„16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ – kfbö fordert Taten statt Worte
Bis Mitte September 2025 wurden hierzulande bereits elf Frauen von Männern aus ihrem engsten Umfeld getötet. In allen Fällen waren die mutmaßlichen Täter Partner oder Ex-Partner. Jede dritte Frau in Österreich hat seit ihrem 15. Lebensjahr körperliche oder sexuelle Gewalt erlebt. Diese Zahlen stehen für unzählige zerstörte Leben, für Angst, Abhängigkeit und Ohnmacht und sie zeigen, dass der Schutz von Frauen weiterhin eine zentrale politische und gesellschaftliche Aufgabe bleibt.
Die kfb setzt sich seit jeher für den Schutz der körperlichen und seelischen Unversehrtheit von Frauen ein. Sie war an der Gründung der ersten Frauenhäuser in Österreich beteiligt, arbeitet bis heute in Netzwerken des Gewaltschutzes mit, bringt sich in politische Diskussionen ein und stärkt in ihrer Bildungsarbeit das Bewusstsein für Solidarität und Gleichberechtigung. Über die Aktion Familienfasttag unterstützt sie Partnerinnen im Globalen Süden, die Schutzräume schaffen und Strukturen der Selbstbestimmung aufbauen. Zum Verständnis von Gewalt gehört für die kfb auch, dass Frauengesundheit, Schwangerschaft und Geburt als ganzheitliches Geschehen gesehen werden. Die Würde von Frauen wird verletzt, wenn ihre körperliche Integrität gefährdet oder ihre Selbstbestimmung über gesundheitliche und geburtliche Fragen missachtet wird.
In Österreich ist 2025 vieles in Bewegung, doch die Herausforderungen bleiben groß. Die Bundesregierung arbeitet an einem neuen Nationalen Aktionsplan gegen Gewalt an Frauen, der auf Empfehlungen des Europarates und der EU aufbauen soll. Der GREVIO-Bericht, der im Herbst im Parlament diskutiert wurde, hebt hervor, dass Österreich zwar über ein dichtes Netz an Einrichtungen verfügt, jedoch an einheitlichen Standards, Daten und einer verlässlichen Finanzierung mangelt. Die Stimmung im Land ist gespalten: Einerseits wächst das Bewusstsein für Gewalt und ihre strukturellen Ursachen, andererseits werden feministische Anliegen immer wieder relativiert oder als übertrieben abgetan.
„Gewalt an Frauen ist kein Schicksal und keine Privatsache, sie ist eine strukturelle Realität, die unsere gesamte Gesellschaft betrifft“, betont Angelika Ritter-Grepl, Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs. „Als Christinnen wissen wir, dass jeder Mensch Ebenbild Gottes ist. Wo Frauen erniedrigt, geschlagen oder in Angst leben müssen, ist auch das Antlitz Gottes entstellt. Eine Kirche, die diesen Anspruch ernst nimmt, muss an der Seite der Frauen stehen, laut, klar und unüberhörbar.“
Die kfb erinnert daran, dass Glauben Verantwortung bedeutet: hinzuschauen, wo Unrecht geschieht, und Strukturen zu verändern, die Gewalt ermöglichen. Nächstenliebe darf sich nicht in Worten erschöpfen, sie muss in Schutz, Solidarität und Gerechtigkeit Gestalt annehmen. Die kfb fordert, dass Gewaltschutz endlich als gesamtgesellschaftliche Verpflichtung verstanden wird, getragen von politischem Willen, ausreichenden Ressourcen und einem tiefen Bewusstsein für die Verantwortung, die jede und jeder trägt.
Gerade in den „16 Tagen gegen Gewalt an Frauen“ ruft die Katholische Frauenbewegung dazu auf, Haltung zu zeigen: Betroffenen zuzuhören, Gewalt nicht zu relativieren, die Arbeit von Frauenhäusern und Hilfseinrichtungen zu unterstützen und in Pfarre, Familie und Öffentlichkeit das Schweigen zu brechen. Gewalt hat keinen Platz, weder im öffentlichen noch im privaten Raum, weder offline noch online.
Wenn Sie oder jemand in Ihrem Umfeld Hilfe braucht:
Die 24-Stunden-Frauenhelpline unter 0800 222 555 ist kostenlos, anonym und rund um die Uhr erreichbar. In akuten Gefahrensituationen wenden Sie sich bitte direkt an die Polizei unter 133.
Mehr dazu aus den Diözesen:
Diözese Innsbruck
https://www.dibk.at/Media/Organisationen/frauenreferat/gegen-gewalt-an-frauen