Alpenjesus beginnt seine Reise durch Tirol

In der HBLA Weinhartstraße in Innsbruck fand gestern die Vernissage zu einem einzigartigen Fotoprojekt statt: Drei Tiroler Schulen haben biblische Geschichte ins Heute übersetzt und damit eine Brücke zwischen der Bibel und ihrer eigenen Lebensrealitä...

Ein Jahr lang haben sich drei Oberstufenklassen die Frage gestellt, wie kann die Bibel ins Heute übersetzt werden. Das Ergebnis ist eine Ausstellung, die von ReligionslehrerInnen aus dem ganzen Land ausgeliehen werden kann.  

Ein Passant bleibt stehen. Er sieht den jungen Rollstuhlfahrer, direkt vor der Rolltreppe am Innsbrucker Hauptbahnhof. Verunsichert sieht der junge Mann aus, vielleicht etwas ratlos. „Kann ich helfen?“ versucht der Passant. Eine ältere Frau mischt sich ein: „Da drüben ist der Lift, den können sie problemlos benützen“, schlägt sie vor. Doch der Bursche im Rollstuhl bleibt beharrlich am Treppenbeginn stehen. Und viele junge Leute rauschen an ihm vorbei, drehen sich auf der Treppe um, grinsen oder spötteln.

Immer wieder packt einige unbeteiligte Passantinnen und Passanten das Mitleid. Wie kann man nur an dem armen, behinderten Menschen so vorbei strömen? Hat den die heutige Jugend gar kein Gefühl mehr? Warum hilft denn niemand? Die Erregung ist bei manchen so intensiv, dass sie gar nicht sehen, dass der Rollstuhlfahrer und die Jugendlichen, die ihn scheinbar im Stich lassen, gefilmt und fotografiert werden. Dass da eine Regisseurin steht, die alle ermutigt, ganz klar in ihren Rollen zu bleiben.

Nach zehn Minuten ist alles im Kasten, der junge Mann entsteigt erleichtert dem Rollstuhl. Ein anderer führt das Hilfsgerät sofort zurück zum mobilen Hilfsdienst, der es als Requisite zur Verfügung gestellt hat. Es gab viele Requisiten und viele Drehorte oder Plätze für Fotoshootings. Eine Bank, den Skaterplatz des Jugendzentrums, das Halltal, der Bahnhof, auch die Rückseite des Bahnhofs, eine Boutique von Vero Moda, den MPreis, das Café Wiener, die Bögen, die Klinik in Innsbruck, die Maria-Theresien-Straße und die drei teilnehmenden Tiroler Schulen.

Am 9. Oktober wurden die Bilder in der HBLA Weinhartstraße (Ferrarischule) in Innsbruck im Rahmen einer Vernissage der Öffentlichkeit präsentiert. Zur Veranstaltung sind neben den Schülerinnen und Schülern, die beim Projekt mitgemacht haben, sind auch zahlreiche Ehrengäste erschienen, die damit ihr Anerkennung für den großen Einsatz der Schüler ausgedrückt haben. Von Seiten der Diözese Innsbruck sind Bischof Manfred Scheuer und Generalvikar Jakob Bürgler gekommen, das Land Tirol war durch Soziallandesrätin Christine Baur vertreten. Von der Theologischen Fakultät Innsbruck nahm Prof. Roman Siebenrock teil, der im Vorfeld bereits theologische Kommentare zu den Bildern verfasst hat, die im Ausstellungskatalog abgedruckt sind.

Ausgezeichnet mit dem Innovationspreis der Diözese Innsbruck 

Das Projekt „Alpenjesus“ ist ausgezeichnet mit einem Preis der Diözese Innsbruck und Teil des Veranstaltungsreigens zum Jubiläumsjahr „50 Jahre Diözese Innsbruck“ im Jahr 2014. Doch diese Auszeichnung allein bedeutet gar nichts ohne den Mut, die Kreativität und die Arbeit der jungen Erwachsenen. Und der Zeit und Inputs, die ihnen die ReligionslehrerInnen gegeben haben.  

Ein Semester lang haben die jungen Leute geforscht, welche biblischen Szenen sich ins Heute übersetzen lassen. Vorgaben gab es zwei. Eine war: für sie selbst musste es relevant sein. Die Themen überraschen nicht und sind doch ganz oft schockierend in ihren offenen Interpretationen: die Geburt, der barmherzige Samariter, die Fußwaschung, die Versuchung Jesu, Ehebruch – und immer wieder das Thema Ausgestoßen sein.

Die zweite Vorgabe war, dass alles so von den jungen Leuten selbst dargestellt werden sollte, dass daraus eine Ausstellung gemacht werden könnte, die dann als Wanderausstellung an Schulen, Jugendgruppen und andere Interessierte im ganzen Land geht. Mit der Hoffnung, dass viele Diskussionen entstehen.

Die Lebenswelt der jungen Erwachsenen ist in allen Bildern schockierend und doch positiv zu erleben. Ohne Berührungsängste sind sie an die Aufgabe herangegangen. Sie halten sich selbst und uns allen einen Spiegel vor.

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Diözese Innsbruck - Aktuell