Auftakt für 16 Tage gegen Gewalt an Frauen

Politisches Abendgebet in der Krypta des Doms zu St. Jakob am Montag, 24. November um 19:30 Uhr – kfbö fordert Taten statt Worte

Am 25. November erstrahlen Gebäude auf der ganzen Welt in einem auffälligen orangen Licht, um ein wichtiges Anliegen in den Fokus zu rücken: Gewalt, die sich gegen Frauen und Mädchen richtet.
Seit vielen Jahren unterstützt das Frauenreferat der Diözese Innsbruck diese Aktion, auch in den Pfarren. Sie stellt den Auftakt zu "16 Tage gegen Gewalt an Frauen" dar. 

 

Zum Beginn der internationalen Kampagne „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ erhebt die Katholische Frauenbewegung Österreichs (kfb) einmal mehr ihre Stimme: Gewalt an Frauen ist kein Randthema, sondern ein massives gesellschaftliches Problem, in Österreich, in Europa und weltweit. Bis Mitte September 2025 wurden hierzulande bereits elf Frauen von Männern aus ihrem engsten Umfeld getötet. In allen Fällen waren die mutmaßlichen Täter Partner oder Ex-Partner. Jede dritte Frau in Österreich hat seit ihrem 15. Lebensjahr körperliche oder sexuelle Gewalt erlebt. Diese Zahlen stehen für unzählige zerstörte Leben, für Angst, Abhängigkeit und Ohnmacht und sie zeigen, dass der Schutz von Frauen weiterhin eine zentrale politische und gesellschaftliche Aufgabe bleibt.

Die kfb setzt sich seit jeher für den Schutz der körperlichen und seelischen Unversehrtheit von Frauen ein. Sie war an der Gründung der ersten Frauenhäuser in Österreich beteiligt, arbeitet bis heute in Netzwerken des Gewaltschutzes mit, bringt sich in politische Diskussionen ein und stärkt in ihrer Bildungsarbeit das Bewusstsein für Solidarität und Gleichberechtigung. Über die Aktion Familienfasttag unterstützt sie Partnerinnen im Globalen Süden, die Schutzräume schaffen und Strukturen der Selbstbestimmung aufbauen. Zum Verständnis von Gewalt gehört für die kfb auch, dass Frauengesundheit, Schwangerschaft und Geburt als ganzheitliches Geschehen gesehen werden. Die Würde von Frauen wird verletzt, wenn ihre körperliche Integrität gefährdet oder ihre Selbstbestimmung über gesundheitliche und geburtliche Fragen missachtet wird.

In Österreich ist 2025 vieles in Bewegung, doch die Herausforderungen bleiben groß. Die Bundesregierung arbeitet an einem neuen Nationalen Aktionsplan gegen Gewalt an Frauen, der auf Empfehlungen des Europarates und der EU aufbauen soll. Der GREVIO-Bericht, der im Herbst im Parlament diskutiert wurde, hebt hervor, dass Österreich zwar über ein dichtes Netz an Einrichtungen verfügt, jedoch an einheitlichen Standards, Daten und einer verlässlichen Finanzierung mangelt. Die Stimmung im Land ist gespalten: Einerseits wächst das Bewusstsein für Gewalt und ihre strukturellen Ursachen, andererseits werden feministische Anliegen immer wieder relativiert oder als übertrieben abgetan.
„Gewalt an Frauen ist kein Schicksal und keine Privatsache, sie ist eine strukturelle Realität, die unsere gesamte Gesellschaft betrifft“, betont Angelika Ritter-Grepl, Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs. „Als Christinnen wissen wir, dass jeder Mensch Ebenbild Gottes ist. Wo Frauen erniedrigt, geschlagen oder in Angst leben müssen, ist auch das Antlitz Gottes entstellt. Eine Kirche, die diesen Anspruch ernst nimmt, muss an der Seite der Frauen stehen, laut, klar und unüberhörbar.“ 

Die kfb erinnert daran, dass Glauben Verantwortung bedeutet: hinzuschauen, wo Unrecht geschieht, und Strukturen zu verändern, die Gewalt ermöglichen. Nächstenliebe darf sich nicht in Worten erschöpfen, sie muss in Schutz, Solidarität und Gerechtigkeit Gestalt annehmen. Die kfb fordert, dass Gewaltschutz endlich als gesamtgesellschaftliche Verpflichtung verstanden wird, getragen von politischem Willen, ausreichenden Ressourcen und einem tiefen Bewusstsein für die Verantwortung, die jede und jeder trägt.
Gerade in den „16 Tagen gegen Gewalt an Frauen“ ruft die Katholische Frauenbewegung dazu auf, Haltung zu zeigen: Betroffenen zuzuhören, Gewalt nicht zu relativieren, die Arbeit von Frauenhäusern und Hilfseinrichtungen zu unterstützen und in Pfarre, Familie und Öffentlichkeit das Schweigen zu brechen. Gewalt hat keinen Platz, weder im öffentlichen noch im privaten Raum, weder offline noch online. 

Auftakt für 16 Tage gegen Gewalt an Frauen
Vom 25. November bis 10. Dezember soll das orange Landhausportal PassantInnen zur Auseinandersetzung mit Gewalt gegen Frauen und Mädchen anregen. Foto: Tiroler Landtag/Christanell

Veranstaltungen in der Diözese Innsbruck

Politisches Abendgebet am Vorabend der 16 Tage gegen Gewalt an Frauen

Wir gedenken am Vorabend der 16 Tage allen Frauen, die Gewalt erfahren. Die Spitze des Eisbergs gegen Gewalt an Frauen sind Femizide. Diese Morde lassen uns fassungslos und ohnmächtig zurück, aber wir wollen sie nicht vergessen. Deshalb lädt die Katholische Frauenbewegung und das Frauenreferat der Diözese Innsbruck jährlich am Vorabend des internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen zu einem politischen Abendgebet ein. Wir gedenken der Frauen, die Opfer eines Femizids wurden. Wir legen vor Gott unsere Ohnmacht, unsere Trauer und unsere Wut - und wir beten für eine gesellschaftliche Veränderung. 
Termin: Montag, 24. November, 19.30 Uhr
Ort: Krypta des Doms St. Jakob in Innsbruck
Weitere Infos gibt es hier
 
„Die Scham muss die Seite wechseln!“ – Der Fall Gisèle Pelicot und seine Auswirkungen in Tirol
Gisèle Pelicot wurde über viele Jahre von ihrem Ehemann und vielen weiteren Männern unter Drogen gesetzt, vergewaltigt und gefilmt. Als es zum Prozess kam, wollte Pelicot, dass dieser öffentlich geführt wird und prägte den Satz: „Die Scham muss die Seite wechseln!“. So hat sie dazu beigetragen, die Sicht auf das Thema Vergewaltigung zu verändern, was sich auch in der Beratungspraxis zeigt.
Die Journalistin Beate Hausbichler (Der STANDARD) hat den Prozess verfolgt und legt diesen im Rahmen der internationalen Kampagne "16 Tage gegen Gewalt an Frauen" dar. Anschließend diskutieren Vertreter:innen von Frauen* gegen Vergewaltigung, Männerberatung Mannsbilder und Frauen* haus Tirol und analysieren die Auswirkungen dieses Prozesses auf Tirol.
Termin: Dienstag, 09. Dezember, 19-21 Uhr
Ort: Haus der Begegnung
Beitrag: Eintritt frei
Weitere Infos findet ihr hier