Theologie gibt Handwerkszeug gegen Fake News

"Mimikama"-Sprecher Wolf in ksoe-Podcast über verändertes Kommunikationsverhalten, die Gefährdung des sozialen Friedens und die besonderen Kompetenzen, die das Theologiestudium vermittelt

Eine eher ungewöhnliche Werbung für das Theologiestudium kommt vom Sprecher des Wiener Fakten-Check-Vereins "Mimikama": Theologie und Fakten-Checking passen sehr gut zusammen, da die Theologie auf einem genauen Hinsehen und Hinterfragen der Herkunft ihrer Geschichten und Narrative beruht, sagte der "Mimikama"-Sprecher Andre Wolf - selber seiner Ausbildung nach evangelischer Theologe - in der aktuellen Folge von "Der Sozialkompass", dem Podcast der Katholischen Sozialakademie Österreichs (ksoe).

 

Das gesamte Theologiestudium beruhe schließlich darauf, "dass man eben die Herkunft der Geschichten anschaut. Warum steht etwas in der Bibel? Das steht ja nicht ohne Grund da drin. (...) Und deswegen bin ich sehr froh, das studiert zu haben und zu wissen, dass alle Geschichten einen Hintergrund haben. Das ist nicht zwingend Lüge, nur weil jemand das so aufschreibt. Aber wir müssen begreifen, was dahinter steht." Tatsächlich nehme man aus diesem Grund bei "Mimikama" auch gern Theologinnen und Theologen ins Team auf, da diese Kompetenzen für das Fakten-Checking wichtig seien, so Wolf.

 

Anlass des Gesprächs ist der aktuelle ksoe-Forschungsschwerpunkt zum Thema "Sozialer Frieden". Die Gesellschaft brauche "gemeinsame, verlässliche Grundlagen, auf denen wir kommunizieren können. Ohne Vertrauen bricht der soziale Friede auseinander", betonte ksoe-Direktor Markus Schlagnitweit. Fake News und Deepfakes würden diese Grundlage systematisch untergraben - entsprechend sei ein Kampf gegen diese Phänomene von großer Bedeutung auch für die Wahrung des sozialen Friedens.

 

Bestätigt wurde dies im Gespräch von Andre Wolf: Die Strategien hinter moderner Desinformation seien darauf angelegt, Vertrauen gezielt zu zerstören. "Man überflutet die Leute mit Müll-Informationen, sodass sie am Ende sagen: Ich weiß nicht mehr, wem ich glauben kann. Diese Verunsicherung ist das Ziel", erklärte Wolf. Dadurch sinke die Schwelle für Hetze, extreme Positionen würden salonfähig, moralische Standards verlören ihre Bindekraft. In dieser Situation seien auch die Kirchen gefragt: "Wir brauchen Mut. Mut, um Stopp zu sagen, wenn Grenzen des Sagbaren immer weiter verschoben werden. Kirchen können und müssen diesen Mut und diese Standhaftigkeit mitgeben."

 

Der Verein "Mimikama" widmet sich seit rund 15 Jahren der Aufklärung über Internetmissbrauch. Fast 40.000 Faktenchecks und Recherchen hat der Verein inzwischen laut eigenen Angaben durchgeführt und online dokumentiert. Inzwischen besteht ein großer Teil der Arbeit des Vereins zudem in der Kommunikation, in Aufklärungsarbeit und der Durchführung etwa von Workshops zur Prävention.

 

Der Podcast "Der Sozialkompass" begleitet seit drei Jahren die wissenschaftliche Arbeit der ksoe. In der aktuellen Staffel zum Thema "Sozialer Frieden" kamen bislang u.a. Franz Küberl, Regina Petrik, Alt-Bundespräsident Heinz Fischer und Ruth Wodak zu Wort.

 

Eine Meldung von www.kathpress.at 

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Bild: NoName_13/Pixabay