Gebete, die mit großer Leidenschaft den Schrei nach Frieden und Gerechtigkeit zum Ausdruck bringen. Wirkliches Gebet "bewahrt verlässlich vor Resignation und Gleichgültigkeit, weitet das Herz und schenkt eine solidarische Verbundenheit über alle Grenzen hinweg", so Glettler. Und: "Wer betet, rechnet in aller Ohnmacht mit den größeren Möglichkeiten Gottes". Ein Gebet müsse jedenfalls "nicht fromm daherkommen, denn Gott verträgt auch kräftige Ausdrücke". Auch solche gar nicht frommen Gebete habe er in die Sammlung aufgenommen.

 

Eine besonders wichtige Spur für heutiges Beten sei das Einüben von Dankbarkeit: "Wir leben in einer Zeit der vorprogrammierten Enttäuschungen, weil wir den übertriebenen Ansprüchen nach einem perfekten Leben nie genügen können", so Bischof Glettler. Deshalb sei ein tägliches Dankgebet ein wirksames Heilmittel, um der unstillbaren Gier nach Immer-Mehr entgegenzuwirken und eine tiefe Wertschätzung vor dem Geschenk der Schöpfung zu bekunden. "Dankbarkeit ist der Königsweg zu Gott. Die Not ist lediglich der Fluchtweg, der durch Gerümpel auch verstellt sein könnte", erläutert der Innsbrucker Diözesanbischof, der eingestand, auch selbst täglich um eine ausreichende Zeit für das Gebet kämpfen zu müssen. "Alles andere scheint immer dringlicher zu sein."

 

App zum Buch ab Dezember 

Hermann Glettlers handliches Buch "hörgott. Gebete in den Klangfarben des Lebens" umfasst 256 Seiten mit 14 farbigen Illustrationen des Künstlers Hans Salcher; es kostet 19 Euro. Gemäß der Tyrolia-Verlags-Info umfasst die zeitgemäße Gebetssammlung "Gebete zum morgendlichen Durchstarten und abendlichen Runterfahren, für Trostsuchende und Agnostiker ebenso wie für Menschen, die aufmerksamer für Gottes Gegenwart in allen Höhen und Tiefen des Alltags sein möchten".

 

Weitere Lesungen (bzw. "Vorbeten") finden in Graz am Montag, 4. Dezember 2023, um 18:30 Uhr in der Stadtpfarrkirche statt, sowie in Tirol am Donnerstag, 7. Dezember 2023, um 19 Uhr in der Brennbichler Kirche in Imst und am Samstag, 9. Dezember 2023, in der Franziskanerkirche in Schwaz. Hier präsentiert Bischof Hermann Glettler das Buch im Anschluss an ein Friedensgebet (Beginn 19 Uhr) ab 19:30 Uhr.  

Im Anschluss an die Präsentation signierte der Bischof einige der gerade gekauften Bücher. Foto: Cincelli/dibk.at