Aktion Leben: Prävention von Abtreibungen ernsthaft angehen

Überkonfessioneller Verein fordert zum Weltfrauentag mehr Ausgewogenheit statt Ideologie in Debatte über Schwangerschaft und dabei erlebte Krisen und Konflikte

Eine ausgewogene Beschäftigung mit dem Thema Schwangerschaft und Muttersein, die auch über den Schwangerschaftsabbruch hinaus reiche, fordert die "Aktion Leben" zum Weltfrauentag (8. März). Derzeit gerieten Frauen, die in schwierigen Umständen oder ungeplant schwanger werden, "völlig aus dem Blick von Politik und Gesellschaft", warnte Generalsekretärin Martina Kronthaler in einer Aussendung am Mittwoch. Grund sei eine derzeit aufgeladene und ideologische Debatte. Mehr finanzielle Unabhängigkeit für schwangere Frauen und Mütter sowie echte Anstrengungen zur Prävention von Abtreibungen hält der unabhängige Verein für dringend notwendig.

 

Kronthaler hinterfragte die Bedingungen für das Mutterwerden heute. Viele Frauen seien finanziell vom Partner oder von den Behörden abhängig, wisse die "Aktion Leben" aus der Schwangerenberatung. "Wir erleben zum Beispiel oft, dass Mütter ihre Mieten nicht bezahlen können, weil die Auszahlung des Kinderbetreuungsgeldes Monate dauert." Derartige Zustände seien "demütigend". Die Generalsekretärin forderte eine rasche und regelmäßige Auszahlung vor allem des Kinderbetreuungsgeldes sowie eine rasche Abklärung innerhalb aller EU-Länder.

 

Positive Veränderung sei zudem nur mithilfe von vielen Seiten möglich: "Schwangerschaftsabbrüche geschehen auch, weil Frauen keine positive Resonanz in ihrer Arbeitsstelle erwarten, weil sie ihren neuen Job nicht aufs Spiel setzen wollen, weil sie kein verlässliches soziales Netz haben", berichtete Kronthaler. Viele dieser Faktoren gelte es mit vereinten Kräften so zu verändern, "dass Frauen ein gutes Leben mit Kindern führen können".

 

Frauenärzte sollten weiters Informationen über spezialisierte Einrichtungen für Krisen oder Konflikte wegen einer Schwangerschaft besser weitergegeben, forderte Kronthaler. "Kostenlose Beratung in einer Situation, die so hoch emotional, komplex sowie weitreichend ist wie eine Schwangerschaft, die vielleicht nicht geplant war, sollte selbstverständlich sein. Spezialisierte, professionelle und ergebnisoffene Beratung ist nur einen Schritt entfernt. Das sollten alle Frauen wissen." - Unter anderem die "Aktion Leben" bietet solche Beratungszentren.

 

Suche nach Antworten 

Mit dem Ziel einer ausgewogeneren Debatte sollte man laut Kronthaler generell "über mehr als den Schwangerschaftsabbruch" sprechen und auch Fragen stellen wie: "Wie geht es Frauen, die ungeplant schwanger sind? Warum entscheiden sie sich für einen Abbruch? Warum kam es zur Schwangerschaft? Wo bleibt die Verantwortung der Männer? Warum gelingt es so schlecht, dass Sexualität frei von der Sorge um eine ungewollte Schwangerschaft gelebt werden kann?", zählte die Generalsekretärin auf.

 

Speziell die Politik solle die heiklen Themen Kinderwunsch, Schwangerschaftsabbruch, Schwangerschaftskonflikt und Familienplanung "unideologisch" diskutieren - "damit Frauen nicht in Situationen kommen, die sie nie wollten: vom Erleben einer Abtreibung, zu Abhängigkeiten nach der Geburt des Kindes, von zu lange aufgeschobenen Kinderwünschen bis zu belastenden und nicht immer erfolgreichen Kinderwunschbehandlungen", so Kronthaler.

 

Salzburg: Aufklärung und Alternativen zeigen

Genaue Zahlen zu Abtreibungen in Österreich fehlen bislang. Wie aus einem Bericht der "Salzburger Nachrichten" (SN, Mittwoch) hervorgeht, hat etwa in Salzburg die Rate an Schwangerschaftsabbrüchen pro gebärfähiger Frau seit 2005 zugenommen, auf zuletzt 694 in Landeskliniken vorgenommene Abtreibungen im Jahr 2023. Die dortige Landesregierung hat deshalb im Vorjahr einerseits eine Informationskampagne zur Vermeidung ungewollter Schwangerschaft sowie zur Adoption und Pflegeelternschaft als Alternative zum Schwangerschaftsabbruch angekündigt. Zugleich versprach man eine anonymisierte Studie, die das Alter der Frauen sowie die Gründe für Abtreibungen aufzeigen solle, um das Beratungsangebot entsprechend anzupassen.

 

Gesundheitslandesrätin Daniela Gutschi (ÖVP) bezeichnete laut SN die angekündigte Statistik als vorerst hinfällig, da man die Zahlen des Abtreibungsklinikums Gynmed als Ausgangspunkt verwenden wolle. Landeshauptmann-Stellvertreterin Marlene Svazek (FPÖ) zufolge seien jedoch weitere Erhebungen denkbar. Ziel sei vor allem, die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche zu reduzieren, durch Aufklärung über Verhütung und Aufzeigen von Alternativen zum Abbruch. (Infos: www.aktionleben.at)

 

Eine Meldung von www.kathpress.at